Wiemelhausen. .
Schon acht Jahre besteht das erfolgreiche Projekt in der Berufsorientierung der Freien Schule und der Caritas
Vor dem Laptop sitzen Moritz, Simon und Marie-Luise. Von Bildbearbeitung haben alle drei heute genug, deshalb wird noch eine Runde Skat am PC gespielt. Eine gewöhnliche Runde sind die drei aber nicht: Simon Ehrenreich und Moritz Fernholz sind Neuntklässler der Freien Schule Bochum, Marie-Luise Monsé ist Seniorin – gemeinsam nehmen sie am Computerkurs SMS (Schüler mit Senioren) in der Caritas-Begegnungsstätte an der Glücksburger Straße teil.
„Was muss ich jetzt noch mal klicken?“, fragt Monsé, und Simon weiß sofort die Antwort: „Einfach die linke Maustaste gedrückt halten und die Karte rüberziehen.“ Seit acht Jahren gibt es das Projekt nun schon, in dem die Schüler den Senioren helfen, mit dem Computer umzugehen. Der Kurs ist für die Schüler Teil des berufsorientierenden Unterrichts ab der achten Klasse. „Noten gibt es für Pünktlichkeit und den Umgang mit den Menschen. Der Kurs findet bei uns großen Anklang“, sagt Hiltrud Lammert-Hense, Lehrerin an der Freien Schule.
Immer montags wird an der Glücksburger Straße von den Grundlagen bis zu fortgeschrittenen Kenntnissen alles rund um das Thema Computer vermittelt. 25 bis 30 Senioren sowie etwa 15 Schüler kümmern sich pro Sitzung in kleinen Gruppen um je ein Thema. Einen festen Ablauf gibt es nicht, das Tempo bestimmen die Senioren. „Zu Beginn mussten wir noch erklären, was eine Maus überhaupt ist oder wie man Ordner anlegt. Jetzt sind alle schon viel weiter“, erzählt der 14-jährige Simon.
Mittlerweile kennen sich die meisten Teilnehmer mit dem Brennen von CD’s oder USB-Sticks besser aus als so mancher Pfleger. Reinhard Gülle etwa nutzt das Internet regelmäßig zum Preisvergleich von Medikamenten, um bei der Apotheke den bestmöglichen Preis herauszuschlagen. „Mit Erfolg“, sagt der 70-Jährige stolz. Zuletzt fertigten Schüler und Senioren gemeinsam einen Gedichtband in altdeutscher Schrift an. „Ein bunter Strauß Gedichte“ erschien in einer Auflage von 150 Exemplaren.
Die Ausrüstung ist auf dem neuesten Stand, die Laptops wurden über die Jahre von der Aral und den Stadtwerken gespendet. Auch einen Beamer gibt es in der Begegnungsstätte – „Ab und zu werden Filme geschaut. Zuletzt gab es einen mit Heinz Rühmann“, sagt Norbert Rose, Mitinitiator der ganzen Aktion. Der 73-Jährige ist auf dem neuesten Stand, tippt während des Gespräches auf seinem PDA herum. „Das I-Pad habe ich schon im Sinn“, verrät er.
Das Projekt fördert aber nicht nur die Computer-Kenntnisse der Senioren, zwischen Alt und Jung sind über die Jahre einige Freundschaften entstanden. Von der PC-Nothilfe bis zum Digitalisieren von alten Videos helfen die Schüler auch außerhalb des Unterrichts gerne aus. Umgekehrt funktioniert das Prinzip aber genau so. Simon etwa lauscht allzu gerne den Geschichten von Senior Manfred Dresel: „Er redet oft über die alten Zeiten. Während des zweiten Weltkriegs hatte er eine Kneipe – da hat er richtig coole Storys auf Lager, und lernen kann ich dabei auch etwas.“