Dahlhausen. . Polizeihauptkommissar Herbert Nagel sorgt auf den Straßen des Stadtteils für Recht und Ordnung – und die meisten mögen ihn für seine offene und ehrliche Art.

„Dahlhausen ist ein Stadtteil im Wandel. Und das hat Charme“, findet Polizeihauptkommissar Herbert Nagel. Er nimmt noch einen Schluck aus der Wasserflasche, blickt aus dem Café im neuen Lebensmittelmarkt am Dahlhauser Bahnhof und sieht somit nicht nur die Veränderungen – sondern ist mittendrin. Das Discounter-Gebäude ist neu, nebenan die Seniorenwohnanlage sowieso. Noch ein Stück näher zum Eisenbahnmuseum befindet sich der Ruhrauenwohnpark, und auch dieser hat erst ein paar Jahre hinter sich. Der Wandel ist mehr als nur greifbar, rund 12 000 Menschen leben inzwischen im Revier des Dorfsheriffs.

Nagel, ein Hüne von 1,90 Meter, kommt ins Schwitzen. Es ist doch noch einmal wärmer geworden in diesem Sommer, womit die Ruhrwiesen zu einem beliebten Ausflugsziel werden. „Bisher hatte freitags immer unser bester Kollege zugeschlagen: das Wetter“, sieht der 58-Jährige dank Petrus’ Meinungswechsel nun mehr Arbeit auf sich und seine Kollegen zukommen.

Denn Sonnenschein auf nackter Haut, dazu ein kühles Blondes, das bekommt nicht jedem. Durch die Polizei-Präsenz bleibt jedoch noch manches im Rahmen. „Wir haben schließlich unsere Zuträger, stehen in Kontakt mit dem Kanu-Club und der DLRG. Eine größere Schlägerei wie vor einigen Jahren hat es nie wieder gegeben“, schildert der Streifenpolizist.

Am Schlimmsten ist die Vermüllung

Viel schlimmer ist für ihn die Vermüllung, wenn Hunderte an die Ruhr strömen. Obwohl Nagel die Besucher in Schutz nimmt. „Die Mülleimer müssten einfach häufiger geleert werden.“ Eine Plastiktüte hätten sogar viele mit dabei, doch die Behälter laufen über. „Ich kann das nicht verstehen. Das Problem ist doch bekannt“, sagt Nagel und zeigt exemplarisch auf einen Berg aus Flaschen und Verpackungen, unter dem sich wohl auch irgendwo ein Behälter befinden müsste. Es sind generell eher die kleinen Probleme, mit denen sich der Polizist vor Ort beschäftigen muss. „Angstgefühle sind sehr subjektiv“, blickt Nagel in den Eisenbahntunnel, den nicht nur Fahrgäste, sondern auch die Besucher der Ruhrwiesen durchqueren.

„Klar ist es ein dunkler Ort, nichts zum Wohlfühlen. Aber wir haben hier keine Körperverletzungen oder noch schwerwiegendere Straftaten zu verzeichnen.“ Das gelte übrigens für den gesamten Stadtteil. „Man darf auch am späten Abend durch Dahlhausen gehen.“ Nicht nachts, sondern am helllichten Tag kreist die Flasche rund um den Springbrunnen am Bahnhof. Herbert Nagel sucht das Gespräch: „Von denen, die hier heute sitzen und Bier trinken, kann früher sogar jemand mal Arzt gewesen sein. Ich kenne keine Berührungsängste, und in all den Jahren ist auch niemand ausfallend geworden.“

Wie im Fernsehen

„In all den Jahren“ heißt für Nagel konkret seit 2007. Damals hat er den Streifendienst in Linden und Dahlhausen übernommen, ab 2009 gehörte dann nur noch Dahlhausen zu seinem Revier. „Wie im Fernsehen“ ermittelt Herbert Nagel, wenn es darum geht, den Aufenthaltsort bestimmter Personen herauszufinden. Auch das gehört zu seinen Aufgaben. Erscheint jemand nicht vor Gericht oder wird gesucht, kommt der Bezirksbeamte zum Einsatz. Schließlich kennt er sich vor Ort aus, und die Menschen kennen ihren Dorfsheriff. „Ein spannendes Feld“, findet Nagel.

Als Kontaktbeamter der Polizei für islamische Institutionen scheint der Eppendorfer in seinem Bezirk außerdem richtig aufgehoben. Der Dahlhauser Ortskern ist interkulturell geprägt, Nagel genießt Vertrauen. „Menschen mit Migrationshintergrund brauchen ein Gesicht, einen Ansprechpartner, nicht nur Polizei.” Mit diesem Grundsatz will er ein Stück dazu beitragen, dass die Menschen in Dahlhausen noch enger zusammenwachsen. In einem Stadtteil, der sich wohl noch wandeln wird, wenn Nagel längst in Rente ist.