Marko Leckzut und Jonas Klein gestalteten Brückenpfeiler an der Ruhr-Universität im Auftrag des Jugendamtes. 150 Farbdosen verbraucht.

Querenburg. Reagenzgläser – mit ihnen assoziiert man sogleich Medizin und Forschung. „Das ist gewollt, wir suchten einen Bezug zur Universität und wollten die räumliche Nähe zum Technologiezentrum dokumentierten.“ Marko Leckzut ist Graffitikünstler aus Wuppertal und hat gemeinsam mit dem Bochumer Jonas Klein eine freigegebene Fläche an der Ruhr-Universität mit Graffiti farblich gestaltet, zwei Brückenpfeiler an der Schattbachstraße, an der Endhaltestelle der U35.

Auftragsarbeit vom Jugendamt

Daraus musste das Duo keine Nacht-und-Nebelaktion machen; vielmehr war es mit der Arbeit vom Jugendamt beauftragt worden. Leckzut und Klein gehören längst zu den alten Hasen der Szene. Marko Leckzut ist 41 Jahre alt und seit 25 Jahren Graffitikünstler, Jonas Klein ist mit 33 Jahren seit 15 Jahren dabei.

Leckzut knüpfte als 14-Jähriger erste Kontakte. „Ich hatte früh Spaß am Sprayen und in Jugendzentren Zugang zu Sprayern finden können. Da waren immer einige Graffiti-Künstler vor Ort.“ Leckzut (Künstlername „SZ“) macht sich stets zuvor Skizzen. Das brachte ihn später zu Malerei und Zeichnen. Heute malt er gerne in Öl und Aquarell. So wurde die Spraydose gegen Stift und die Wände mit Papier getauscht. Doch nicht gänzlich. „Noch heute – nach so vielen Jahren – hat mich die Faszination für Graffiti nicht losgelassen und ich verspüre immer noch den Drang, Neues zu probieren und die unterschiedlichsten Flächen mit kreativen und individuellen Ideen zu versehen. Aus diesem Grund habe ich meine Leidenschaft zum Beruf gemacht.“

Als das Duo erfuhr, dass die Fläche an der Uni für Graffiti freigegeben wird, entwickelten beide ein Konzept am Computer. Wohl auch, weil sie in den Motiven den engen Bezug zur Uni fanden, gab’s den Zuschlag. 1200 Euro kostete die Arbeit aus Anlass des 50-jährigen Bestehens der RUB. Zusammengerechnet vier Tage und 150 Dosen Farbe brauchten die Künstler, um ihr Werk auf der 200 Quadratmeter großen Fläche zu vollenden.

Künstler respektieren sich

Beide stehen in Kontakt zu Jürgen Kotbusch vom Jugendamt, der den Stadtbezirk Südwest betreut und sich bestens in der Bochumer Sprayer-Szene auskennt. Er zeigt sich sehr angetan von dem Werk: „Man sieht keine Betonsäulen mehr, sondern Röhren, in denen alles zirkuliert.“ Außerdem handele es sich bei den Pfeilern um einen untypisches „Format“. Kotbusch hält viel davon, öffentliche Flächen für legale Graffiti freizugeben. „Es herrscht Respekt vor den Werken anderer Künstler, so dass sie nicht einfach wieder übersprüht oder beschmiert werden.“

So wirken die Brückenpfeiler an der Uni nun wie Behälter, mit Flüssigkeit gefüllt, unten abgesetzt durch Aluminium-Rahmen. Blasen steigen auf, es finden sich Figuren, weitere Bildelemente und Schriftzüge, so genannte Tags, um auch den Bezug zu Graffitithemen zu haben; einmal blau, einmal rot dominiert.