Wiemelhausen. Elterninitiative richtet „Kinderstübchen“ konsequent ökologisch aus. Zwei Förderungen der Stadt über Agenda-21-Anträge
„Unsere Kinder sollen lernen, dass nicht alles aus dem Supermarkt kommen muss, was sie essen“, erklärt Friederike Bergstedt. „Oft ernten die Kinder für das Mittagessen die passenden Kräuter in ihrem eigenen kleinen Garten, und liefern sie dann stolz in der Küche ab.“
Als Mutter, deren Kind unter der Woche in einer Elterninitiative betreut wird, meint Friederike Bergstedt mit der Formulierung „unsere Kinder“ nicht nur ihre eigenen, sondern gleich 30 Kinder im Alter von vier Monaten bis sechs Jahren. Die Identifikation von Eltern und Kindern in Elterninitiativen, von denen es in Bochum derzeit 26 gibt, ist meist besonders ausgeprägt.
Hier im Kinderstübchen an der Baumhofstraße tragen die Kinder T-Shirts, auf denen das Maskottchen „Wusel“ abgebildet ist. Die Eltern vertreten mit Überzeugung das pädagogische Konzept „ihrer“ Einrichtung. Dieses lautet im Kinderstübchen:„Eine konsequent ökologische Orientierung“.
Martin Knorr, der im Vorstand der Initiative tätig ist, zählt auf, welche Werte in der 1988 gegründeten KiTa wichtig sind: Eigene Gartenbestellung, natürliches Spielzeug, Umgang mit der Natur, täglich frisch zubereitetes vegetarisch-vollwertiges Mittagessen. Und: Die Bochum-Agenda-21 umsetzen. Eine ökologische Orientierung ist auch Kennzeichen anthroposophischen Elterninitiativen. Doch im Kinderstübchen, so ergänzt Bergstedt, sei man „weltanschaulich neutral“.
Die Kinderstübchen-Mutter schwärmt davon, dass der Umzug der Einrichtung 1999 die KiTa aus der Karl-Friedrich-Straße „mitten in die Natur“ geführt habe: Das dreistöckige ehemalige Bauernhaus, Eigentum der Vogelsangstiftung, in dem sich nun Gruppen- und Funktionsräume für die Kindertagesbetreuung befinden, liegt zwischen Wiesen und Feldern mitten im Landschaftsschutzgebiet. Die ideale Umgebung für „ökologische Gestaltung kindlicher Naturerfahrung“ befand der Kinderbetreuungsverein, und bewarb sich genau unter diesem Schlagwort bei der „Bochum-Agenda 21“ bereits zweimal erfolgreich um Förderung. 2001 wurde so das Anlegen eines Biotops ermöglicht. Bergstedt: „Hier beobachten die Kinder Molche und Kröten.“ 2010 ein neuer Antrag. Das Kinderstübchen erhielt 800 Euro für die Gestaltung „kindlicher Naturerfahrung“. Pflanzkästen wurden gekauft, eine Regentonne, die aus der Dachrinne gespeist wird, und viele kleine Gießkannen.Täglich schöpfen die Kinder nun Wasser aus der Tonne um „ihre“ Pflanzen zu bewässern. Bergstedt und Knorr als Sprecher der Elternschaft freuen sich sehr über die zwei bewilligten Agenda-21-Anträge ihrer Einrichtung: „Diese Extra-Anschaffungen hätten wir als Elterninitiative nicht bewerkstelligen können. So fühlen wir uns mit unserer ökologischen Ausrichtung von Seiten der Stadt unterstützt.“