Wiemelhausen. Radrennen um den Großen Preis der Sparkasse im Kirchviertel: Baustelle sorgt für völlig neuen Streckenverlauf. Startschwierigkeiten wegen Stau.

Denn erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt, und zwar ganz anders: Es hakte, wo es ging rund um das traditionelle Radrennen im Kirchviertel, aber die Wiemelhauser stehen zu diesem Event, und die Sportler lassen sich den Ehrgeiz auf der anspruchsvollen Strecke nicht nehmen und machen es die ganze Zeit über richtig spannend.

Das Vorausfahrzeug schlängelt sich durch das Starterfeld zum Hauptrennen, dem Höhepunkt des Rennsportabends.
Das Vorausfahrzeug schlängelt sich durch das Starterfeld zum Hauptrennen, dem Höhepunkt des Rennsportabends. © Dietmar Wäsche

Aber (möglichst) der Reihe nach. Erst einmal war der Name Programm, das Pflaster der „Bruchstraße“ war ab Borgholzstraße aufgebrochen, Baustelle, keine Chance selbst für Radfahrer. Die Alternativstrecke führte ab Einmündung Stiepeler Straße mit Start/Ziel über die Brenscheder Straße, Wetterstraße, Eisenstraße, Querschlag und Förderstraße auf den Berg, die Bruchstraße, wie gewohnt in den Kreisverkehr. Also mitten durch die Siedlung.

Mit 90-Grad-Kurven, Einfahrten und allem, was dazu gehört. Findige Nachbarn hatten am Querschlag eine Matratze in die Hecke am Kurvenauslauf geschnallt. Für die Fußgänger blieb hinter der Rundum-Absperrung ein mehr als schmaler Pfad.

Mitten durch die Nebenstraßen führte die Strecke, rechts das improvisierte Polster am Querschlag. Die Zuschauer sind ganz nah dabei.
Mitten durch die Nebenstraßen führte die Strecke, rechts das improvisierte Polster am Querschlag. Die Zuschauer sind ganz nah dabei. © Dietmar Wäsche

„Hat aber ganz prima geklappt“, lobt der Kirchviertel-Bezirksbeamte Ralf Hüsgen in seinem Polizei-Bulli am Kreisel, „zum ersten Mal mussten wir sogar gar kein Auto abschleppen lassen, die Anwohner haben alle rechtzeitig reagiert und ihre Autos rausgefahren. Völlig problemlos.“

Nur der Termin sei leider ziemlich ungünstig, meint der Hauptkommissar, kurz vor dem Giro in der Innenstadt, parallel zu Bochum Total. „Sonst wären hier viel mehr Leute an den Straßenrändern, im letzten Jahr waren hier bestimmt drei Mal so viele, und da hatten wir logistisch richtig Probleme, weil gleichzeitig der Umzug beim Schützenfest durch das Viertel ging. Aber so ein Event wertet jedes Mal den Stadtteil auf.“

Immerhin schafften es die Veranstalter vom RSV Bochum, die Zeitverzögerung nach und nach bis zum spannenden Hauptrennen um 20 Uhr wieder herein zu holen. Denn schon der erste Startschuss konnte erst mit gehöriger Verspätung erfolgen.

Immer ein Auge im Spiegel und keinen Windschatten

Normalerweise bewältigt Dirk Westheide etwa vier Rennen pro Jahr im Voraus-Fahrzeug, in Wiemelhausen fuhr er schon sein sechstes 2018. Bremsen konnte man als Beifahrer nicht unbedingt spüren, ein auch nur andeutungsweises Quietschen der Reifen allerdings auch nicht.

„Du hast eigentlich immer mindestens ein Auge im Spiegel, denn wenn die Radprofis einmal antreten, sind die richtig, richtig schnell, da musst Du zusehen, dass Du genug Abstand in den Kurven hast“, meint er ganz gelassen. Und kitzelt die 95 Pferdestärken mitten durch das Viertel.

Denn, man glaubt es kaum, der Lkw aus Holland mit den Absperrgittern steckte auf der A 2 im Stau. Und auch der Transporter mit den Streckenposten. So dass Ausrichter Günter Krautscheid und sein Sprecher Michael Zurhausen selbst Hand anlegten, um auch noch die Werbebanner anzubringen.

Freie Fahrt hatte hingegen das Voraus-Fahrzeug, ein Serien-Polo, am Steuer Dirk Westheide vom Radclub Olympia Buer. Eigentlich Industriekaufmann und Radsportler. Ach ja, und auch mit Rallye-Erfahrungen bis hin zur Deutschen Meisterschaft. Und immer der Führende vor dem Feld der Radsportler mit bis zu 55 Sachen, vom Beifahrersitz so eben erkennbar. „Bloß keinen Windschatten“ heißt Dirks Devise am Berg. Ist auch gar nicht nötig für die schnellste Runde: 1 min 50.