Süd. Ein spannender Bergbaurundweg des Vereins „HU-Kultur“ führt von Querenburg bis zum Kemnader See und wieder zurück. „Ich wusste bisher überhaupt nicht, dass es in Bochum auch Konzentrationslager gegeben hat“, meinte eine junge Teilnehmerin.
„In der Stadt erlebt man gar nicht so viel Grün, dabei liegt es eigentlich direkt vor der Haustür.“ Die 12-jährige Anna Keil musste schmunzeln. Zusammen mit ihren jüngeren Geschwistern Felix und Max sowie Mutter Daniela machte sie bei der geführten historischen Wanderung von „Hu-Kultur“, dem Café-Treff und Kulturzentrum in der Hustadt, mit. Dieser führte entlang des Bergbaurundweges „Ruhr Universität“ von der Hustadt zum Kemnader See und zurück.
Anna fand es nicht nur toll, durch den Wald zu gehen und dessen Atmosphäre bei strahlendem Sonnenschein zu erleben. Sie war auch schwer beeindruckt von so mancher Erklärung ihres Wanderführers Rolf Haarmann. „Ich wusste bisher überhaupt nicht, dass es in Bochum auch Konzentrationslager gegeben hat“, erklärte sie nachdenklich.
Haarmann erinnerte daran, als die knapp 30 Besucher der Wanderung auf dem 15 Kilometer langen Weg quer durch die Region die Zeche Gibraltar der Gewerkschaft Vereinigte Gibraltar Erbstollen in Oveney am Kemnader See erreichte. „Hier war schon 1933 ein wildes KZ der Nationalsozialisten“, erklärte er.
Gedenktafel erinnert an Zwangsarbeit am Stollmundloch
Bezirksbürgermeister Helmut Breitkopf-Imhoff, der ebenso wie sein Vorgänger Lutz Gollnick an der Wanderung teilnahm, erfuhr: „Der damalige Bezirksvorsteher Bochum-Süd und Sozialdemokrat August Bahrenberg wurde hier im März 1933 inhaftiert sowie derart gefoltert und gequält, dass er als gebrochener Mann nach Hause zurückkehrte und wenig Monate später verstarb.“ Heute erinnere eine Straße in der Lennershofsiedlung an Bahrenberg.
Heute, so der 61-jährige Haarmann, gebe es erneut nationalsozialistische Tendenzen von Leuten, die aus der Vergangenheit nichts gelernt hätten.
Die Gebäude der ehemaligen Zeche wurden später ein Nebenlager des KZ Buchenwald. „Missliebige“ Bürger aus der Region mussten hier vor dem ehemaligen Stollenmundloch Zwangsarbeit leisten. Allein eine etwa ein Meter große Tafel an einem der Gebäude erinnert – von vielen Radfahrern und Skatern weitgehend unbeachtet – an die damaligen Ereignisse.
Die Geschichte der Zeche, so Haarmann, reiche bis ins Jahr 1786 zurück, als das Preußisch-königliche Oberbergamt Dortmund die Genehmigung zum Kohlenabbau erteilte. Ab 1830 diente dann ein etwa zwei Kilometer langer Erbstollen insbesondere dem Kohletransport zur Ruhr und der Entwässerung der Grube. Nach der ersten Stilllegung im Jahr 1883 wurde dann bis zur endgültigen Stilllegung im August 1925 Kohle gefördert.
Viele neugierige Zuhörer
Weitere historische Stationen des Spaziergangs waren etwa das Ruhrlandheim, das in den 30er Jahren vom Reichsarbeitsdienst errichtet worden sei, sowie die ehemalige Zeche Klosterbusch (Lottental) und deren Seilbahn quer durch die Region bis nach Witten-Herbede. „Sehen Sie diese grünen Inseln auf dem Getreidefeld?“, fragte der 61-Jährige die Besucher. „Dort standen früher die Betonpfeiler der Bahn.“ In Herbede wurde dann die Kohle gewaschen (vom Gestein befreit) und in die Eisenbahn verladen.
Haarmann fand viele neugierige Zuhörer. So machte eine 14-köpfige Wandergruppe vom Sportverein „Frisch-Auf Altenbochum“ mit, die vor allem von dem Gehweg durch viel Grün nahe den belebten Verkehrsstraßen begeistert war. Der Engländer David Beal, langjähriger Lektor an der Ruhr-Uni, und seine Ehefrau Romayne fanden esspannend, ganz andere Ecken ihrer Heimatstadt kennenzulernen. Alt-Querenburger Norbert Bücher wanderte wiederum auf vielen Pfaden seiner Jugenderinnerungen mit. Etwa beim Steinbruch nahe der Zeche Klosterbusch.
„Die Mischung an Teilnehmern macht für mich das Spannende an diesen Wanderungen aus“, erklärte Haarmann. Seit 2008 unternimmt er diese Führungen. Damals war er noch mit Ernst Beier unterwegs, der den Wanderweg entwickelte. Der Bergbauwanderweg wird allerdings selten begangen. Eher gibt es geologische Führungen, von der wieder eine in Planung ist. Am Ende gab es für jeden eine Urkunde zum „Querenburger Ehrenknappen“.