Wiemelhausen. . Für die Erweiterung des St-Johannes-Stifts muss eine vom Förderverein gespendete Brücke weichen. Vorstand protestiert und kündigt Rücktritt an.

Der geplante Anbau des St.-Johannes-Stifts ist derzeit eines der meistdiskutierten Themen in Wiemelhausen. Dementsprechend hochemotional ging es auch auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung zu, die der Vorstand des Fördervereins einberufen hatte. Die Vorsitzende Karin Kuhl startete einen erneuten Versuch, den Neubau in der vorgesehenen Form abzuwenden. Beim Trägerverein des Stifts blitzte sie mit ihrer Bitte allerdings ab.

Worum geht es?

Um die gesetzlich ab Juli 2018 vorgeschriebenen 80 Prozent Einzelzimmer vorweisen zu können, plant der Trägerverein des St.-Johannes-Stifts einen zweistöckigen Anbau mit insgesamt 16 Einzelzimmern. Der Haken: Für den rund 3,5 Millionen Euro teuren Neubau muss ein großer Teil der Brücke weichen, die den Bewohnern einen einfachen Weg in die Parkanlage ermöglicht. Dieser damals 174 000 DM teure Steg wurde 2002 vom Förderverein über Spendengelder ermöglicht.

Was kritisiert der Förderverein?

Vor allem zwei Dinge. Erstens: den Abriss der Brücke. „Sie dient dem Wohle der Bewohner und ist zu einem Wahrzeichen und Mittelpunkt des Stifts geworden“, sagt Karin Kuhl. „Wo sind wir noch glaubwürdig, wenn wir das vernichten, was wir über Spendengelder für unsere Bewohner geschaffen haben?“ Zweitens: den Neubau an sich. Kuhl: „Er verschandelt das Gesamtbild des Stifts und nimmt den Bewohnern den Blick auf den Park.“

Was sagen der Trägerverein als Bauherr und die Betriebsgesellschaft des Stifts?

Beide verweisen auf wirtschaftliche Zwänge. „Wir müssen renovieren, weil wir sonst die Doppelzimmer nicht belegt bekommen“, sagt Heimleiter Wilhelm Schulte. Die Ansprüche speziell der Angehörigen hätten sich verändert. Und: Erfülle man die 80-Prozent-Quote nicht, werde das Stift vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) nicht weiter gefördert. „So kriegen wir den Anbau vom LWL refinanziert.“

„Auch als gemeinnütziger Verein müssen wir wirtschaftlich arbeiten, sonst geht es den Bach runter. Da hilft dann auch keine Brücke“, sagt Ludger H. Viefhues vom Kuratorium des Trägervereins. „Wir verlieren sonst Einnahmen und müssten Kosten abbauen, um auf gleichem wirtschaftlichem Niveau zu bleiben.“ 13 unterschiedliche Varianten habe man geprüft, darunter auch ein von Karin Kuhl ins Spiel gebrachter möglicher Bau auf einem Nachbargrundstück. Laut Viefhues zu teuer. Es bleibe nur der nun vorgesehene Anbau, an den ein Teil der Brücke zum Park hin angebaut werden soll. „Die Attraktivität des Stifts bleibt dadurch erhalten“, versichert er.

Wie geht es nun weiter?

„Wir liegen mit den Planungen in den letzten Zügen und wollen sie in den nächsten Tagen Heimaufsicht und Behörden vorlegen“, kündigt Wilhelm Schulte an. Mit dem Neubau verfüge das Stift dann über 138 Einzel- und 35 Doppelzimmer. Karin Kuhl und ihre drei Mitstreiterinnen wollen für den Fall, „dass die Bagger anrollen“, an ihrem Vorhaben festhalten und dann geschlossen zurücktreten.

Wie reagieren die Mitglieder des Fördervereins?

Durchaus mit Verständnis für die Position ihrer Vorstandsdamen, deren Verdienste bei der Versammlung immer wieder hervorgehoben werden. Doch auch die wirtschaftlichen Aspekte wissen zu überzeugen. Friedhelm Hilgen­stöler spricht für die Mehrheit, wenn er meint, „wir können nicht gegen den Bettenbau sein“. Gleichzeitig bittet er Kuhl & Co., die Rücktritts-Entscheidung zu überdenken: „Wir wünschen uns nichts mehr, als dass es weitergeht. Ohne euch wird die Situation kritisch.“