Stiepel. . Andreas Finke veröffentlicht ein Buch über die Herkunft der Straßennamen im Stadtteil und fördert so manche Anekdote zutage.

Dass auf der Galgenfeldstraße tatsächlich ein Galgen stand, an dem bis 1776 Hinrichtungen stattfanden, ist leicht abzuleiten. Doch dass die Ministerstraße deshalb so heißt, weil dort Friedrich Wilhelm Finke (1867-1938) lebte, der zwar kein Minister war, aber den Spitznamen „Hühnerminister“ wegen seiner Geflügel-Zuchterfolge trug, ist nur alteingesessenen Stiepelern bekannt.

Andreas Finke (51) ist ein Nachfahre dieses Mannes, dessen Haus lange Zeit das einzige an der Straße war. Er begann vor Jahren mit der eigenen Ahnenforschung, interessierte sich schon immer für die Stiepeler Geschichte. Jetzt brachte er das Buch „Wege durchs Königreich – Geschichte der Straßennamen in Stiepel“ heraus. Dort ist nachzulesen, dass der Autor tief im Stadtteil verwurzelt ist. Davon zeugt auch die Brüderstraße, bei der Eingemeindung 1929 – wie so viele Straßen – umbenannt (heute: Im Haarmannsbusch). „Mein Ururgroßvater war einer der sechs Brüder Schellenberg, die entlang der Straße ihre Gehöfte hatten.“

Finke, der bei den Stadtwerken Oberhausen im Energiedatenmanagement arbeitet, ist Mitglied im Stiepeler Verein für Heimatforschung, über den er sich zu seinen Recherchen ermuntern ließ. Auf der Suche nach altem Kartenwerk stieß er 2007 zum Verein und ist seither dabei geblieben. 2009 begann er, sein Wissen über die Herkunft der Straßennamen niederzuschreiben. Vieles schöpfte er aus den Archiven der Städte Bochum und Hattingen – Stiepel gehörte bis 1929 zu Blankenstein –, vieles erfuhr er aber auch von Kollegen im Heimatverein und durch Gespräche mit Alteingesessenen.

Die meiste Arbeit, so sagt er, habe er in das Kapitel über die Kemnader Straße gesteckt, das auch das längste wurde. „Mindestens ein Jahr habe ich daran gesessen, denn es gab so viele Quellen.“

Das Thema ist für Andreas Finke, der sich damit nur in seiner Freizeit beschäftigt, deshalb so interessant, „weil die Gründerväter der Namensgebung viel Kreativität an den Tag gelegt haben, und die meisten weisen lokale Bezüge auf“, wie er versichert, und zwar nach der Eingemeindung mehr als vorher: Am Bliestollen etwa verweist auf die kurze Phase des Erzbergbaus in der Region (Blie: Stiepeler Platt für Blei). Dabei: Den Anspruch, wirklich alle Straßen im Stadtteil abzubilden, hatte er nicht. „Viele, wie Löwenzahn- oder Lupinenweg, haben keinen historischen oder lokalen Bezug und sind deshalb als Geschichte nicht interessant.“ Andere wiederum fehlen, weil Finke einfach keine Quellen auftun konnte.

Das Buch erscheint in einer Auflage von 750 Stück und ist erhältlich bei der Ruhrland-Apotheke Meyer und Zeitschriften Lexer in Stiepel, bei der Buchhandlung Mirhoff & Fischer im Ehrenfeld und in der Meyerschen Buchhandlung in der Innenstadt.

Preis: 16,90 Euro. Erlöse aus dem Buchverkauf werden in den Ausbau des „Pfingstblümchern“ fließen, den Erweiterungsbau des Heimatvereins an der Pfingstblume, in dem künftig Vorträge und Ausstellungen stattfinden.