Stiepel. Flüchtlinge in Stiepel: Bei der Bürger-Informationsveranstaltung zur Unterbringung an der Kemnader Straße gibt es auch viele kritische Stimmen.

. Der Bochumer Süden erwartet 120 neue Flüchtlinge – zumindest übergangsweise. Wohnen werden sie an der Kemnader Straße, Höhe Unterfeldstraße, in 30 Wohncontainern, und zwar ab Dezember. Um die Stiepeler über den Bau der neuen Flüchtlingsunterkunft zu informieren, lud die Bezirksvertretung Süd jetzt ins Pfarrheim der St.-Marien-Wallfahrtskirche ein.

Schon zu Beginn zeigte sich, wie das Thema die Gemüter bewegt: Lokalpolitiker nutzten die Gelegenheit, um Parteienwerbung mit Infoblättern zu machen – mit Zahlen zu den Flüchtlingen, die übrigens nicht mit denen der Stadt übereinstimmen. Und auf die Ansage des Bezirksbürgermeisters Helmut Breitkopf-Inhoff (SPD), dass dies eine reine Info-Veranstaltung sei, kam prompt die Antwort aus dem Publikum: „Also sind Meinungsäußerungen nicht erwünscht?“

Auf dem Podium: (v.l.) Klaus Radke, Helmut Breitkopf-Inhoff, Sandra Schotte und Susanne Köllner, Integrationszentrum.
Auf dem Podium: (v.l.) Klaus Radke, Helmut Breitkopf-Inhoff, Sandra Schotte und Susanne Köllner, Integrationszentrum. © FUNKE Foto Services

Ob erwünscht oder nicht, die rund 60 anwesenden Stiepeler sagten ihre Meinung. Zunächst aber erklärte Klaus Radtke von den Zentralen Diensten, wie sie die Flüchtlinge unterbringen wollen: Insgesamt 30 Wohneinheiten soll es geben, jede besteht aus zwei Containern und bietet Unterkunft für vier Menschen. Zwischen den Containern ist eine Spielfläche angedacht. Die Wohnfläche pro Person beträgt 7,5 Quadratmeter.

Viele aus dem Publikum interessierten sich für Nationalität und Verweildauer der Neuankömmlinge. Fragen, auf die die Bezirksvertretung keine Antwort geben kann: Denn für die Asylentscheidungen, die klären, wer bleiben darf und wer nicht, ist sie nicht zuständig. Und man wisse oft erst am Tag vor der Ankunft, wo die Menschen herkommen, erklärte Sandra Schotte von den Sozialen Diensten. Trotzdem versuche man, den Wohnraum sinnvoll zu nutzen – damit nicht zwei Volksgruppen, die beispielsweise in ihrer Heimat verfeindet sind, sich nun ein Etagenbett teilen müssen. Auch ein Sicherheitsdienst werde regelmäßig nach dem Rechten sehen.

Schulen unterrichten Flüchtlingskinder

Rund 1900 Flüchtlinge leben aktuell in Bochum, 479 davon im Süden. Bis Jahresende werden für Bochum rund 2000 Neuankömmlinge erwartet.

Folgende Stiepeler Schulen unterrichten die Flüchtlingskinder: Die Brenscheder Schule, Gräfin-Imma-Schule, das Schiller Gymnasium, die Erich-Kästner-Gesamtschule und die Freie Schule.

In der Diskussion ging es auch um praktische Fragen, zum Beispiel, ob es Sinn mache, eine Behelfsampel an der Stelle aufzustellen. Andere befürchteten einen plötzlichen Ausbruch der Krätze oder erhöhtes Polizeiaufgebot. Als es um Busfahrkarten für die Flüchtlinge ging, lag kurz ein wenig Spannung in der Luft: „Das sollen wir zahlen? Als nächstes sollen wir die noch in den Bus reintragen“, empörte sich ein Stiepeler. Ein anderer entgegnete: „Wo ist das Problem? Im Vergleich zu den Gesamtkosten sind das Peanuts – und es ermöglicht den Menschen den Weg in die Selbstständigkeit.“ Die Antwort: ein, wenn auch verhaltener, Applaus.