Weitmar. .
Es ist mehr als nur in Schritt in Richtung Selbstständigkeit: 16 Menschen mit schweren Behinderungen haben ein Appartementhaus in Weitmar an der Elsa-Brandström-/Ecke Wasserstraße bezogen, wo sie nicht mehr für jeden Handgriff Hilfe benötigen.
„Wir betreten Neuland“, so beteuerte Eckhard Sundermann, Geschäftsführer und Fachbereichsleiter Psychosoziale Hilfen der Diakonie Ruhr, als vor fast zwei Jahren, die Pläne vorgestellt wurden. Die Diakonie ist Bauherr dieses bundesweit bislang einmaligen Projekts, dem sich als Kooperationspartner der Landschaftsverband Westfalen-Lippe und dessen Tochter Westfälisch-Lippische Vermögensverwaltungsgesellschaft (WLV) anschlossen. Die Investition lag bei 2,4 Millionen Euro. Bis heute, so beteuert Sundermann, gebe es kein vergleichbares Projekt, bei dem Technik als Alltagshilfe so konsequent eingesetzt werde.
Nutznießer sind Bochumer mit schwersten körperlichen und geistigen Behinderungen. WLV hatte vorab den Bedarf nach Wohnraum für Menschen mit Behinderungen bei der Stadt erfragt. Ergebnis: Über 100 Rollstuhlfahrer in Bochum warten auf einen Wohnplatz.
Nun aber leben die 16 Männer und Frauen, die meisten von ihnen sind mehrfach behindert, in einem „intelligenten Haus“ mit Wohnungen, die passgenau für ihre Bewohner geplant worden waren – für die Architekten eine Herausforderung. Unter ihnen ist Marc Szymkowiak, ein junger Mann, der seine Arme nicht bewegen kann und über ein Mundstück den Computer sogar fürs Kommunizieren nutzt.
Was allen zugute kommt: Aufzug, Türen, wohnungsgesteuerte Belüftung, Heizung und Rufanlagen können jeweils über den Rollstuhl gesteuert werden – ohne, dass sich der Mieter hochhieven müsste, um Riegel oder Schalter zu erreichen.
Für die Menschen ein enormer Schritt hin zu mehr selbstbestimmtem Leben, ohne, dass sie durchweg auf andere angewiesen wären.Felix Ehlert von der Diakonie: „Sie sind nun Mieter, kaufen selbst ein, fahren mit dem Rollstuhl zum Bäcker, ins Restaurant, in die Kneipe.“ Wie Birgit Czipluch, die über die Rollstuhlrampe in Bogestra-Bussen mobil sein kann. Ohne Pflegedienst geht’s dennoch nicht, doch konnten die Bewohner ihre Wahl selbst treffen; sie waren, anders als in Wohnheimen, nicht an die Diakonie gebunden.
„Die Software-Ausstattung gehört zu den Standardleistungen der Krankenklasse“, so Reinhard Jäger, Leiter des Wohnheims in Weitmar. Zudem gibt es eine 24-Stunden-Bereitschaft.