Gerthe. . Jugendliche beschäftigen sich in der Gerther Stadtbücherei mit der japanischen Comic-Stilrichtung. Kunstvolle Zeichnungen konzentrierter Teilnehmer. Ingrid Schmechel (54) studierte Grafikdesign und illustriert Kindermedien
Grazil gleitet der Stift über das Papier. Wo gerade noch gähnende Leere herrschte, entstehen erste Skizzen. Köpfe werden sichtbar, Gesichtszüge verraten die Stimmung der entstehenden Person. Auffällig sind die großen Augen, die einen Hinweis auf die Kunstrichtung geben. In der Gerther Stadtbücherei trafen elf Jugendliche ab zehn Jahren zu einem Manga-Workshop.
Manga, zu Deutsch etwa „zwangloses Bild“, bezeichnet in erster Linie japanische Comics. In bewegter Form erfreuen sie sich als „Animes“ weltweiter Beliebtheit. Bereits in den Sommerferien wurden Workshops angeboten, einer davon auch in Gerthe. Barbara Pöting, Leiterin der Bücherei, ist dankbar für das neuerliche Angebot: „Bei der ersten Durchführung gab es einen regelrechten Ansturm.“
Natürlich hat man sich erneut professionelle Unterstützung geholt. Workshop-Leiterin Ingrid Schmechel (54) studierte Grafikdesign und illustriert Kindermedien. Mit Mangas hatte sie anfangs weniger zu tun: „Meine Tochter hat mich vor ca. zehn Jahren darum gebeten, für sie und ihre Freundinnen einen Kurs speziell für diese Zeichenart anzubieten.“
Eine Mappe voll Erfahrung
Das Schöne an dem Angebot: Den Teilnehmer sind keine Grenzen gesetzt. Im Gegenteil: „Ihr seid hier nicht in der Schule, müsst keine vorgegebenen Ziele verfolgen, sondern dürft euch frei entfalten“, ermuntert Schmechel. Es beginnt mit einer Lockerungsübung, bei der es egal ist, ob jemand Erfahrung hat oder nicht.
Eine ganze Mappe davon kann Michelle vorweisen. Seit einem Jahr zeichnet die 13-Jährige vorwiegend Mangas: „Wenn ich einmal angefangen habe, höre ich meist erst auf, wenn das Bild fertig ist.“ Das könne dann schon einmal vier Stunden dauern. Die Ergebnisse sind schon jetzt imponierend.
Noch nie wirklich gezeichnet hat hingegen ihre Freundin Viviane (14): „Ich schaue zwar gerne Animes, wurde zum Kurs aber in erster Linie von Michelle mitgenommen.“ Eine Menge Potenzial bringt der 13-jährige Anton direkt aufs Papier. Er habe auch schon an einem Manga-Kurs teilgenommen: „Außerhalb der Schule zeichne ich mittlerweile aber eher weniger.“
Eigene Figur samt Hintergrundgeschichte
Zum Ende des Kurses erschaffen die Teilnehmer ein eigenes Wesen, welches über das Äußere, Hinweise auf seine Eigenschaften geben soll. „Eine Geschichte rund um die Zeichnung erdenken, hilft bei der Leseförderung“, so Schmechel.
Die fertigen Skizzen werden auf „Markerpapier“ übertragen. Mit speziellen Farbstiften wird nach der „Abnahme“ durch Schmechel über einem „Lichttisch“ das Bild vollendet.
Ingrid Schmechel gibt derweil Tipps, macht aber klar: „Es sind nur Vorschläge. Ob ihr diese umsetzen möchtet, bleibt euch überlassen.“ Deshalb nutzt sie spezielles Transparentpapier, welches über die Zeichnungen gelegt wird. So kann sie „über“ statt „in“ die Unikate malen. Zahlreiche Vorlagen und Beispiele helfen auf dem Weg zur eigenen Figur.
Auffällig ist die hohe Konzentration, mit der sich die acht Mädchen und drei Jungen an die Arbeit machen. Keine Ablenkungen, wenig Gespräche. Die Aufmerksamkeit gilt fast ausschließlich ihren eigenen fantasievollen, bunten Kreationen.