Bochum. . Einen Lebensmittelmarkt hat Hordel nicht mehr. Dafür gibt es Nachbarschaftshilfe und einen gut sortierten Kiosk, in dem man sogar Nudeln bekommt.

Der Eiswagen kommt von März bis November, der Eiermann ganzjährig donnerstags. Viel mehr gibt es über Einkaufsmöglichkeiten in Hordel nicht zu berichten. Wen wundert’s da, dass es dafür im Stadtteil-Check die schlechteste Platzierung unter allen Bochumer Stadtteilen gegeben hat.

Die Anwohner allerdings scheinen sich mit der Situation arrangiert zu haben, selbst diejenigen, die sich an andere, komfortablere Zeiten erinnern, als es „am Ende von Hordel den großen Konsum gab, vor 40, 50 Jahren“, und den „Klümpskenladen von Frau Manteler an der Ecke“ oder den Supermarkt, „da, wo die helle Eichentür ist“, Hordeler Heide 165. Heute erinnert allenfalls noch der alte Zigarettenautomat an der Hauswand daran, dass hier einst Hordels Nahversorgungsangebot beheimatet war. Der Laden habe einige Jahre gekämpft und dann aufgegeben, sagt die Hordelerin Anne Drobing. Letztlich seien die Leute für den Großeinkauf eben doch woanders hingefahren und hätten zu wenig vor Ort eingekauft.

Investoren schauen genau hin

Anne Drobing (r.) und das Ehepaar Schremmer schätzen das dörfliche Wohnen in Hordel.
Anne Drobing (r.) und das Ehepaar Schremmer schätzen das dörfliche Wohnen in Hordel.

„Wir sind ein reines Wohngebiet geworden“, sagt Heinz Schremmer, der 1948 in Hordel geboren wurde, dem Stadtteil seither die Treue hält und sich auch im Verein „Wir sind Hordel“ engagiert. Klar, „wenn man nicht mehr so kann, ist es schon sehr weit zum Einkaufen“, aufs Auto sei man angewiesen. „Oder eben auf die lieben Nachbarn“, ergänzt seine Frau. Die jedenfalls scheinen zum Hordeler Leben ganz selbstverständlich dazuzugehören: „Wir würden hier nie allein dastehen, wir hätten immer jemanden, der uns hilft“, sagt Annemarie Schremmer. „Unser Nachbar würde uns auch mal einen Kasten Wasser mitbringen, wenn das nötig wäre.“

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Ein Supermarkt wird wohl so bald nicht kommen

Gut so, denn es sieht nicht danach aus, als könnte sich im Stadtteil so bald wieder ein Supermarkt niederlassen. Investoren würden sehr genau hinschauen und durchrechnen, erklärt Marion Runge, Geschäftsführerin der Bochumer Geschäftsstelle im Einzelhandelsverband Ruhr-Lippe. „Kein Supermarkt macht auf für den Bedarf, den man woanders vergessen hat.“

Auch Discounter würden heute weit über 1000 Quadratmeter Verkaufsfläche verlangen und hätten „am liebsten Kunden, die mit dem Auto vorfahren und den Kofferraum vollladen“. Lediglich in Nischen wie dem Biomarkt-Sektor würden auch kleinere Objekte nachgefragt, wie etwa in Höntrop, wo dem Edeka die Fläche zu klein geworden sei und der Biomarkt Denn’s nachrückte.

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Insgesamt, sagt Marion Runge, sei Bochum „ganz gut aufgestellt im Vergleich zu anderen Kommunen“, doch es gebe auch außerhalb Hordels noch „weiße Flecke“ in puncto Nahversorgung: in Stiepel etwa, das im Stadtteil-Check auf Platz 19 gelandet ist.

Zusammenhalt und viel Grün

In Hordel haben sich auch die Anwohner längst daran gewöhnt, auf andere Stadtteile auszuweichen, so Heinz Schremmer. Je nachdem, wo man wohnt, funktioniert das mehr oder weniger gut. „Wer hier herzieht, weiß, was er an der Gegend hat: das viele Grün und den Zusammenhalt unter den Leuten“, sagen die Schremmers. Und die Anbindung mit dem Bus sei gut, „innerhalb von einer Viertelstunde ist man fast überall“. Und wenn alle Stricke reißen, haben die Hordeler ja auch noch ihr Büdchen – auch wenn das streng genommen schon auf Hammer Gebiet liegt, wenige Schritte hinter der Stadtteilgrenze an der Hordeler Heide 108.

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Doch der Kiosk, der mal „Happy Shop“ hieß und sich heute bescheiden „Hordeler Büdchen“ nennt, bietet nicht nur die üblichen Süßigkeiten, Getränke, Lottoscheine und Zigaretten an. Die ganze Woche von morgens bis abends bekommt man bei der Inhaberin Tharshika Thayaparan auch Milch und Mehl, Dosengerichte, Nudeln, Eier, Oliven – ein schnelles Abendessen gibt das Sortiment allemal her. Kristina Kerlen hat heute trotzdem nur wegen der Zigaretten mal schnell angehalten, ab und zu nimmt sie sich auch mal ein Brötchen (die gibt es jeden Tag frisch vom Bäcker) oder einen Schokoriegel mit. Der große Pluspunkt für sie: „Man kann sogar direkt vor der Tür parken.“ Das ist anderswo, da hat sie Recht, ein bisschen anders.