Stiepel. . In der Frühlingskomödie „Nichts als Kuddelmuddel“ der Volksbühne geht es um eine aus dem Ruder laufende Aufführung. Dem Publikum gefällt’s.

Generalprobe! Und kaum etwas läuft wie nach dem Regiebuch geplant. Für einen Regisseur und seine Schauspieler ist das die Katastrophe schlechthin. Doch die „Show“ muss gleichwohl irgendwie – auch mit viel Improvisation – weitergehen.

Das neue Stück der Volksbühne Bochum „Nichts als Kuddelmuddel“ thematisiert genau das. „Hier bei unserer Premiere erleben Sie gleich Theater im Theater“, betont deshalb der Vereinsvorsitzende Thorsten Lumma bei der Begrüßung im fast ausverkauften Saal des Hauses Spitz. „Das ist für die Beteiligten nicht immer so toll, aber für Sie als Betrachter umso schöner.“

Und los geht es mit der dreiteiligen Komödie von Autor Jürgen Hörner. Die Hauptfigur – Wahrsagerin Jolante (Carmen Lumma) – verhandelt zu Beginn mit ihrer Putzhilfe Gitti Säuberlich (Ulrike Alefelder) über das Abnehmen der Gardinen, weil gleich der Fensterputzer (Rainer Hahne) kommt. Säuberlich will aber lieber darüber diskutieren, ob Wahrsagen nicht bloß Hokuspokus ist. Gleichwohl möchte sie mit ihrer davon begeisterten Freundin Tilda Buchfink (Maximiliane Loebel) zu einer Séance vorbeikommen, weil diese mit ihrem Mann ein Problem hat.

So weit die Rahmengeschichte. Die Patzer, die das Stück erst urkomisch machen, folgen auf dem Fuß. Etwa: Die Fanpostkarte für die Wahrsagerin Jolante liegt nicht auf ihrem Platz. Der Fensterputzer, zugleich Regisseur, stolpert auf die Bühne, um es zurecht zu rücken – allerdings nur mit halbem Bart. Er löst damit – abseits des Theaterstückes – ein persönliches Eifersuchtsdrama mit Lebensgefährtin Jolante aus, weil der zweite Teil des Bartes an Tilda klebt, die wenig später ungebeten die Bühne betritt.

Die Zuschauer haben viel zu lachen

Es sind damit nicht nur fehlende Requisiten, die das Chaos bei der Generalprobe befeuern, sondern auch Beziehungskonflikte der Schauspieler. Vor allem die Darsteller Jolante, Gitti (im Privatleben die Exfreundin des Fensterputzers) sowie der Fensterputzer selbst bauen diese immer mehr in die eigentlichen Bühnendialoge ein. Lustig!

Für drei weitere Vorstellungen Anfang Mai gibt es noch Karten

Die Komödie „Nichts als Kuddelmuddel“ ist die erste Regiearbeit von Lehrerin Lena Grun. „Wegen der Vielfältigkeit der Aufgabe war das sehr aufregend, obwohl ich schon seit zehn Jahren Theater spiele“, bekannte die 27-Jährige sichtlich entspannt nach der Premiere. Die gelang und erhielt viel Beifall.

Die nächsten Aufführungen sind am Freitag, Samstag und Sonntag (1. bis 3. Mai). Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr (Einlass 18.30 Uhr). Veranstaltungsort ist Haus Spitz, Kemnader Straße 138. Nummerierte Tickets gibt es zum Preis von 8 Euro und 10 Euro im Vorverkauf (Tel. 0234/ 47 23 87) sowie an der Abendkasse.

Das diesjährige Kinderstück „Oskar legt ein Ei“ hat am Sonntag, 12. Juli, Premiere. Die Herbstkomödie „Hexenschuss – oder der Bandscheibenvorfall“ folgt ab 23. Oktober. Nähere Informationen: www.volksbuehne-bochum.de

Hinzu kommt, dass Theatertechniker Erich (Willi Pape) gerne zum falschen Zeitpunkt etwas auf der Bühne repariert. Fred Buchfink (Werner Becking), Außendienstler der Telekom, der das Telefon der Wahrsagerin reparieren soll, vergisst zudem ständig den Text und greift stattdessen zum Flachmann.

Da ist Chaos vorprogrammiert. Das gilt auch für die Premiere im dritten Akt, wo die Generalprobe wiederholt wird. Auch sie endet sprichwörtlich „im Kuddelmuddel“. Die Zuschauer haben hingegen zwei Stunden lang etwas zu lachen. Das liegt auch an den Dialogen. Etwa, wenn Wahrsagerin Jolante zu Telekom-Mann Fred sagt: „Sie schickt der Himmel.“ Trockene Antwort: „Nein, mein Chef.“ Zotig, aber witzig.

„Das Stück war wieder urkomisch. Alle haben toll gespielt“

„Das Stück war wieder urkomisch. Alle haben toll gespielt“, zieht am Ende eine ältere Dame. die ungenannt bleiben möchte, ihr Fazit. Seit Jahren komme sie deshalb gerne zu den Aufführungen, so die Seniorin weiter.

Zuschauerin Manuela Freud geht sogar ins Detail: „Ich fand den Auftritt des Telekomtechnikers Fred am besten, weil er die Rolle – egal ob bei den Versprechern oder bei seinen Slapsticks – mit so viel trockenem Humor spielte.“