Stiepel. Gäste aus Köln, dem Münsterland und ganz Bochum bei Preziosas Prunksitzung in Stiepel. Präsident Helmuth Pohl sitzt zum letzten Mal im Fünferrat.
Der Theaterverein Preziosa ist nicht nur die älteste Laienbühne Bochums, sondern hat auch ein Herz für Narren. Und die Narren haben ein Herz für Preziosa: Die Karten für die Prunksitzung im Haus Spitz waren schon vor Weihnachten so gut wie ausverkauft. Einer ist darauf besonders stolz: Er sitzt mit Narrenkappe in grünem Kostüm im Fünferrat und blickt auf den johlenden, lachenden Saal. Es ist die letzte Prunksitzung von Helmuth Pohl, jahrelang Vorsitzender von Preziosa.
Nach 25 Jahren weiß er genau, worauf es bei einer gelungenen Prunksitzung ankommt: „Tradition ist wichtig. Aber man muss auch mit der Zeit gehen“, sagt Pohl. Das bedeutet: Ein paar Büttenredner aus eigenen Reihen reichen nicht. Also setzen die Stiepeler Narren auch auf angesagte Karnevalsbands wie die zum Abschluss der fünften Jahreszeit heißt begehrten De Froende, Kultband aus Köln. Die heizen auch an diesem Abend dem Saal mit klassischen Karneval-Hits ein.
Und obwohl der Jeck von der Ruhr nicht „Alaaf“, sondern „Helau“ sagt, singt das Publikum ausgelassen beim „Viva Colonia“ mit. Ob Kölner oder Düsseldorfer Tradition – darauf kommt es hier nicht an: „Wir finden einfach Karneval gut“, sagt Helmuth Pohl.
Auch Gäste aus der Politik schunkeln mit
Dazu gehören nicht nur Büttenrede und Tusch, bunte Verkleidungen und heitere Lieder. Es heißt auch: gesehen und gesehen werden. Gäste sind nicht nur aus Stiepel, sondern auch aus anderen Stadtteilen, gar aus Essen und Wanne-Eickel gekommen. Ein hiesiger Arzt sei bunt verkleidet mit vielen seiner Kollegen erschienen, erzählt Pohl. Auch Politiker wie Axel Schäfer und Carina Gödecke waren zu Gast. Und natürlich sind auch Gäste aus anderen Vereinen zugegen: Die Stadtgarde präsentiert sich gleich nach der Eröffnung der Prunksitzung, es folgen die Jecken von der Tanzsportgarde Eppendorf und das Musikkorps Blau-Weiß aus Weitmar.
Trotz Karneval: Im Kern ein Theaterverein
Trotz all der närrischen Karnevalsfreude: Im Kern ist Preziosa ein Theaterverein, betont der Vorsitzende Wolfgang Langenberg. Zuletzt brachte der Verein das Stück „Denn sie wissen nicht, was sie erben.“
Nach 25 Jahren im Fünferrat soll Helmuth Pohl bald zum Ehrenvorsitzenden von Preziosa werden. Beschlossen werden soll dies offiziell auf der nächsten Quartalssitzung am 3. April.
Die erste Büttenrede kam vom „Kölschen Zwerg“: Die Mexikaner, weiß der bunte kleine Mann, haben dem Bau von Trumps Mauer nun zugestimmt – aber nur, wenn da die gleichen Ingenieure wie beim Berliner Flughafen zuständig sind. Zu Gast aus dem Münsterland, stilecht in Gummistiefeln, war Bauer Schulte-Brömmelkamp. Und der kennt sich überraschenderweise nicht nur in den endlosen Ebenen des Münsterlands aus, sondern auch in den Untiefen des Bochumer Rotlicht-Milieus. Ob Gäste von befreundeten Vereinen, ob Bochumer Karnevalisten oder Besucher von außerhalb – das Publikum im ausverkauften Saal war in bester Stimmung.
Und wie fand Helmuth Pohl nun seine letzte Prunksitzung als Präsident? Er steht im Umkleideraum hinter der Bühne und obwohl sich ein Jeck für „Preziosas Hitparade“ gerade einen BH um die Brust presst, wird er kurz ernst: „Ich gehe auch mit einem weinenden Auge“, sagt er. Dem Stiepeler Karneval bleibt er trotzdem treu: „Ich bin ja sowieso irgendwie immer dabei.“ Dat is prima.