Süd/Südwest. Thomas Köster tritt die Nachfolge von Pfarrer Humberg als Leiter der Großpfarrei St. Franziskus an. „Ungemütlichen Themen“ will er nicht aus dem Weg gehen“. Kösters Dienstsitz verbleibt in Linden.

  • Vertrauen in Mitarbeiter
  • Pfarreientwicklungsprozess gibt Richtung vor
  • „Diktat der Zahlen“ nicht gewünscht

Zeit zum Eingewöhnen bleibt Pastor Thomas Köster (47) kaum. Zwar ist er erst mit Beginn des Jahres 2017 neuer Pfarrer in St. Franziskus – doch schon jetzt übernimmt er viele leitende und administrative Aufgaben in der katholischen Großpfarrei, die nach dem plötzlichen Tod seines Vorgängers Norbert Humberg im August weitergeführt werden müssen.

Große Fußstapfen

Dass Köster in große Fußstapfen tritt, verschweigt er nicht, sondern sagt offen: „Es wird immer Momente geben, in denen uns sein Wissen und seine Erfahrung fehlen werden.“ Auch die große Persönlichkeit Humbergs – „sehr belesen, rhetorisch brillant, menschlich zugewandt“ – bleibe fraglos in Erinnerung. Seinen eigenen „Stil“ beschreibt Köster besonnen: „Ich möchte und muss zunächst einen Überblick gewinnen und werde mein Vertrauen in unsere Mitarbeiter setzen und ihnen etwas zutrauen. Nicht alles hängt an der Leitung.“ Über viele gute Wünsche nach seiner Ernennung zum neuen Pfarrer durfte sich Köster bereits im Gegenzug freuen.

Der Pfarreientwicklungsprozess gibt derweil die Richtung seines Wirkens vor, schließt auch „ungemütliche Themen“ mit ein: „Bis zum Jahr 2030 müssen wir schauen, wie wir trotz steigender Kosten und stagnierender Einnahmen rund die Hälfte einsparen können. Daher gilt es 2017, die Weichenstellung für die Zukunft zu treffen“, sagt Köster klar. Das sei jedoch weit mehr als bloß ein „Diktat der Zahlen“, betont er: „Das Programm ist zwar vorgeben. Wir müssen es aber mit dem Gedanken ‚Wie kann man Christ sein – heute und morgen?’ verbinden und den Menschen helfen, ihren Glauben zu leben.“

Auch interessant

Bis Ende 2017 soll ein Votum stehen. Mögliche Entscheidungen werden jedoch erst allmählich umgesetzt. Auszuschließen seien auch weitere Schließungen oder Zusammenlegungen nicht. Für Köster steht dies jedoch nicht im Kontrast zu seinem Anliegen, dass die „Kirche vor Ort im Bochumer Süden präsent bleiben muss. Mit weniger Mitteln, dafür aber mit neuen Aufbrüchen, die nur entstehen können, indem man es versucht.“

Sein Dienstsitz verbleibt trotz des „Karrieresprungs“ in der Gemeinde Liebfrauen in Linden: „Die Entscheidung fiel in Rücksprache mit dem Bistum.“ Es sei zwar eine ungewöhnliche, dennoch aber die favorisierte Lösung gewesen, nicht in die Pfarrkirche zu wechseln: „In diesem Fall passt es ganz gut, nicht schon wieder umzuziehen.“

Der gebürtige Oberhausener studierte Theologie an der Ruhr-Uni sowie ein Jahr in Rom. Nach einer Tätigkeit als Pastoralreferent im Bistum Trier kehrte er 2008 nach Essen zurück. Es folgten Diakon- und Priesterweihe (2009) und vier Jahre als Kaplan in St. Urbanus (Gelsenkirchen-Buer). 2013 wurde er Pastor in Liebfrauen.