Linden. . Auf Streife in Linden begegnen Ralf Heisterkamp viele interessante Menschen. Der Hauptkommissar ist für sie da – und drückt auch mal ein Auge zu
„Der Aufenthalt in Linden soll angenehm sein, Angsträume dürfen nicht entstehen. Und das soll auch so bleiben.“ Ralf Heisterkamp setzt seine Mütze auf und verlässt die Wache Südwest. Der Bezirksbeamte muss es wissen. Fast täglich dreht er seine Runde durch den Ortsteil. Vom Sattelgut bis zur Lindener Straße, vom Röderschacht bis zur Lewacker Straße „schaut er nach dem Rechten“. Als erster Ansprechpartner für die Bürger, immer mit zumindest einem Ohr ganz nah bei den Menschen. „Schließlich wissen die Leute selbst am besten, wo in Linden der Schuh drückt“, betont der 56-Jährige.
Dabei sind es in Linden eher die kleinen Vergehen, die dem Polizeihauptkommissar auffallen. So wie an diesem Vormittag: Noch schnell die Jacke zugemacht, steht Heisterkamp an der Hattinger Straße und bemerkt ein Fahrzeug, geparkt vor der Sparkasse. Kurz beim Halter nachgefragt, Behindertenausweis entdeckt, ein Auge zugedrückt. So kann es gehen, muss es aber nicht. „Denn immerhin haben wir in Linden zwei große Parkplätze“, schildert der Polizist, dass nicht jeder zum Einkauf fast bis ins Geschäft hinein fahren muss – und dadurch Geh- und Radwege zustellt.
Viele befolgen seinen Rat. Der Parkplatz an der Nöckerstraße ist voll. „Das ist natürlich ein gutes Zeichen für die Geschäftswelt. Aber hier kann auch viel passieren.“ Fahrzeugaufbrüche, kleinere Unfälle, alles habe es schon gegeben. So gehört der Parkplatz zu Heisterkamps Anlaufstellen, wie auch die Lebensmittelmärkte. Handtaschendiebstähle sind für ihn ein großes Thema: „Da gucke ich gern mal, ob alles in Ordnung ist und berate insbesondere ältere Menschen.“
Ansprechpartner für alle
Generell will der Dorfsheriff niemand sein, der vor bestimmten Situationen die Augen verschließt. Weder vor diesen Kleinigkeiten, noch vor größeren Aufgaben, die in Linden durchaus anfallen. An zwei Verteilstellen wird täglich an rund 250 Personen Methadon ausgegeben. Manche bleiben danach nicht lange im Stadtteil, eine Gruppe sucht Heisterkamp hingegen regelmäßig auf. Klärt mit den Betroffenen, an welchen Stellen sie sich aufhalten dürfen und wo sich Anwohner beschweren. „Das gehört dazu. Ich bin Ansprechpartner für alle.“ Und während der Bezirksbeamte seine Route abläuft, wird er oft angesprochen. Manche kennen ihn, andere lernen ihn kennen – wenn’s denn sein muss.
Mit den Kleinen aus dem Kindergarten übt er Hilfeschreie
Dabei ist es dem Polizisten ziemlich egal, in welcher Form jemand auf ihn zukommt. Von den Kindern mit dem Vornamen angeredet, von anderen mit „Dorfsheriff“ – Hauptsache, die Botschaft kommt an. „Mit den Kleinen aus den Kindergärten übe ich sogar auf der Straße das Schreien von ‚Hilfe’ und bin dann neugierig auf die Reaktion der Bürger. Denn kleinere Kinder sind ja noch ohne Handy unterwegs.“
Mehrmals in der Woche steht für Ralf Heisterkamp auch Schulwegsicherung auf dem Programm. Gerade Senioren wissen: Die Linie 359 ist nach Schulschluss Sperrgebiet. Schon etliche Meter vor der Haltestelle „Kniestraße“ stellen die Jugendlichen aus dem Schulzentrum Südwest den Bus und versuchen, einen Sitzplatz zu ergattern – ohne Rücksicht auf Verluste. Jetzt nach den Ferien soll sich das ändern: „Die Haltestelle wird verlegt, Halteverbote werden errichtet.“ Abwarten, wie sich die Situation entwickelt. „Wir bleiben dran“, verspricht Heisterkamp.