Dahlhausen. . 65 Jahre nach der Schulentlassung treffen sich 26 Ehemalige der Dahlhauser Aloysius-Volksschule wieder. Viele Erinnerungen werden ausgetauscht.

Acht Jahre lang gingen die heute 78- bis 80-Jährigen von September 1945 bis Ostern 1953 in die katholische Aloysius-Volksschule (heute Teil der Grundschule Dahlhausen, Dr.-C-Otto-Straße 112/114). Nun trafen sich 26 von ihnen 65 Jahre nach der Schulentlassung im Jahr 1953 wieder. Viele Erinnerungen an ihre Schulzeit tauschten sie dabei in der Gaststätte Heinrichsbauer aus.

Waltraud Siepmann studiert die alten Fotos der drei Klassen von 1949.
Waltraud Siepmann studiert die alten Fotos der drei Klassen von 1949. © Wicho Herrmann

Treffen organisiert

„Wir waren die ersten nach dem Krieg, die an der Aloysius-Schule wieder eingeschult wurden“, erinnert sich Christel Grafe. Gut 150 Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 1936 bis 1939 kamen damals in die drei Klassen A, B und C. „In der A waren die Jungs. Wir Mädchen gingen in die B. Die C besuchten Mädchen und Jungs“, berichtet Anni Kraus (geb. Bäumer). Sie hatte das Treffen organisiert und erhielt dafür viel Beifall. Der Wunsch der im Rollstuhl sitzenden Seniorin, alle noch ein Mal wiederzusehen, ging damit in Erfüllung. „Das ist richtig schön“, strahlt sie.

Schwieriges Verhältnis zwischen den Konfessionen

Erinnerungsfoto machen, gemeinsam essen und trinken und erzählen, heißt in den gemeinsamen Stunden die Devise. „Wir spielten gerne Fußball in den Pausen“, erinnert sich Manfred „Manni“ Smolarz. Aber wehe der Ball flog über die Schulhofmauer zur benachbarten evangelischen Schule. „Da war dann immer ein großer Bittgang fällig“, erzählt der 80-Jährige zum damals schwierigen Verhältnis zwischen den Konfessionen. „Wir Mädchen begeisterten uns für Seilchen- und Stäbchenspringen oder tauschten Glanzbilder“, sagt Magdalene Backe (geb. Teckentrup). „Ich habe mein Album immer noch“, so eine Nachbarin.

Väter sollten Kohlen besorgen

Klaus Kohnen verbindet vor allem eines mit der Schule: Kohlen mitbringen zum Heizen. „Immer wieder hieß es: Wer hat einen Vater auf dem Pütt? Der soll Kohlen besorgen“, berichtet er. Wenn der Ofen im Klassenraum an war, ließ es sich an kalten Tagen besser lernen.

Manfred Smolarz denkt gerne an Bauer Paul Chur von der Keilstraße zurück. Dieser fuhr mit seinem Pferdewagen nach Essen und holte „Quäkerspeise“ (Anmerk.d.Red.: US-amerikanische und britische Quäker gaben Hilfsspeisungen) ab. Kakao und Milch brachte er auch zur Schule. „Ich habe mich auf ihn gefreut, weil es dann etwas zu essen und trinken gab“, sagt er. „Besonder lecker fand ich die Puddingteilchen mit Rosinen drin“, so Käthe Lüderbusch (geb. Sauer), die im Nachbarhaus von Smolarz aufwuchs.

Schulbetrieb ging am 10. September 1945 wieder los

Die Aloysius-Volksschule errichtete die Landgemeinde Dahlhausen um 1894. Ursprünglich beheimatete der aus zwei Gebäuden bestehende Komplex zwei Volksschulen: die katholische Aloysiusschule (westlich) und die evangelische Wilhelmschule (östlich neben der Lutherkirche).

Den Zweiten Weltkrieg überstanden die Schulgebäude ohne größere Schäden. Schon am 10. September 1945 ging der Schulbetrieb in der Aloysiusschule für 150 Schülerinnen und Schüler wieder los.

Viele der damaligen Schüler des ersten Einschulungsjahrgangs leben noch heute in Dahlhausen sowie in den Nachbarstadtteilen Linden und Weitmar.

Glaswolle in Strümpfe eingearbeitet

Zu den Klassenfotos von 1949, die Anni Kraus mitbrachte, erzählen beide, dass die Kleidung ständig kratzte. „Meinen neuen Pullover, den ich da anhatte, mochte ich deshalb überhaupt nicht“, weiß Manfred Smolarz noch. Bei Käthe Lüderbusch waren es die Strümpfe. „Weil es nichts gab, wurde Glaswolle mit eingearbeitet“, meint sie.

An Lehrerin Fräulein Werner erinnert sich Lüderbusch besonders: „Immer wenn sie anfangs ,so, so’ sagte, dachte ich, sie ruft mich auf, weil es wie ,sauer’ klang.“ Lehrer Balte, der in der A und der B unterrichtete, war streng aber beliebt. Smolarz: „Insgesamt war es eine schöne Zeit, obwohl wir nichts zu essen hatten.“