Linden. Die jüdischen Kaufleute wurden von den Nationalsozialisten ermordet.Jetzt mahnen zwei Stolpersteine auf der Hattinger Straße an ihr Schicksal

Ihre Namen wären wohl fast vergessen. Doch den umfassenden historischen Recherchen einer Projektgruppe der Theodor-Körner-Schule (TKS) ist es zu verdanken, dass jetzt in Linden in besonderer Weise an das Schicksal der jüdischen Kaufleute Hugo und Johanna Marcus erinnert wird.

Der Künstler Gunter Demnig, Schöpfer der Stolpersteine, hat auf der Hattinger Straße 776 zwei Stolpersteine für sie verlegt. Jüdische Geschichte soll in Linden lebendig bleiben. Mit den Gedenksteinen soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die während der Zeit des Nationalsozialismus ermordet, deportiert oder in den Suizid gerieben wurden.

Viele Bürger, Schüler der TKS mit ihren Lehrern, Mitglieder der Naturfreunde und Lokalpolitiker hatten sich eingefunden, um bei der Verlegung dabei zu sein. TKS-Schulleiter Bernhard Arens wies auf die vielfältige Arbeit der Projektgruppe hin. Besonders erwähnte er die erste Begleiterin der Gruppe, Yvonne Plonka, die sämtliche Überlegungen zum Start dieses Kurses koordiniert und initiiert habe. „Ohne ihr Engagement hätte es den Kurs nicht gegeben, der jetzt mit dem gleichen Einsatz von Thomas Holz weiter begleitet wird.“

30 Schüler beschäftigen sich mit der Thematik

30 Schüler der Jahrgangsstufen 12 und 13 werden sich noch ein ganzes Jahr mit der umfangreichen Thematik beschäftigen. Eine Dokumentation, die daraus entsteht, wird von den Naturfreunden finanziell unterstützt.

Lob von der Bezirksbürgermeisterin

Bezirksbürgermeisterin Doris Erdmann lobte die Arbeit der Projektgruppe. Vor allem der intensiven Arbeit der Schüler Gamze Göksu und Laureen Walter sei die Verlegung letztlich zu verdanken: „Die Bezirksvertretung Südwest hat in ihrer Sitzung vor den Sommerferien die Unterstützung dieses Projektes ausdrücklich begrüßt und es in Form eines finanziellen Zuschusses unterstützt. Es ist traurig und darf niemals in Vergessenheit geraten, dass in unserem Heimatland der Völkermord an Millionen Menschen möglich war.“

„Warum gerade die Familie Marcus?“

Laureen Walter und Gamze Göksu haben sich besonders mit dem Schicksal von Hugo und Johanna Marcus .und ihrer Familie befasst. In ihrer Ansprache erzählten sie aus dem Leben der Familie. „Warum gerade die Familie Marcus?“ war die Frage. Laureen und Gamze ließen es die Zuhörer in sehr bewegter Weise wissen. Bei einer Besichtigung der alten jüdischen Geschäftshäuser im Stadtteil Linden fiel der Blick auf das in seiner ursprünglichen Form erhalten gebliebene Gebäude auf der Hattinger Straße 776, in dem die Familie Marcus im Jahr 1933 ein Konfektionsgeschäft betrieb.

Eine normale Familie mit vier KIndern

„Mit Hugo, Johanna und ihrer Familie wollten wir uns stellvertretend für die vielen jüdischen Mitbürger in Linden beschäftigen“, erzählen die beiden TKS-Schüler Gamze Göksu und Laureen Walter. Recherchen führten sie in die Archive in Münster, Hattingen, Bochum, Schwelm und Gelsenkirchen. „Wir können der Familie Marcus wieder ein Gesicht geben “, sagen sie. „Der heutigen Generation können wir sagen, dass sie mit ihren vier Kindern ganz normale Bürger in Linden waren.“

Kontakt zum Sohn in den USA

Dann zerstörten die Nationalsozialisten dieses Glück. Durch die Erzählungen des heute 103-jährigen Sohnes Howard, der in den USA lebt und mit Gamze und Lauren einen regen E-Mail-Austausch betreibt, erfuhren die Schüler, dass Vater Hugo die deutsche Bevölkerung für zu intelligent, gebildet und aufgeklärt hielt, um lange hinter einem „eingebildeten, dummen Hitler“ zu stehen. Das war ein fataler Irrtum. Statt zu fliehen beschloss er, mit seiner Frau in Deutschland zu bleiben. „Am 28. April 1942“, so Laureen und Gamse, „wurde das Ehepaar Marcus vom Dortmunder Bahnhof aus nach Zamosc ins Ghetto deportiert. Ihre Spur verliert sich. Sie haben den Holocaust nicht überlebt.“