Wiemelhausen. . Carmen Kohlar, „Chefin“ der Awo-Kita am Waldring, verlässt die Einrichtung. Diese hat sie selbst aufgebaut und 22 Jahre mit Herzblut geleitet.

Mit großer Wertschätzung wurde Carmen Kohlar, Leiterin der Awo-Kindertagesstätte am Waldring, bei dem Kita-Sommerfest in den Ruhestand verabschiedet. Sowohl Ernst Steinbach, Geschäftsführer der Awo Ruhr-Mitte, mit weiteren Mitgliedern der Geschäftsleitung und Betriebsratsvertretern als auch aktuelle wie ehemalige Kita-Kinder mit Eltern waren gekommen. Dass sich viele Familien lange mit der Einrichtung verbunden fühlten, zeige, dass hier besondere Arbeit geleistet werde, sagte Steinbach. Zum 1. August übergibt Carmen Kohlar (62) nach 22 Jahren die Leitung der zwei-gruppigen Kita an ihre langjährige Mitarbeiterin Corinna Langner (45).

Welche Gefühle und Gedanken begleiten Ihren Berufsaustritt?

Ich verabschiede mich von einem Berufsleben, das ich wirklich geliebt habe. Froh bin ich, weil ich gesundheitlich doch angeschlagen bin, was dann auch teilweise für die Kolleginnen zur Belastung wurde. Und das war nie meine Arbeitsweise: Entweder kann ich mit voller Power dabei sein oder eben nicht. Ich bin jetzt froh, mich besser pflegen zu können und mehr Zeit für Familie und Freunde zu haben. Meine Familie hat meine Berufstätigkeit immer mitgetragen. Meine Mutter ist noch rüstig und freut sich, wenn ich öfter für sie da sein kann. Und auf mehr Zeit mit beiden Enkelkindern freue ich mich.

Was waren für Sie die Höhepunkte Ihrer Amtszeit?

Das Schönste war, dass ich die Einrichtung nach meinen eigenen Vorstellungen und Erfahrungen aufbauen konnte. Ich durfte alles selbst einrichten, Möbel und Spielzeug aussuchen. Darum bestand auch ein besonderes „Band“ zwischen mir und der Einrichtung. Ich konnte die pädagogische Arbeit entwickeln, natürlich in Zusammenarbeit mit den Kollegen und in Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse der Kinder- und Elternwünsche. Der Träger hat sich nie eingemischt. Höhepunkte waren die Feste, weil die Atmosphäre stimmte. Besonders schön für mich waren Zertifizierungen, zum Beispiel als Papilio-Kindergarten zur Prävention von Gewalt und Sucht sowie als Haus der kleinen Forscher.

Was haben Sie vor im Ruhestand?

Jetzt steht die Familie an erster Stelle. Ich werde wieder Klavier spielen und meine Freundinnen warten schon, dass ich mehr mit ihnen unternehme. Wenn ich irgendwann mal das Gefühl habe, ich bräuchte noch einmal Input, kann ich mir vorstellen, auf Honorarbasis beratend tätig zu werden.

Gab es Schwierigkeiten und Hürden?

Schwierig ist es, gutes Personal zu finden und Engpässe zu stemmen. Vor allem als 2008 das Kinderbildungsgesetz (KiBiz) kam, wurde die Budgetierung verändert. Es gibt kaum Möglichkeiten, Vertretungskräfte zu finden und einzustellen. Diese Probleme brennen uns aus. Ich bin immer wieder in den Zwiespalt geraten: Eigentlich stehen die Kinder im Vordergrund, aber durch die neuen Aufgaben wie eine umfangreiche Bildungsdokumentation, bleibt die Arbeit mit den Kindern manchmal auf der Strecke. Ich sehe das ein Stück weit ein, dennoch stehen für mich die Kinder an erster Stelle. Es war immer mein Traumberuf, aber das ist jetzt nicht mehr meine Zeit.

Welche Herausforderungen warten auf Ihre Nachfolgerin?

Corinna Langner kennt die Einrichtung und hat eine gute Ausgangsbasis. Perspektivisch ist zu erwarten, dass die Kindertagesstätte vielleicht irgendwann ein Familienzentrum wird. Das wird eine Herausforderung sein.