Linden. Rainer Wasserlos ist der neue Schützenkönig von Linden und Dahlhausen. Die Krone empfängt er am kommenden Samstag.

So richtig stabil steht der Vogel nicht mehr, 441 Schüsse durchsiebten bereits den schmale Holzstück, auf dem er thront. „Wenn er schon wackelt – vielleicht habe ich ja etwas Glück“, denkt sich Rainer Wasserlos, mit Blick durch den Sucher des Gewehrs auf sein Ziel. Es ist genau 19.13 Uhr, als er abdrückt – und der Vogel fällt: Es gibt einen neuen Schützenkönig von Linden und Dahlhausen, Rainer Wasserlos vom Verein Blau Weiß 05 Oberdahlhausen.

Seit 1969 schießen die Schützenvereine aus Linden und Dahlhausen jährlich einen Schützenkönig für beide Stadtteile aus – so auch dieses Jahr, auf dem schön abgeschieden im Grünen liegenden Schießstand des Linden-Dahlhauser Schützenbundes. Teilnehmen dürfen Könige und Exkönige der Vereine, insgesamt zehn schossen dieses Mal um die Wette: Mit kleinkalibrigem Gewehr galt es, auf 50 Meter Entfernung den Vogel zu Fall zu bringen, der auf einem schmalen Holzstück thronte.

Das war dieses Jahr nicht allzu leicht: „Der Stamm, das ist dieses Mal kein einfaches Vierkant-Holz, sondern faseriger Naturstamm“, sagt Geschäftsführer Klaus Hippler. Die Herausforderung: Bei diesem Holz kann eine Faser unter Umständen noch fast den ganzen Vogel tragen – auf 50 Meter Entfernung ist das für den Schützen aber kaum zu erkennen. Auf der anderen Seite erkennt man auch nicht jene Stellen, die bereits so durchsiebt sind, dass die Schüsse einfach durchgehen.

Vier Vereine wetteifern

Die Schützenvereine, die gemeinsam um die Wette schossen, sind: Der BSV 1903 Dahlhausen, der BSV Munscheid 1891, der BSV Blau-Weiß 05 Oberdahlhausen und der Linden-Dahlhauser Schützenbund 1862.

König Rainer Wasserlos vom BSV Blau-Weiß 05 Oberdahlhausen ist zum ersten Mal König von Linden und Dahlhausen. Die Inthronisierung findet am 16. April, 19 Uhr, im Landhaus Wibbecke, Kassenberger Straße statt.

Dementsprechend war es ein langer, zum Ende hin auch etwas zäher Schießnachmittag: Etwa fünf Stunden dauerte es, bis Rainer Wasserlos den Vogel endlich zu Fall brachte. Während dieser ganzen Zeit verfolgten die Vereinsmitglieder gespannt das Schießen, schauten auf den Bildschirm, der in Nahaufnahme den mehr und mehr zersplitterten Holzstamm zeigt. In den letzten Minuten war er schon fast komplett zerfetzt – es konnte nur noch eine Frage der Zeit sein. „Es war anstrengend, spannend und trotzdem schön“, sagte der stolze Sieger am Schluss. Wie seine Mitstreiter hat er es locker angehen lassen, doch motiviert war er schon: „Das ist einfach dieser Gedanke des sportlichen Wettkampfs – man will den Vogel runter holen.“ Das ist ihm gelungen, und so wird er Samstag feierlich die Krone empfangen.

Für seine erste Amtshandlung wollte die Majestät freilich nicht so lange warten: Im Anschluss an den Wettkampf gab er erst einmal eine Runde Bier für alle Kameraden aus. Klar, für den Schützenbund im Bochumer Süden ist das Königsschießen auch Teil einer unverzichtbaren Tradition.