Dahlhausen. Zahlreiche Besucher kommen zu den Museumstagen im Eisenbahnmuseum Dahlhausen.Fahrten mit der Handhebeldraisine sind besonders bei den Jüngeren begehrt
Die Hibernia 41-E kennen in Bochum fast alle, weil sie bis vor einem halben Jahr als Schmuckstück vor dem Starlight-Express- Theater stand. „Eine Lok mit Seltenheitswert!“, sagt Walter Thomassen, Sprecher des Eisenbahnmuseums. „Sie sah irgendwann nicht mehr so schön aus, jetzt wird sie hier repariert.“ Sogar an den Museumstagen, an denen sich draußen wieder Tausende Besucher tummeln. Sie staunen über dampfende Loks, wagen Führerstandsfahrten und betätigen Handhebeldraisinen.
„Mit der Draisine fahren wir auch gleich, die Jungs sollen sich ruhig bewegen“, sagt Marianne Beiner aus Köln. Ihr Sohn Jan (13) hat sich den Besuch im Eisenbahnmuseum zum Geburtstag gewünscht – und sechs Freunde mitgebracht. Noch sitzen sie in der gemächlich vor sich hin zuckelnden Feldbahn – oder Lorenbahn – über das Gelände. Die Handhebeldraisine wird mit Muskelkraft betrieben und nimmt, wenn’s drauf ankommt, richtig Fahrt auf. „Wir sind heute das erste Mal hier“, sagt Beiner. „Aber mein Vater hat bei der Bahn gearbeitet, ich kenne mich also ein bisschen aus.“
Auf historisch anmutenden Bahnhöfen laden Schaffner mit ansehnlichen Kappen und Uniformen zum Mitfahren ein. „Da vorne stehen alte Grubenwagen aus einem Bergwerk“, erklärt Thomassen. Ähnliche wie sie im Bergbaumuseum stehen. „Aber noch älter.“
Der älteste Mitarbeiter des Museums ist 84 Jahre alt und seit dem ersten Tag dabei. „Mindestens zwei Mal in der Woche packt er hier an“, sagt Thomassen. „Aber über Nachwuchs können wir auch nicht klagen.“ Zum Team gehören fünf feste Mitarbeiter und über 130 Ehrenamtliche. „Anders wäre das hier nicht zu stemmen.“
Auf eine historische Drehscheibe – die es früher an jedem Bahnhof gab – werden nach und nach sieben historische Dampfloks gezogen. Über einen knackenden Lautsprecher erklärt ein Moderator die technischen Details. Um den „Drehscheiben-Catwalk“ herum scharen sich Eisenbahn-Fans mit großen Kameras. „Der Dampflok-Fan ist detailgenau“, verrät Thomassen. Sogar Nietenzähler seien unter ihnen zu finden. „Die zählen ganz genau, wie viele Nieten an einer Lok verwendet wurden – und mailen uns, wenn eine fehlt.“ Die meisten Loks sind fast 100 Jahre alt. „1958 war dann Schluss mit den Dampfloks.“ Das Highlight am Sonntag ist die Modellbaubörse.
„Mir gefällt die Atmosphäre hier“, sagt Ursula (71) aus St. Augustin bei Bonn, die mit ihrem Mann Peter (75) jedes Jahr zum Eisenbahnmuseum kommt. „Der Experte ist aber mein Mann. Er hat eine Modelleisenbahn auf dem Speicher.“ In 45 Ehejahren haben sie gelernt: Wenn es Streit gibt, geht er nach oben zu seinen Zügen, sie bleibt unten in der Wohnung. Dann ist bald alles wieder gut.
Kindertage im Eisenbahnmuseum
Am 17. Juli und 21. August (sonntags) finden in Kooperation mit dem THW im E isenbahnmuseum Bochum Kindertage statt. Mehr Infos unter: eisenbahnmuseum-bochum.de
Das Eisenbahnmuseum in Dahlhausen gehört zu den g rößten Museen seiner Art in Deutschland. Im nächsten Jahr besteht es bereits 40 Jahre. Das wird natürlich gefeiert.