Weitmar-Mark. Buntes Begegnungsfest an der Flüchtlingsunterkunft Am Kuhlenkamp.Befürchteter Ärger blieb aus. Lob für neue Mitbewohner auf Zeit.
Deutscher Kuchen und Kaffee, arabische Speisen, Musik und Tanz international: So bunt präsentierte sich das erste Begegnungsfest an der Flüchtlingsunterkunft Am Kuhlenkamp 35. Mehrere hundert Besucher kamen, darunter viele Nachbarn.
Kritik an den derzeit 140 Bewohnerinnen und Bewohnern des Containerdorfes, darunter etwa 70 Familienangehörige, gab es dabei keine. Im Gegenteil: Die Einheimischen lobten die neuen Mitbewohner auf Zeit. „Wir konnten bei Beschwerden von Nachbarn in der Vergangenheit immer wieder ins Gespräch kommen und Abhilfe schaffen“, erklärte Sozialarbeiterin Angelika Tybus von der Inneren Mission/ Diakonisches Werk Bochum. Tybus und Thomas Leiding (Caritas) arbeiten als Heimverwalter. Bezirkspolizist Wolfgang Skibbe bestätigte das. „Hier läuft es sehr friedlich ab“, erklärte er zur Veranstaltung sowie zu seiner Arbeit. Beim Bau der Einrichtung Anfang des Jahres sah das noch anders aus: Einige Nachbarn befürchteten Ärger und empörten sich darüber, von Stadt und Politik vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden (die WAZ berichtete).
Etwa 50 Aktive der Flüchtlingshilfe Bochum Süd-West stellten nun eine Veranstaltung auf die Beine, die sehr harmonisch ablief. Besucher und Bewohner tanzten zu Rumba- und Samba-Rhythmen unter Anleitung der in Bochum lebenden Kolumbianerin Ximena León. Sie zog mit ihrem Temperament alle in ihren Bann.
Der 30-köpfige gemischte Chor „United Voices“ wiederum begeisterte mit Weltmusik. Das Flüchtlings-Chorprojekt des Schauspielhauses rührte vor allem auch die Asylbewerber an. Etwa beim arabischen Lied „Bring mich in meine Heimat zurück“ der populären libanesischen Sängerin Faruz. Da flossen auch Tränen.
Flucht und eine neue Heimat im Westen zu finden war viel diskutiertes Thema unter den Besuchern. Seniorin Charlotte Lattek, die mit ihren Freundinnen vorbeigekommen war, erinnerte sich an ihre Flucht am Ende des Zweiten Weltkrieges. Die gebürtige Oberschlesierin erzählte: „Als ich damals mit meiner kleinen Tochter Barbara hier ankam, waren wir zunächst auch nicht willkommen.“
„Den Verlust der Heimat empfinden wir auch, weil unsere Eltern dies erfahren haben“, erklärte Ilektra Anastassiadou, die in den 80er Jahren zuwanderte. Heute unterstützt die Lehrerin die Flüchtlingsarbeit und singt im Chor „United Voices“.
Multikulturell ging es auch beim Spielangebot zu. Ob Eritreer, Syrer oder Deutsche: Beim Basteln, Malen,Volleyball spielen oder Kickern trafen sich alle. „Alles super gelaufen, wir sind glücklich und zufrieden“, war das Fazit von Mitorganisatorin Steffie Hedtfeld gemeinsam mit Hajo Salmen und Stefanie Clausmeier.
Polizei: Es gibt keine Probleme
Bezirkspolizist Wolfgang Skibbe schaut regelmäßig beim Containerdorf vorbei. „Fast täglich kontrolliere ich die Strafstatistik. Hier gibt es derzeit weder Diebstähle noch andere Probleme“, so der Polizeihauptkommissar. Anfangs habe es mal Beschwerden wegen ruhestörenden Lärms gegeben. Das sei nun gelöst.
Die örtliche ökumenische Flüchtlingshilfe hilft auch bei der Wohnungssuche. 45 Leute und Familien konnte sie inzwischen vermitteln.