Süd.. Polizei, Verkehrswacht und Bogestra zu Gast bei den Grundschülernan der Friederikastraße. Eine stadtweit bisher einzigartige Aktion
Hoch konzentriert sitzt die neunjährige Johanna auf ihrem Platz, hält sich gut fest und wartet gespannt auf die angekündigte Vollbremsung. Dann ist es plötzlich soweit: Fahrer Erwin Wassermann steigt in die Eisen und bringt „seinen“ Bus auf dem Schulhof zum Stehen. Gekreische unter den kleinen Passagieren. So heftig hatten sie sich die Bremsung nicht vorgestellt. Und Aufatmen: Niemandem ist etwas passiert. Mit Ausnahme von Florian. Die Verkehrsübungspuppe der Bogestra flog durch den Bus. Sie hatte sich nicht festgehalten. Dabei war der Bus gerade erst angefahren und nur drei Km/h schnell. Ein paar Minuten später erleben die Kinder, was bei 30 Km/h passiert . . .
Anschauungsunterricht an der Grundschule Friederikastraße, von dem garantiert etwas hängen bleibt. Das zumindest hoffen die beiden Macher der in Bochum bisher in diesem Umfang einzigartigen Verkehrssicherheitsaktion, Rolf Greulich, Vorsitzender der Verkehrswacht, und Polizeihauptkommissar Siegfried Klein. Letzterer hatte eine ähnliche Aktion in Herne entdeckt, bestaunt – und gleich für Bochum übernommen. Ziel: Jedes Jahr eine Veranstaltung. Unterstützung bekommt er genug. „Wenn es um Kinder geht, machen die meisten begeistert mit“, weiß er.
Zusammen mit der Bogestra versuchen Verkehrswacht und Polizei an diesem Tag, mit vielen gleichzeitigen Aktionen das Bewusstsein der Grundschüler für die im Straßenverkehr lauernden Gefahren zu schärfen. Und das mit allen Klassen. Während die Großen aus der „Vierten“ schon mal lernen, wie sie sich bald, wenn es auf die weiterführende Schule geht, im Bus zu verhalten haben, gehen die Kleinen mit Polizisten den Schulweg ab.
Zum Dank gibt es selbstgemalte Karten
Die Zweitklässler lassen derweil beim Sehtest ihre Augen checken. „Das ist wichtig“, erklärt Rolf Greulich. „Eltern bekommen eine Sehschwäche ihrer Kinder oft nicht mit.“ Und die Drittklässler prüfen mit der Laserpistole, ob die Autofahrer auf Höhe ihrer Schule auch schön die Geschwindigkeit einhalten. Zum Dank werden einige von ihnen herausgewunken und bekommen selbstgemalte Karten.
Auch die Eltern werden mit ins Boot geholt
Doch es geht nicht nur um die Kinder. Auch die Eltern werden mit ins Boot geholt. „Viele haben schon nach 14 Tagen vergessen, dass hier kleine Kinder zur Schule gehen“, weiß Rolf Greulich. Deshalb haben er und seine Mitstreiter für diese Aktion auch extra einen Termin mehrere Wochen nach Schulanfang gewählt. Greulich: „Die Eltern sollen sich ernsthaft mit der Thematik Verkehrssicherheit beschäftigen. Wichtig ist, dass sie wissen, auf welchem Entwicklungsstand ihr Kind ist.“
Ohne erhobenen Zeigefinger
Dass die Grundschule Friederikastraße für diese erste Aktion ausgewählt wurde, war kein Zufall. „Uns ist das enorme Gedränge hier morgens kurz vor Schulbeginn auf der Straße aufgefallen. Da haben wir reagiert“, erklärt Greulich. Sehr zur Freude auch von Rektorin Dorothea Titta: „Gut, dass die Eltern miteingebunden sind. Und das ohne erhobenen Zeigefinger. Toll.“