Bochum. Am Freitag erhalten Schülerinnen und Schüler in Bochum Halbjahreszeugnisse. Wie man mit schlechten Noten umgeht und ob diese noch zeitgemäß sind.

Freitag wird für viele Kinder und Jugendliche in Bochum ein aufregender Schultag: Sie erhalten ihre Halbjahreszeugnisse. Während bei den einen die Freude über die guten Noten groß ist, dürften andere eher besorgt nach Hause gehen und nicht zufrieden mit sich sein. Doch sind Noten auf den Zeugnissen überhaupt noch zeitgemäß? Bei den Bochumern gehen die Meinungen auseinander.

Als überholt bezeichnet zum Beispiel Katrin Grabowski Noten auf den Zeugnissen der Schülerinnen und Schüler. „Noten sind von der Tagesform abhängig, denn nicht jeder Tag ist gleich“, sagt die 40-Jährige, die einen neunjährigen Sohn hat – mit Gymnasialempfehlung. „Ebenfalls gibt es Themen, die einem trotz allen Übens und Lernens einfach nicht liegen! Wie es einfach im Leben so ist“, sagt die Mutter aus Weitmar.

Das sieht auch Bochumer Marc Schellewald so: „Ich finde, wenn die normalen Noten abgeschafft werden, hört eventuell der Leistungsdruck für die Kinder auf. Denn nicht alle Kinder haben den gleichen Bildungsstand, manche lernen langsamer als andere und werden so benachteiligt“, erklärt er in einer Umfrage unserer Redaktion.

Manche Bochumer sprechen sich für Schulnoten aus

Doch es gibt auch Gegenstimmen. Steffi aus Wattenscheid meint: „Für meinen Sohn (10) sind Noten ein Ansporn. Ich selbst vergleiche gern seine Zeugnisnoten mit den meinen von vor 28 Jahren. Nach was, wenn nicht nach Noten, werden Kinder auf weiterführende Schulen verteilt? Ich finde, das alte Notensystem hat bisher funktioniert und das wird es auch weiterhin.“

Eine Bochumerin (61) aus Wiemelhausen, die selbst lang ein der außerschulischen Bildung gearbeitet und Lehramt studiert hat, findet Noten ebenfalls sinnvoll. Denn: „Wenn ich das vierseitige Zeugnis eines Erstklässlers lese, wird mir anders“, sagt sie und fragt sich, wie man so nachfolgende Zeugnisse mit bereits vorhandenen vergleichen solle. Das sei selbst vielen Eltern rätselhaft. Eine Abiturientin der Erich-Kästner-Gesamtschule ergänzt zudem: „Ich halte die Noten auf dem Zeugnis für sinnvoll, weil sie einen Überblick geben, wie die Leistungen sind. So weiß man einfach genau, wo man noch was tun muss, damit es auf dem nächsten besser aussieht.“

AM Freitag erhalten die Schülerinnen und Schüler in Bochum ihre Halbjahreszeugnisse.
AM Freitag erhalten die Schülerinnen und Schüler in Bochum ihre Halbjahreszeugnisse. © dpa | Hauke-Christian Dittrich

Sind Schulnoten sinnvoll? Ein häufig diskutiertes Thema

Wie sinnvoll Schulnoten sind, ist ein häufig diskutiertes Thema – es gibt sehr unterschiedliche Standpunkte. Dagegen spricht: Nicht immer sind Noten objektiv, verschiedene Lehrkräfte beurteilen dieselben Arbeiten unterschiedlich. Darauf verweist die Bundeszentrale für politische Bildung und beruft sich auf verschiedene Studien.

Hinter dem Gedanken der Einführung von Schulnoten stand demnach im 19. Jahrhundert, dass nur die Leistung über den Zugang zu Studien- und Ausbildungsplätzen entscheiden, nicht der soziale Status. Doch: Auch bei der Benotung fließt das Verhalten mit ein.

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Ein weiteres Problem: Wie lässt es sich ohne Noten bewerten? „So lange es Kritik an Zensuren gibt, so lange suchen Pädagoginnen und Pädagogen nach Alternativen“, heißt es von der Bundeszentrale für politische Bildung.

Immer wieder werde hierzu experimentiert. So sind seit dem Schuljahr 2014/15 etwa die Grundschulen in Schleswig-Holstein grundsätzlich notenfrei; bayerische Grundschulen können seit demselben Jahr bis zur dritten Klasse auf Zeugnisse verzichten und stattdessen zu einem Lernentwicklungsgespräch einladen. In Nordrhein-Westfalen gibt es Noten an den Regelschulen ab der dritten Klasse.

Allerdings: Bei allen Vorteilen, die alternative Bewertungsverfahren gegenüber Ziffernnoten erkennen lassen, bringen sie auch Schwierigkeiten mit sich. Denn eine verbale Bewertung enthält ebenfalls subjektive Eindrücke. Zudem sind diese deutlich schlechter vergleichbar, auch für Betriebe und Universitäten.

Schlechte Noten auf dem Zeugnis: Was tun?

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Unabhängig von den Pro- und Contra-Argumenten werden die Kinder in Bochum am Freitag ihre Halbjahreszeugnisse bekommen – inklusive Noten. Die Schülerhilfe in Bochum verdeutlicht: „Fällt das Zeugnis einmal nicht so gut aus, ist das noch kein Grund zur Sorge.“ Bis Schuljahresende sei noch genügend Zeit, Wissenslücken zu schließen und Lernstoff aufzuholen.

Kostenlose Online-Kurse für Schülerinnen und Schüler

Der Studienkreis in Bochum bietet Kindern und Jugendlichen kostenlose Online-Kurse an. Sie finden zwischen Januar und April statt: Die Kurse wenden sich mit jeweils zehn thematischen Modulen à 60 bis 90 Minuten an Grundschulkinder sowie Schüler und Schülerinnen der Klassen fünf bis zehn.

Zudem lädt der Studienkreis Bochum Eltern und ihre Kinder anlässlich der Halbjahreszeugnis-Vergabe vom 23. bis 27. Januar zu einer Beratungswoche ein. Weitere Informationen zu den Angeboten gibt es täglich zwischen 7 und 22 Uhr unter Tel. 0800 111 12 12 oder im Internet unter studienkreis.de/lernen-lernen-kurse.

Sie bezeichnet schlechte Note als Wegweiser, der zeigt, was im vergangenen Halbjahr vielleicht nicht funktioniert hat. Das Kind hätte jetzt ein halbes Jahr Zeit, schulische Leistungen zu verbessern.

Die Schülerhilfe gibt folgende Tipps: Es sei effektiv, so früh wie möglich mit dem Lernen anzufangen und den Schulstoff in tägliche, kleine Lernportionen zu unterteilen. Zudem: „Mündliche Mitarbeit und Mitschreiben im Unterricht wirken Wunder, um sich den Lernstoff dauerhaft einzuprägen. Der Vorteil: Man merkt sofort, wenn man etwas nicht versteht, und kann direkt beim Lehrer nachfragen“, heißt es.

Fehler aus vergangenen Klausuren solle man sich zudem genau ansehen – und daraus lernen. „Wenn man sich die Berichtigung gut einprägt, macht man den gleichen Fehler garantiert nicht zweimal“, so die Experten.