Stiepel. . Nur noch die „Kernstraßen“ werden abgelaufen. Geschlossene Türen entmutigen die jungen Spendensammler nicht.

  • Hunderte Kinder in Bochum unterwegs
  • Einige laufen seit vielen Jahren mit
  • Türen öffnen sich häufig nicht

Obwohl Henri Wirtz noch Ferien hat, ist er heute um acht Uhr aufgestanden. Und obwohl die Finger frieren, die Socken irgendwann nass sind und viele Türen verschlossen bleiben, macht er das jedes Jahr wieder: „Sternsinger zu sein macht Spaß“, findet der Zwölfjährige.

Gemeinsam mit Luca Uthoff und Merlin Borchers zieht Henri im Dreikönigskostüm um die Häuser. „Wenn wir in der Gruppe unterwegs sind, geht es immer lustig zu. Gleichzeitig tun wir etwas Gutes, denn wir sammeln Spenden“, so Henri. Da in diesem Jahr wenig Kinder gekommen sind, muss er sowohl die Rolle von Caspar als auch von Balthasar übernehmen.

Spenden gehen an ein Hilfsprojekt in Kenia

Die Sternsinger von St. Marien waren von Dienstag bis zum gestrigen Freitag unterwegs. Nur unterbrochen von einer Mittagspause liefen sie täglich von etwa 9 bis 16.30 Uhr durch die Straßen. In ganz Bochum sind mehrere hundert Kinder unterwegs.

Die eingesammelten Spenden kommen einem Hilfsprojekt in Kenia zugute. Dort herrscht in trockenen Gebieten Wasserknappheit.

C+M+B, die Segnung, die mit Kreide an die Häuser geschrieben wird, bedeutet nicht, wie häufig angenommen, „Caspar, Melchior, Balthasar“, sondern „Christus mansionem benedicat“: Christus segne dieses Haus.

Nach Bestellung

„Die Kinder laufen nur noch die Kernstraßen ab und versuchen, die Bestellungen abzudecken“, sagt Natascha Imberger, die gemeinsam mit Pater Malachias das Dreikönigssingen organisiert. Bestellungen – das klingt ziemlich professionell. „Aus Erfahrungswerten wissen wir, wo es sich lohnt hinzugehen. Gleich bringt der Fahrdienst die erste Gruppe zum Einsatzort“, so Imberger weiter. Sternenträger Merlin kann zwar von unschönen Erlebnissen berichten, trotzdem ist der Messdiener immer dabei, wenn es darum geht, Sprüche aufzusagen, Häuser zu segnen und Spenden zu sammeln.

„Es ist schade, wenn trotz brennenden Lichts niemand die Tür aufmacht, oder sie direkt wieder zugeknallt wird, sobald man uns sieht“, erzählt Merlin. Ebenso ärgere es ihn, wenn man die Sternsinger nach der Hälfte unterbreche oder ihnen angebrochene Lebensmittel schenke. Dennoch: „Es ist immer ein schönes Erlebnis. All dies entmutigt nicht“.

Jede zweite Tür bleibt verschlossen

Beim ersten Haus haben die Sternsinger direkt Glück. Johannes Bachteler öffnet die Tür, die drei singen „Stern über Bethlehem“ und segnen anschließend mit Kreide das Haus. „Das ist eine lange Tradition, hinter der christliche Werte stecken“, sagt Bachteler. Er findet es gut, diese auch im Alltag zu leben. Die Erfahrung der Kinder zeigt: Jede zweite Tür bleibt verschlossen. Und so wartet die Gruppe an der nächsten Tür, obwohl Licht brennt, vergeblich. „Schade“, sagt Luca bloß, und trottet weiter.

Andrea Neumann kann das nicht verstehen: „Ich freue mich jedes Jahr über den Besuch der Sternsinger“. Sie habe heute Glück, dass sie überhaupt da sei. „Wegen einer Grippe bin ich zu Hause geblieben. Schön, dass ihr zu mir kommt“, sagt Neumann und schiebt einen Schein in die Spendenbox.

Und so ziehen Luca, Henri und Merlin mit neuem Mut weiter.