Linden. . Im Kreuzweg empfinden die Teilnehmer das Leiden Christi nach. Die Konfirmanden befassen sich mit Tod und Trauer. Die Kirchen sind die Stationen.
13 Jugendliche und rund 20 Erwachsene zogen mit einem großen Holzkreuz die Hattinger Straße entlang. Ihr Ziel: Beim Ökumenischen Kreuzweg der Jugend unter dem Motto „Ans Licht“ das Leiden Jesu Christi vor gut 2000 Jahren im Heute nachzuerleben.
Unter die Haut ging es gleich beim Start in der Christuskirche. Konfirmanden der evangelischen Gemeinde führten zur ersten Kreuzwegstation ein Rollenspiel auf. Dort präsentierten sie aus heutiger Sicht, wie es gewesen sein muss, als Christus von Pontius Pilatus, den römischen Statthalter im historischen Israel, zum Tode verurteilt wurde.
Leeres Zimmer mit Stuhl als Kulisse
„Du bist schuldig“, schikaniert einer vehement einen anderen Jugendlichen, der mit verbundenen Augen in einem virtuellen Zimmer sitzt. Dieser widerspricht zwar mit „Ich bin unschuldig“, wird aber dennoch verurteilt. Einsam bleibt er im verschlossenen Zimmer zurück und wartet auf seine Strafe. Als Kulisse diente ein auf die Kirchenwand geworfenes Bild eines leeren Zimmers mit einem Stuhl. Gesang, Gebete und ein filmischer Rückblick auf die Gefangennahme Christi mit eigenen Sprechbeiträgen der Konfirmanden auf der Tonspur rundeten die Aktion ab.
Jugendliche schultern das große Kreuz
Dann schulterten die Jugendlichen das große Kreuz. Die Arche der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Bochum-Linden/Hattingen war die nächste Station, gefolgt von der katholischen Liebfrauenkirche. Während der Zug in der Arche nur einen kurzen Zwischenstopp macht zum Thema „Trauer“ mit weinende Frauen (8. Station) überschlugen sich in Liebfrauen die Ereignisse mit der Kreuzigung und dem Tode Christi und seiner Auferstehung nach dem Motto „Ans Licht“.
Schulische Belastungen erschweren Engagement
Seit 1998 gibt es bereits den ökumenischen Jugendkreuzweg im Stadtteil. Pfarrer Detlef Kuhn von der katholischen Liebfrauengemeinde brachte die Idee im Arbeitskreis Ökumene ein.
Die evangelische Kirchengemeinde Linden und Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Linden/Hattingen zogen gerne mit. Jedes Jahr im Februar setzt sich der Leitungskreis zum Kreuzweg zusammen. Die Jugendlichen erarbeiten jeweils ihren Anteil.
Seit 2005 gibt es Probleme bei der Mitarbeit. „Die schulischen Belastungen sind der Grund“, so Pfarrer Rolf Schuld.
In beiden Gemeinden sind derzeit keine jungen Leute aktiv. „Unsere Jugendgruppe wird erst im nächsten Jahr wieder dabei sein“, erklärt Pastor Michael Olfermann in langjähriger ökumenischer Verbundenheit. Pfarrer Thomas Köster betont, dass eine Umorganisation bei der Firmung eine Teilnahme verhinderte. Dafür sprangen deren Anleiterinnen mit großem Einsatz ein.
Die Konfirmanden zogen aus unterschiedlicher Motivation mit. „Das gehört zum Unterricht“, erklärt Erik. Emma machte die Aktion wiederum Spaß. Allerdings: „Das Reden über Sterben erinnert mich an den Tod meiner Urgroßmutter“, meint die 13-Jährige nachdenklich. Erfahrung mit Tod und Trauer hat auch Rico. „Ich hatte zwei Hamster. Ihr Tod ging mir nahe“, sagt er.
Alle Jugendlichen wirkten gerne beim Kreuzweg mit. Pfarrer Rolf Schuld war begeistert: „In zwei Unterrichtsstunden zuvor erarbeiteten sie selbst ihren Teil des Jugendkreuzweges. Sie redeten zudem über Leiden und Tod. Themen, die selbst Erwachsene nicht gerne ,ans Licht’ lassen.“