Querenburg. . Von 1969 bis 1977 prägte Hartmut Dreier das evangelische Leben an der Ruhr-Uni. Weggefährten berichten von spannenden Zeiten in den 70er Jahren.
Das muss eine aufregende Zeit gewesen sein, als die Studenten ungemütlich wurden und sich gegen verkrustete Strukturen zur Wehr setzten. Pfarrer Hartmut Dreier kam genau richtig – so scheint es im Rückblick.
Noch heute wirken sein Vortrag modern und sein Wesen der Zukunft zugewandt. Der Querenburger Studentenpfarrer Christian Zimmer, der zum Kirchentag nach Wittenberg gereist war, bat den mittlerweile in Marl verwurzelten Dreier um Vertretung beim Gottesdienst im Thomaszentrum.
Acht Jahre als Studentenpfarrer
„Gerne bin ich hier nach all den Jahren“, sagt Dreier gleich zu Beginn seiner Predigt. Mitgebracht hat er seine Frau Almuth Dreier, die als Flötistin mit den Hibernia-Spielleuten für musikalische Momente sorgt. Dreier war hier von 1969 bis 1977 als Studentenpfarrer tätig, bevor er vor vierzig Jahren mit seiner Frau und den Töchtern nach Marl in eine Bergarbeitergemeinde zog.
Die Zeit in Bochum als Pfarrer der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) ist nicht nur ihm vor dem inneren Auge präsent. Heute haben sich eine ganze Reihe alter Weggefährten versammelt wie Professor Günter Brakelmann, der damals den Lehrstuhl für Christliche Gesellschaftslehre innehatte, sowie ehemalige Studenten. „In dieser Zeit waren die Projektgruppen sehr wichtig“, berichtet Harry W. Jablonowski (68). So beschäftigten sich die Studenten mit Themen wie Internationalismus oder der Ruhrgebietsanalyse. Die Landeskirche sei erst nicht ganz einverstanden gewesen mit dem Stil des Studentenpfarrers, den er selbst als „solidarisch mit den sich radikalisierenden Studenten“ beschreibt. „Sie fanden, ich halte zu wenige Gottesdienste. Am Sonntag gab es überhaupt keinen. Dann war doch eh’ keiner hier“, so Dreier.
Mit dem Bus zur Demonstration gegen den Schah
Die Ruhr-Universität war damals noch im Aufbau und die Verwaltung in Baracken untergebracht. „Woran ich mich noch sehr gut erinnere, ist, als wir einen Bus gemietet haben und aus Solidarität zu den Demonstranten im Hungerstreik gegen den Schah nach Köln gefahren sind“, berichtet Grete Holtgreve-Jablonowski (67).
Dem Zeitgeschehen zugewandt zeigt sich Pfarrer Dreier auch in seiner Predigt. Er spricht von der Symbolkraft der Figur Abraham, die im Koran als Ibrahim auf den Plan tritt und auch im Judentum als Stammvater gilt. „Die Abraham-Figur eignet sich als Brücke, auf der man hin und her gehen kann, wir können interreligiös aktiv werden und eine Vertrauensbrücke entwickeln“, sagt der 79-Jährige. Mit seiner Frau Almuth Dreier engagiert sich der Pfarrer in Marl für das jährlich stattfindende Abrahamsfest.
>>> Abraham als Stammvater der Religionen
„Um 1800 vor Christus lebte in der Region des heutigen Iraks ein Mann, der Abraham genannt wurde. Seine Geschichte ist in der Thora, in der Bibel und im Koran nachzulesen. Ihm verdanken wir den Glauben an einen Gott.
Judentum, Christentum und Islam werden daher auch als abrahamitische Religionen bezeichnet.“ (Quelle: kidsweb.de)