Altenbochum. Ausstellung „Lebensbilder“ im Seniorenheim Buchenhof: 21 Bewohner fassten den Mut zum Mitmachen.

„Sie sehen hier Bilder, die Ausdruck geben über den Mut an die eigenen Grenzen zu gehen und einen neuen Ausdruck zu finden“, freute sich Sandra van den Heuvel. Die Leiterin des Alten- und Pflegeheims Buchen-Hof eröffnete damit die Ausstellung „Lebensbilder“ im Hause. Das Besondere daran: 21 Hausbewohner stellten zum ersten Mal in ihrem Leben eigene Arbeiten aus, die sie im Rahmen des kunsttherapeutischen Malens bei Christiane Redelberger (Sozialer Dienst) im Hause herstellten.

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Von DerWesten

Zum Beispiel der 90-jährige Heinz Thiem. 50 Jahre lang arbeitete der gelernte Metzger als Berufskraftfahrer bei der Firma Heitkamp in Wanne-Eickel. Nach der Verrentung lebte er weiter dort mit seiner Frau Gerda. Eine längere Krankheit der Eheleute führte im Februar 2010 zum Einzug ins Heim.

Wenig später begann der rüstige Rentner zu malen und stand nun vor seinem Erstlingswerk nach der Schulzeit „Buchen-Hof. Park am Ende des Sommers“ vom Oktober 2010. Das zeigt zwei Parkbäume, deren Blätter sich – quasi wie die Metapher vom Altweibersommer – herbstlich rot und gelb färben. Thiem erklärte dazu: „Ich liebe die Natur. Schon als Kind habe ich direkt am Wald gewohnt.“ Seine Frau und er seien außerdem immer gerne gewandert. Das Bild spiegelt das wider.

Die 66-jährige Margarete Gottschling fing ebenfalls erst im Hause zu Malen an. Ihr Bild heißt „Frühlingsluft 2010“, das einen blühenden Baum auf einer Wiese mit einem schützenden Blätterring drum herum zeigt. Dazu erklärte sie sehr zufrieden: „Keiner hat mir gesagt, was ich tun muss.“ Da habe sie sich einfach freien Lauf gelassen für ihren Baum, so die Künstlerin.

Bei solchen Aussagen kommt das persönliche Überschreiten der malerischen Grenzen wie auch der Ausstellungstitel „Lebensbilder“ zurück in den Blick. Kunsttherapeutin und Heilpraktikerin für Psychotherapie Redelberger ermutigte Gottschling, Thiem und die 19 weiteren ausstellenden Senioren zu diesen Bildern. Dafür traf sie sich mit diesen in wöchentlichen Kleingruppen in der Kunsttherapie (bis zu fünf Personen). Oder sie fuhr mit dem Malwagen auf die einzelnen Wohnbereiche zu den Leuten hin. „Wer will, kann mitmachen und ich unterstütze dabei, den Zugang zu gewinnen“, war und ist dabei ihre Vorgehensweise.

Das Angebot gliedert sich dafür in drei Teile: die Einführung in das Thema, eine eigenständige Gestaltungsphase und in die Bildbetrachtung mit Besprechung. Redelberger: „Wichtiger als das Malen selbst ist da, miteinander ins Gespräch zu kommen.“ Ziel der Arbeit sei es, das Selbstbewusstsein und damit die Identität der Leute zu stärken. Das geistige Erinnerungsvermögen werde so auch immer wieder geweckt, weiß sie aus der Praxis.