Westenfeld. . Bewohner aus Westenfeld wissen ihr Viertel sehr wohl zu schätzen. Die schlechten Noten unseres WAZ-Stadtteil-Checks können nicht alle bestätigen.
Westenfeld ist ein „Transit-Stadtteil“. So bezeichnet Petra Zoche, Westenfelderin aus Leidenschaft und Überzeugung, das Gebiet zwischen Wattenscheid-Mitte und Höntrop. Im Stadtteil-Check, an dem 87 WAZ-Leser teilgenommen haben, kommt Westenfeld mit der Gesamtnote 3 bis 4 weg.
Das sieht „Pe“, wie sie von den Westenfeldern genannt wird, Zoche ganz anders. „Westenfeld hat viel zu bieten. Die Leute müssen es nur sehen, annehmen und mitmachen. Meiner Meinung nach hat der Stadtteil insgesamt eine 2 bis 3 verdient.“
Durch die Kinder schnell Kontakt gefunden
Pe Zoche stammt eigentlich aus Essen, ihr Mann aus Bochum.
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In Westenfeld an der Lohackerstraße haben sie sich 1986 niedergelassen und eine Familie gegründet. „Durch unsere beiden Kinder haben wir hier sehr schnell Kontakt gefunden“, sagt die 53-Jährige, die in der Versicherungsagentur ihres Mannes mitarbeitet. Der Nachwuchs hatte Spaß am Karneval der Kolpingsfamilie. Schon war der Kontakt hergestellt. Pe Zoche ist lange schon Vorsitzende der Kolpingsfamilie Westenfeld, die ihr Domizil im Pfarrheim St. Nikolaus, direkt neben der „Maggi“-Kirche, hat.
Der Volksmund hat dem Gotteshaus den Namen wegen der Kirchturmform, die an eine Gewürzflasche erinnert, verpasst. „Unser Pfarrheim ist schon einer der Dreh- und Angelpunkt in Westenfeld“, sagt Pe Zoche.
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„Hier finden viele Veranstaltungen statt, vom Karneval, über Fbs-Kurse, Spielenachmittage, Senioren- und Jugendtreffs, Suppen-Stammtisch, die Alten- und Rentnergemeinschaft trifft sich hier, die Sternsinger auch. Der MGV Glückauf und das Akkordeonorchester proben hier und auch die Schützen haben im Pfarrheim ihren Treffpunkt.“
Gemeinschaftsgefühl hängt davon ab, ob man mitmachen will
Und hebelt damit die eher mäßigen Leserbewertungen, etwa für Freizeitangebote (eine glatte 4), Gemeinschaftsgefühl (auch eine 4), Senioren- (3 minus) und Kinderfreundlichkeit (4 plus) aus. Ihrer Ansicht nach „hängt Gemeinschaftsgefühl davon ab, ob man mitmachen will oder nicht.“ Und: „Nicht nicht nur die Angebote im Pfarrheim sind vielfältig. Wir haben das Sportzentrum Westenfeld, wo die Sportfreunde viel anbieten. Wer will, der kann, ob Turnen oder Schwimmen.“
Sie lobt die gute Nahverkehrsanbindung.“ Diese wird in der Tat auch von den WAZ-Lesern mit einer 2 bewertet. Pe Zoche: „Es gibt Bus- und Straßenbahnlinien, der Bahnhof ist in Westenfeld und der S-Bahnhof in Höntrop ist nur einen Steinwurf weit weg.“
Wir vertiefen die Ergebnisse der Befragung
Die Bochumer Stadtteil-Redaktion vertieft fortan die Einzel-Ergebnisse des WAZ-Stadtteil-Checks. An der Leserbefragung hatten sich zwischen Ende September und Mitte November 2018 insgesamt 5535 Leserinnen und Leser beteiligt, indem sie für ihren Stadtteil Schulnoten in 13 Kategorien vergaben. Zu allen Analysen.
