Querenburg. . Turbulente Debatte in der Bezirksvertretung Süd: Kritiker des umstrittenenen „Campus Quartiers Lennershof“ fürchten ein Gewerbegebiet direkt vor ihrer Haustür. Die Politiker fordern weitreichende Nachbesserungen.

Eine solch turbulente Sitzung dürfte die Bezirksvertretung Süd seit einer Weile nicht erlebt haben. Der Saal im Uni-Center ist bis zum Bersten gefüllt. Dicht gedrängt stehen die Menschen hier, darunter viele Kinder und Ältere, und halten Plakate hoch, auf denen „Campus Quartier: Nein danke“ oder „Wo sollen wir Fußball spielen?“ steht.

Bezirksbürgermeister Helmut Breitkopf-Inhoff (SPD) hat sichtlich Mühe, die Sitzung in halbwegs geordnetem Rahmen durchzuführen. Sogleich wehrt er sich gegen den Vorwurf in einer E-Mail, die Bezirksvertretung würde den geplanten Umbau der Siedlung Lennershof „heimlich, still und leise“ durchpauken: „Unsere Sitzungen sind öffentlich“, betont er. Die Stimmung ist aufgebracht.

Worum geht’s? Die Stadt plant gemeinsam mit der VBW, die Lennershofsiedlung aufwändig umzugestalten (die WAZ berichtete). Hier soll das neue „Campus Quartier Lennershof“ entstehen: ein Mix aus Wohnungen, Büros und Gewerbe mit einer nahen Verbindung zur benachbarten Hochschule. Ob es nun darum gehe, Gastdozenten oder Studenten unterzubringen: „Die Uni sieht hier einen hohen Bedarf“, erläutert Kai Müller vom Amt für Stadtplanung. Finanziell, so Breitkopf-Inhoff, sei die Ruhr-Uni an dem Projekt nicht beteiligt.

Anwohner fürchten steigende Mietpreise

Eine „schlangenartige Bebauung“ ermögliche „großzügige Fuß- und Radwege“ sowie die Errichtung einer neuen Spielfläche, die allerdings nicht so groß ausfallen würde, um hier Fußball spielen zu können: „Das ist in diesem Plan nicht vorgesehen“, räumt Kai Müller ein.

Immer wieder unterbricht Breitkopf-Inhoff die Sitzung, um die Kritiker zu Wort kommen zu lassen. Vor allem fürchten die Anwohner, ihre Siedlung könne schleichend zu einem Gewerbegebiet mit steigenden Mietpreisen umgewandelt werden. „Sonst wäre das für die VBW doch überhaupt nicht rentabel“, sagt eine Dame.

Hohes Verkehrsaufkommen wird befürchtet

Bis zu 80 % Gewerbebetriebe wäre im Lennershof zu erwarten, fürchten die Kritiker. „Deutlich mehr als 50 % werden Wohngebiet sein“, hält Müller dagegen. „Das schreibt die Baunutzungsverordnung so vor.“ Zur Beruhigung der Anwohner trägt das kaum bei. Ein weiterer Kritikpunkt: der zu erwartende Verkehr. „Hier leben 170 Kinder, die viel draußen spielen“, sagt eine Frau. „Die Ansiedlung von Büros und Gewerbe würde alles zerstören, was den Wert unserer Siedlung ausmacht.“ Überhaupt: Ein etwa fünfgeschossiges Bürogebäude in den Querenburger Himmel ragen zu lassen, sei mitten zwischen den Wohnhäusern viel zu hoch. „Und dafür sollen 60 Jahre alte Bäume geopfert werden.“

Nach 20-minütiger Beratung forderte die Bezirksvertretung weitreichende Nachbesserungen: „Wir wollen die Bedenken der Bürger berücksichtigen“, verlas Amtsleiter Peter Sennin eine Erklärung. Insbesondere die Höhe des Bürogebäudes sei genau zu überprüfen.