Querenburg. Letzter Gottesdienst zur Entwidmung der Apostelkirche im Kirchenforum auch von Protesten aus der Gemeinde begleitet

Am 19. Mai 1972 legten Ruhrbischof Dr. Franz Hengsbach, Hans Thimme, Präses der westfälischen Landeskirche und der damalige Wissenschaftsminister Johannes Rau den Grundstein für das ökumenische Kirchenforum im Uni-Center, das zum ersten Mal in Deutschland die beiden Volkskirchen unter einem Dach zusammenführte.

Nun ist das (fast) alles Geschichte: im September 2008 zog die katholische Gemeinde aus dem Forum aus. Der Bevollmächtigtenausschuss der evangelischen Kirchengemeinde Querenburg entwidmete als letzte Amtshandlung die Apostelkirche mit einem Gottesdienst, da der gesamte Baukomplex an einen Investor verkauft ist. Allein die beiden Hochschulgemeinden sind geblieben.

Diese Entwidmung stand für die Gemeinde, in der es seit Jahren interne Konflikte gibt (wir berichteten), jedoch wieder unter schwierigen Vorzeichen: Gemeindepfarrer Michael Wuschka, seine Mitarbeiter und Teile des ehemaligen Gemeindebezirks verweigerten die Teilnahme an diesem Abschiedsgottesdienst. Die Gemeindeleitung öffnete darüber hinaus nicht die Kirche. Dem Bevollmächtigtenausschuss blieb deshalb nichts anderes übrig, als Universitätspredigerin Prof. Dr. Isolde Karle um einen Schlüssel für die Kirche zu bitten und Kirchenkreiskantor Arno Hartmann zum Dienst an der Orgel heranzuziehen.

Gut 50 Gottesdienstbesucher nahmen so schließlich Abschied von der Kirche als Gemeindekirche. „Alles hat seine Zeit, Gott gib uns diese Erkenntnis, wenn wir diesen Raum nun endgültig verlassen“, erklärte Heike Lengenfeld-Brown, die stellvertretende Superintendentin und Mitglied im Bevollmächtigtenausschuss schon bei ihrer Begrüßung.

Dessen Vorsitzender Pfarrer i.R. Klaus-Peter Röber übernahm die Predigt. Deutlich machte er, dass Kirche und Gesellschaft in einer Zeit großer Umbrüche leben, in deren Folge aus finanzieller Not innerhalb der evangelischen Kirche viele sakrale Gebäude geschlossen werden müssten. „Es ist leichter, davon in der Zeitung zu lesen, als selbst davon betroffen zu sein“, befand er nachdenklich. „Hier wurde fast 37 Jahre lang Gottesdienst gefeiert, geistliche Konzerte aufgeführt und kirchliche Feste gefeiert. Für Manche wurde die Kirche so ein Stück geistliches Zuhause“, so Röber unter anderem weiter. Gleichzeitig machte er deutlich, nichts sei auf der Welt ewig. Nur Jesus Christus sei das. Röber: „Die evangelische Kirchengemeinde verliert heute ein Haus, aber nicht den Herrn und seine Verheißung.“

Die Entweihung fand im Anschluss statt. Die Mitglieder des Bevollmächtigtenausschusses trugen dabei als symbolischen Akt die Osterkerze, die Taufschale, das Abendmahlgeschirr und die Altarbibel aus der Kirche. „Das neu gewählte Presbyterium wird über die zukünftige Verwendung dieser liturgischen Geräte entscheiden“, erklärte Röber später dazu. Weitere Aufgaben kommen auf das Gremium ebenfalls zu, denn auch das Gemeindebüro muss unter anderem verlegt werden.

Persönlichen Protest gab es ebenfalls. Presbyter Hanspeter Zoller klebte sich den Mund als „Maulkorb“ zu. „Es ist eine Sauerei, dass die Landeskirche unabhängig von irgendwelchen Meinungen und Entscheidungen vor Ort diese Kirche schließt“, erklärte er später zu seinem Protest. Damit werde die basisdemokratische Verfassung in der evangelischen Kirche ausgehebelt, so sein weiterer Kommentar.

Trotz der Entwidmung wird es auch künftig evangelische Gottesdienste in der Apostelkirche geben. Universitätspredigerin Prof. Dr. Isolde Karle erklärte mit Blick auf ein Schreiben von Landeskirchenrätin Dr. Johanna Will-Armstrong: „Die Landeskirche wird den Kirchraum für die gottesdienstliche Nutzung an ca. 15 Dienstagabenden von 18 bis 20 Uhr zurückmieten.“ Die Landeskirche werde für Ersatz an liturgischem Gerät zum Gebrauch in den Hochschul- und Universitätsgottesdiensten sorgen.