Bochum-Querenburg. In Bochum müssen Hochhaus-Bewohner wegen technischer Schwierigkeiten die Treppen steigen. Ohne Hilfe der Nachbarn leiden Ältere und Gehbehinderte.

Immer wieder rätseln Brigitte und Klaus Steinberger in dem Mehrfamilienhaus am Hustadtring: Funktioniert der Aufzug, und wenn, wie weit nach oben fährt er ohne Mucken? „Gerade vor Weihnachten mussten wir ja praktisch jeden Karton einzeln raufbringen“, klagt die 63-jährige Mieterin in dem Sechs-Etagen-Haus mit 16 Wohnungen, „und den Tannenbaum“. Und es sind viele Lichterketten und Weihnachtsfiguren in der Wohnung. „Eigentlich sitzt man hier fest“, ist das Fazit des Paares, denn die Schwierigkeiten mit den Funktionsstörungen setzen ihnen seit Oktober massiv zu.

„Wir haben es ja noch beinahe gut getroffen“, kommentiert das Paar, aber als der 67-jährige Rentner nach einer Fuß-Operation denkbar schlecht die Treppenstufen hinauf und hinunter kam, half es auch wenig, dass es bis zur Wohnung über vier Halbetagen geht. Das war mit Gehstock oder Rollator kaum zu bewältigen.

Insgesamt 16 Parteien über sechs Etagen

Und sicher sind sie auch nicht, dass der Fahrstuhl seinen Dienst tut. Das Schild neben der Bedientafel dokumentiert, er wurde 1969 gebaut, draußen klebt ein Zettel, dass er wegen eines technischen Defekts nicht bis ganz nach oben fährt. Das wären sechs Etagen.

Die Klinke der Balkontür in der Wohnung der Steinbergers am Hustadtring ist nur mit Fingerspitzengefühl zu bedienen.
Die Klinke der Balkontür in der Wohnung der Steinbergers am Hustadtring ist nur mit Fingerspitzengefühl zu bedienen. © FFS | Dietmar Wäsche

„Oben kommen Bewohner seitdem praktisch gar nicht raus“, schildert Brigitte Steinberger die Probleme gerade älterer Mieter und solcher mit gesundheitlichen Problemen. „Da können die Kinder ja auch nicht immer kommen, wenn die nicht in der Nähe wohnen. Wir können froh sein, dass wir immerhin manchmal noch Hilfe beim Tragen nach dem Einkauf haben“. Aber der nette Nachbar hat schon den Sperrmüll-Termin im Auge, „und der kann ja auch nicht immer“.

Für den Sperrmüll alles über die Treppen

Außerdem zieht er bald aus, muss aber für die Entrümpelung vor dem Wechsel an eine neue Adresse nun auch alles einzeln nach unten schleppen.

„Und wir haben zwei Katzen“, erzählen die Steinbergers, „das heißt, Streu und Futter jedesmal die Treppen mühsam nach oben tragen.“ Einen Stapel von ausgedruckten E-Mails von Beschwerden über drei Jahre an die Wohnungsverwaltung in Dortmund präsentiert sie, per Telefon kommt sie gar nicht durch. Einem niederländischen Konsortium gehört das Haus, so weit sie weiß.

„Und wenn dann tatsächlich mal Monteure sich um den Aufzug gekümmert haben, meinten die nur irgendwann achselzuckend: Eigentlich müsste die ganze Anlage ausgebaut und neu gemacht werden, dafür gibt’s überhaupt keine Ersatzteile mehr.“

Ein Fenster ist mit einer Schraube fest am Rahmen fixiert.
Ein Fenster ist mit einer Schraube fest am Rahmen fixiert. © FFS | Dietmar Wäsche

Sie würden gern renovieren, die Steinbergers, denn sie wohnen gern hier am Hustadtring mit Blick auf das Grün und die Freiflächen zwischen den Hochhäusern. „Aber wozu?“, fragt das Paar, denn auch innerhalb der Wohnung sind Schäden vor geraumer Zeit gemeldet worden.

Weitere Schäden

„Da hat dann jemand sechs Mal ausgemessen, aber nichts wurde gemacht.“

Verfahren

Inzwischen meint die sonst so resolute Rentnerin Brigitte Steinberger „ich war 40 Jahre selbstständige Telefonistin, ich kann mich durchsetzen. Ich bin jetzt wirklich so weit, ich will bei der Staatsanwaltschaft ein Verfahren anstreben, wegen versuchter Körperverletzung.“

Von anderen Parteien im Haus hat sie erfahren, dass die schon die Miete gekürzt oder die Zahlungen sogar einbehalten haben, „aber es gibt keine Reaktion“.

Die Fenster haben noch Holzrahmen, die Klinke an der Balkontür ist nur mit viel Geschick so zu handhaben, dass sie nicht in der Hand bleibt. Das Fenster im Schlafzimmer ist zugenagelt, lässt sich nicht mehr öffnen.

Seit 2001 wohnen sie hier, und vorher, auch in der Hustadt, bei der VBW, „haben wir solche Probleme nicht gehabt“, das waren noch einmal 30 Jahre bei Brigitte Steinberger und ihrem ersten Mann. Für eine Stellungnahme war die Wohnungsverwaltung nicht erreichbar.