WAZ-Interview mit Patricia Lorenz vom Jugendamt über die soziale Situation im Stadtteil WAT-Mitte. Die Familienzentren leisten eine gute Arbeit.
Wattenscheid-Mitte kommt im Sozialbericht der Stadt Bochum nicht gut weg. Der Anteil der Menschen, die Sozialleistungen beziehen, liegt im Stadtteil bei 29,1 Prozent, der Mittelwert in der Gesamtstadt beträgt 15,8 Prozent (Stand 2017). WAZ-Redakteurin Ellen Wiederstein sprach mit Patricia Lorenz (Jugendamt), Koordinatorin der Sozialraumkonferenz WAT-Mitte, über die soziale Entwicklung im Stadtteil Wattenscheid-Mitte.
Sie kennen Wattenscheid-Mitte sehr gut durch die Sozialarbeit im Bezirk. Welche Knackpunkte gibt es im Stadtteil?
Patricia Lorenz: Es gibt viele einkommensschwache Familien in WAT-Mitte. Die Mieten vieler Häuser liegen im Mietspiegel, den das Jobcenter akzeptiert. Somit ziehen zahlreiche Familien mit vielen Kindern her.
Welche Möglichkeiten sehen Sie, um die Situation für die betroffenen Familien zu verbessern?
Durch viele Bildungsangebote sind wir auf einem guten Weg. Sei es durch die Gesundheitswochen der „Sozialen Stadt“, die Angebote des Progressiven Elternverbandes (PEV), der Grundschulen und anderen Institutionen. Die Familienzentren leisten hervorragende Arbeit.
Welche Projekte gibt es bereits?
Eine erfolgreiche Maßnahme ist etwa das Projekt „Familienpatinnen“ des SKFM Wattenscheid. Die Pädagoginnen gehen in die Familien und leisten im Alltag aktive Unterstützung. Dieses Angebot wird sehr gut angenommen. Die Finanzierung muss aber fast jährlich neu gesichert werden. Hier wäre eine langfristige Sicherung des Angebots wünschenswert. Auch weitere Deutschkurse mit Kinderbetreuung sind erforderlich.
Bestätigen Sie aus Ihrer Erfahrung den Stadtteil-Check-Wert (4+) zur Kinderfreundlichkeit?
Nein, kann ich nicht bestätigen. In den vergangenen Jahren ist viel in Angriff genommen worden, ob auf Spielplätzen oder Angebote durch Kitas, Stadtteilfeste oder Jugendhäuser. Natürlich ist noch viel Luft nach oben. Das Klima aber, ob ein Stadtteil kinderfreundlich ist oder nicht, liegt vor allem an den Menschen, die dort miteinander leben.