Westenfeld wurde von 87 Teilnehmern bewertet. Zu den Noten für Westenfeld: Wir greifen Aspekte aus der Beurteilung auf und fragen Sie: Wie sehen sie ihren Sprengel? Was gefällt Ihnen an Ihrem Stadtteil, was sollte verbessert werden? Geben Sie Ihrem Stadtteil eigene Noten. Schreiben Sie uns an stadtteile.bochum@waz.de
Sehr unterschiedliche Bevölkerungsstruktur
Westenfeld habe eine sehr unterschiedliche Bevölkerungsstruktur. Hier leben alt-eingesessene Bauern, die ihre Höfe auch in der nächsten Generation betreiben, junge Familien, etwa im Bereich der Isenbrockstraße, wohlhabende und weniger wohlhabende Leute. Westenfeld sei viel größer, als man auf den ersten Blick meint. Der Stadtteil zieht sich bis hoch zur Berliner Straße, „ist nicht nur das Gebiet entlang der Westenfelder Straße und auch nicht nur das Germanen- oder Musikerviertel.“
Ausschlaggebend aber sei die zentrale Lage zwischen Mitte und Höntrop. „Insofern können wir eine gute medizinische Versorgung und auch Einkaufsmöglichkeiten nutzen“, widerspricht Pe Zoche der Leserbewertung, die die Arztversorgung nur mit einer 3 und die Einkaufsmöglichkeiten mit einer 4 plus benotet.
Restaurants direkt im Stadtteil gibt es eher nicht
Überein stimmt sie mit der Note 4 plus für das gastronomische Angebot. „Hier ist nicht wirklich viel. Früher gab es viel mehr Kneipen.“ Auch Restaurants direkt im Stadtteil gibt es eher nicht, ein Café neben der Sparkasse ist ein Treffpunkt. Doch direkt über die Straße, den Wattenscheider Hellweg hinweg, sehe das anders aus.
Und die Leser-5 plus für Kommunalpolitik und Stadtverwaltung? „Hier wird zu wenig kommuniziert, man hört zu wenig von Verwaltung und Politik.“ Hinzu komme, dass viele Bürger, etwa auf der Ridder-straße und dem Wilhelm-Leithe-Weg, überhaupt nicht mit der geplanten Bebauung der Westenfelder Felder einverstanden seien.
Vom Balkon aus Sonnenuntergänge genießen
Rolf (73) und Helga Tybussek (71) wohnen seit 46 Jahren im Germaneviertel, am Frankenweg. „Vom Balkon unserer Wohnung aus können wir weit gen Westen schauen und herrliche Sonnenuntergänge erleben“, schwärmt Helga Tybussek.
Auch das Ehepaar kann die Gesamtnote 3 minus, die die WAZ-Leser dem Stadtteil gegeben haben, nicht nachvollziehen. „Wir wohnen sehr zentral, haben Geschäfte, Ärzte und Freizeitmöglichkeiten quasi vor der Haustür. Und die guten Nahverkehrsverbindungen geben und die Möglichkeit, schnell in andere Stadtteile oder nach Bochum und Essen zu kommen,“ sage sie unisono.
Das Germanenviertel ist abends gut beleuchtet
Die Leser haben die Sicherheit im Stadtteil mit einer 3 minus bewertet. Die 71-Jährige hat „keine Angst, weder abends, noch in der Tiefgarage. Unser Viertel ist abends gut beleuchtet.“ Auch die Parksituation sei „in Ordnung“, so Rolf Tybussek, „Im Viertel gibt es immer Plätze.“
Nicht wirklich zufrieden sind die Tybusseks mit der Stadtverwaltung. „In der Straßenkurve im Sachsenring gilt absolutes Halteverbot. Trotzdem wird hier geparkt. Die Busse kommen nicht aneinander vorbei. Wir haben schon mehrfach Polizei und Ordnungsamt angerufen. Es tut sich nichts“, sagt der 73-Jährige. „Wir haben irgendwann aufgegeben.“
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Die Sauberkeit, gerade im Germanenviertel, sei „in Ordnung“, so das Ehepaar. „Die Baugenossenschaft achtet schon darauf, dass hier kein Müll ‘rumliegt.“
Für Kinder gibt es allerdings nicht so viele Angebote. Trotzdem fühlt sich Enkel Marti (7) sehr wohl, wenn er Oma und Opa besucht. „Ich finde immer andere Kinder, mit denen ich auf der Grünfläche spielen kann.“