Laer. . 40 Künstler aus ganz NRW zeigen bei „Kurz vor Kunst“ an der Schattbachstraße ihre Werke. Überall in dem alten Gebäude gibt es etwas zu entdecken.

Gleichmäßig rollt die kleine blaue Kugel die Kupferbahn entlang, um einen dunklen Ast herum. Ein kleiner Motor summt und sorgt dafür, dass die Kugel endlos weiter läuft. Familie Niemann steht staunend neben dem Kunstwerk aus Draht. Alle drei verfolgen die Kugel aufmerksam mit ihrem Blick.

„Das ist wirklich faszinierend“, sagt Simone Niemann. Drei Monate hat Künstler Ernst Heye an seiner Kugelbahn gearbeitet. Den Ast hat er zufällig am Wegesrand gefunden. „Ich hatte direkt eine Idee“, erinnert er sich daran, wie seine Installation „Observation“ entstand. Der gelernte Elektriker baut seit 20 Jahren in seiner Freizeit Kugelbahnen und stellte unlängst einige seiner außergewöhnlichen Werke bei „Kurz vor Kunst“ aus.

Der Name des Ateliermarkts soll genau das beschreiben. „Für manche ist es zwar ein Hobby, trotzdem sind ihre Werke Kunst, die mit Leidenschaft geschaffen sind“, sagt Marillo Ricken, Organisatorin der zweitägigen Veranstaltung. Es sollen auch jene Werke Wertschätzung erfahren, die nicht im Museum zu finden sind – vielleicht noch nicht. Denn viele Künstler haben gerade ihr Studium beendet und sind dabei sich zu etablieren.

Kugelschreiberzeichnungen auf Leinwand

So wie Alina Serebrennikov. Die 32-Jährige stellt ihre Kugelschreiberzeichnungen auf Leinwand aus. „Ich will Fragmente des Lebens beschreiben. Da lag der Kugelschreiber am nächsten“, sagt sie über ihren Stil. Mit Lack macht sie die feinen blauen Zeichnungen haltbar und setzt strahlende Farbakzente – im Ton ihrer sattgelben Haare. Oft zeichnet Serebrennikov sich selbst. „Ich brauche ein Model, das ich zeichnen kann, deswegen mache ich meistens vorher Fotos von mir selbst“, sagt sie.

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Gäste schlendern durchs Gebäude

Gemeinsam mit Ljuba Stille, die Arbeiten aus Altpapier mitgebracht hat, sitzt Alina Serebrennikov in einem der Räume der Kunstwerkstatt auf dem Gelände in der Schattbachstraße. Die beiden Kölnerinnen sind zwei der rund 40 Künstler aus NRW, die sich bei „Kurz vor Kunst“ kennengelernt haben. „Die Atmosphäre ist toll. Es ist keine Selbstverständlichkeit so nette, herzliche Kollegen zu treffen“, sagt Stille. Der rege Austausch überträgt sich auch auf die Gäste, die durch das alte Gebäude schlendern und in den verschiedenen Räumen sowie im Hof die Gelegenheit haben, mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen.

Einige der Künstler haben ihr Atelier in der Schattbachstraße. Es gibt zum Beispiel ein Fotostudio, Werkstätten von Bildhauern, Keramikern – und den Fundus von Marillo Ricken, die als Requisiteurin lange beim Film gearbeitet hat und nun am Schauspielhaus tätig ist. Vor anderthalb Jahren hatte sie die Idee zu „Kurz vor Kunst“. Seitdem findet der Ateliermarkt statt, der verschiedenste Werke auf hohem Niveau präsentiert.