Stiepel. Gerhard Hagenkötter schrieb in einer Broschüre die heimische Geschichte nieder, bevor es Vereine wie die Pokalgemeinschaft von 1935 nicht mehr gibt.

„Immer mehr ,Douwenvatter’ (Stiepeler Platt, Anm. d. Red.) haben in den letzten Jahren hier im Stadtteil Schluss gemacht. Bevor es gar keine mehr gibt und damit ein Stück unserer Kultur verschwindet, wollte ich deren Geschichte aufschreiben.“ Das erklärte Gerhard Hagenkötter vom Stiepeler Verein für Heimatforschung zu seiner neuen Broschüre „Komm Hans, komm! – Der Brieftauben-Sport in Stiepel.“ Diese stellte er beim Treffen der Stiepeler Pokalgemeinschaft 1935 im Jugendheim von St. Johannes vor. Fünf örtliche Taubenvereine mit etwa 100 Mitgliedern sind darin derzeit organisiert.

Gerhard Hagenkötter nannte beispielhaft für den Negativtrend die Taubenzüchter Werner Thierhoff und Heinz Gathmann, die vor kurzem ihr aufwändiges Hobby Brieftauben-Zucht und -Sport aufgaben. „Seit vielen Jahren wohne ich an der Haarholzer Straße. Die Taubenschwärme, die über unser Haus hinwegzogen, gehörten für mich immer dazu“, so der 68-jährige Heimatforscher, der schon viel zur Stadtteilgeschichte schrieb.

Die Versammlungsbesucher freuten sich sehr über die Broschüre. „Es ist Gerhard Hagenkötter mit viel Aufwand und Herzblut gelungen, unsere Taubengeschichte aufzuschreiben“, lobte Cornelia Appuhn, die Lebensgefährtin des Vorsitzenden der Pokalgemeinschaft Dirk Hinz.

Immer weniger Tauben werden in die Wettbewerbe geschickt

Autor Gerhard Hagenkötter (rechts) händigt seine Broschüre an Peter Schadwinkel
Autor Gerhard Hagenkötter (rechts) händigt seine Broschüre an Peter Schadwinkel © Wicho Herrmann

„Das Heft weist gut auf unsere großen Probleme heute hin, die unter anderem auch durch das aktive Auswildern und Vermehren der Greifvögel – Sperber, Falke, Habicht – im Ruhrtal bestehen“, erklärte der 2. Vorsitzende Peter Schadwinkel. Hagenkötter dazu: „Die heutigen Züchter müssen mit einem Verlust des Taubenbestands von ca. 50 Prozent im laufenden Jahr durch Greifvögel rechnen.“

Die 16-seitige Broschüre beschreibt die Geschichte des Brieftauben-Sports in Stiepel seit den 50er Jahren. Damals gab es elf Vereine und 185 Züchter in der Region. Diese schickten rund 6500 Tauben pro Jahr in die Wettbewerbe. Der Taubenbestand insgesamt war im Vergleich zu heute etwa doppelt so hoch. Die Wettbewerbe und das „Taubenzuchtjahr“ werden weiterhin beschrieben. Zum Vergleich: 2014 wurden nur noch weniger als 1500 Tauben geschickt. Der Zuchtbestand insgesamt wird auf ca. 2500 geschätzt.

Den Lesestoff gibt es in einer 300er Auflage

Die Broschüre „Komm Hans, komm! – Der Brieftauben-Sport in Stiepel“ gibt es beim Autor Gerhard Hagenkötter unter Tel. 0234/ 9 79 18 97, beim Treffen des Geschichtskreis des Heimatvereins jeden dritten Montag um 19 Uhr an der Brockhauserstraße 124 und im „Stiepler Getränkemarkt“ von Uwe Klein, Surkenstraße 83.

Der Preis beträgt 5 Euro; Auflagenhöhe: 300.

Die Geschichte der Brieftaubenzucht mit der Taube als Nachrichtenträger sowie Anekdoten kommen hinzu. Etwa vom langjährigen Deutschen Verbandspräsidenten Prof. Dr. Josef Kohaus (1966-1994), der aus Stiepel stammt. Mit speziellen Taubenflügen und –Versteigerungen förderte er seit 1969 die Aktion Sorgenkind, heute Aktion Mensch. Hagenkötter: „Mehr als acht Millionen Euro kamen da an Spenden zusammen“, so der Autor. Von den fünf Euro für die Broschüre gehen deshalb 50 Cent an die „Aktion Mensch“. Eine alte, gute Taubenväter-Tradition.