Querenburg. Nur noch eine Gemeinde, ein Gemeindezentrum und eine Pfarrstelle in Querenburg. Apostelkirche bereits entwidmet
„Wir teilen hier mit und lassen nicht mit uns über unsere Entscheidungen reden.“, unter diesen streitbaren Tenor setzte Pfarrer i.R. Klaus-Peter Röber, der Vorsitzende des Bevollmächtigtenausschuss der Evangelischen Kirchengemeinde, seinerseits die Gemeindeversammlung im Saal in der Apostelkirche im Kirchenforum des Unicenters.
Diese zeigte – ebenso wie die Versammlung im Dezember 2010 – deutliche Eckpunkte für die zukünftige Gemeindestruktur auf. Sein Argument: die Positionen der drei Gemeindebezirke dagegen seien bekannt. Gut 150 Interessierte kamen, um von Röber und seinem vierköpfigen Team zu erfahren, wie die zukünftige Gemeindestruktur und der Gebäudebestand aussehen soll. Rund zwei Stunden wurde debattiert. Neue Beschlüsse gab es aber keine.
Der Altsuperintendent aus Herne positionierte sich von Anbeginn deutlich: „Zukünftig gibt es nur eine Gemeinde, ein Gemeindezentrum und eine Pfarrstelle (derzeit 1,5 Stellen besetzt), da nur das aus der Gemeinde heraus finanzierbar ist.“
Gottesdienste verlegt
Alle drei Standorte stünden weiterhin zum Verkauf. Für das Kirchenforum gebe es einen Investor. Ein unterschriftsreifer Vertrag liege von allen drei Eigentümern – der Gemeinde, der Landeskirche und vom Bistum – vor, der bis Mitte Februar bindend sei. Aufgrund dessen sei die Entwidmung der Apostelkirche bei der Landeskirche beantragt und inzwischen auch beschlossen worden, die auch nicht mehr rückgängig gemacht werden solle. Zur derzeitigen Prüfung durch den Investor kam es, so Röber, weil in der Bausubstanz PCB-Belastungen festgestellt wurden (wir berichteten).
Der Ausschuss stellte zum 1. Oktober Pfarrerin Silke Häger an Stelle von Frank Weyen ein, allerdings auf einer halben Stelle. Seitdem gibt es nur noch zwei anstatt drei Gemeindebezirke, die in etwa dem Dienstumfang der Pfarrer entsprechen. Folge: Pfarrer Michael Wuschka übernahm die Seelsorge auch für die Hu-stadt.
Die Neueinstellung führte auch zur Neuregelung der Gottesdienste: seit Jahresbeginn gibt es an jedem Sonntag einen Zentralgottesdienst in der Apostelkirche, während im Hustadt- und Thomaszentrum nur noch alle 14 Tage samstags um 18 Uhr im Wechsel gepredigt wird. Das führte zu heftigen Protesten allerseits. Hauptargumente waren, dass die örtlichen Gottesdienste der Treffpunkt der Gemeinde seien. Hinzu kam die mangelnde Einsicht, warum eine zu entwidmende Kirche zwischenzeitlich der Haupttreffpunkt sein sollte. „Dann wird das Thomaszentrum das Zentrum“, so Röber. Die neue Gottesdienstordnung nahm der Bevollmächtigtenausschuss inzwischen zurück.
Protest aus der Uni
Die nächste bittere Pille des Ausschusses folgte gleich. „Mit der Amtseinführung der neuen Presbyter gibt es keinen der drei Bezirksausschüsse mehr“, betonte Röber. Gleichwohl wünschte er sich weiterhin ehrenamtliches Engagement, aber von nun an für die Gesamtgemeinde. Damit endet eine Struktur, die seit den Anfängen dieser Universitätsgemeinde Ende der 60er Jahre Identität gab: die drei Gemeindebezirke waren jeweils die örtlichen Anlaufstellen. Durch die internen Auseinandersetzungen ab Mitte der 90er Jahre wurden sie zu „Trutzburgen“.
„Wir setzen hier den strukturellen Rahmen für das neu zu wählende Presbyterium“, brachte Pfarrer i.R. Ernst Klein die Sache bei der Debatte auf den Punkt. Vorher gab es unter anderem Protest von Universitätspredigerin Prof. Dr. Isolde Karle, die die mangelnde Informationsarbeit des Ausschusses beklagte und darauf hinwies, dass die Universität ohne die Apostelkirche keine evangelische Predigtstätte mehr habe. Dieses Problem müsse die Landeskirche schon mit der Universität regeln, lautete die Antwort von Röber.