Ukrainischer Chor Oreya sang für Frieden in der Christuskirche. Es handelte sich um zumeist um traurige Lieder, gewidmet den Toten des Maidan-Platzes in Kiew. Die Sänger vermochten das Publikum restlos in ihren bann zu ziehen.

Gerthe. Es sind getragene Gesänge, Musik für ein besseres Miteinander. Melancholische Melodien, die trotz allem vor Hoffnung strotzen und Zeichen für den Frieden setzen sollen. Das – und nicht weniger, hat sich der Chor „Oreya“ zum Ziel gesetzt auf der derzeitigen Europa-Tournee. In ihrer ukrainischen Heimat prägen derweil Krieg, Angst und Bedrohung den Alltag. In der prall gefüllten Christuskirche wollten die Sänger mit diesem Anliegen überzeugen.

Leiter Alexander Vatsek weiß um die prekäre Situation: „Frieden, Liebe und Kunst möchten wir den Menschen bringen und zeigen, dass die Ukrainer kein kriegerisches Volk sind.“ Keine aggressiven Melodien oder Märsche: „Es sind die traurigeren, tiefgehenden Lieder, welche unser Land symbolisieren.“

Wie präsent Gedanken an die Heimat sind, zeigte sich bereits mit Mykola Lyssenkos „Ein Gebet für die Ukraine“, welches das Konzert eröffnete. Dramatik und Dynamik, trotz oder gerade durch die getragene, bedrückte Grundstimmung des Liedes. Andächtig und gespannt folgten die Zuhörer der Darbietung, versanken im traumwandlerischen Klang, den der Chor durch kurzzeitige Spitzen durchdrang und so die gewaltige Ton- und Stimmungspalette der Akteure preisgab. Oreya und Kirche bildeten eine grandiose Symbiose, so dass es nicht verwundert, wenn Vatsek die Musik als „großes, musikalisches Gebet“ bezeichnet.

Aufenthalt in Bochumer Gastfamilien

Frei von jeglichen Starallüren nächtigten Chor und Begleiter bei Bochumer Gastfamilien. Pfarrer Johannes Roman bedankte sich für die überwältigende Resonanz der Gemeinde. Zudem sammelt Oreya während der Tour Spenden, um Kriegsgeschädigte in der Ukraine zu unterstützen.

Der 1986 von Vatsek gegründete Chor gewann im August sämtliche Kategorien des internationalen Chorfestivals „Il Polifonico 2014“ in Arezzo (Italien), in denen er antrat.

Der emotionale Höhepunkt ist bei den 30 Choristen und Besuchern mit dem fünften Stück erreicht. Per Dolmetscher kündigte der Chorleiter „Wolodymyr Jakymets“ als eine Widmung an die 2014 auf dem Maidan-Platz Getöteten an. Vatsek beschrieb bereits im Vorfeld die traurige Verbindung: „Fast jeder von uns hat einen Verwandten oder Bekannten, der durch die Kämpfe verletzt oder getötet wurde. Oft kommen uns die Tränen, während wir singen.“

Er selbst war im Februar vor Ort, als die Situation auf dem Platz in Kiew eskalierte: „Ich habe dort keine alkoholisierten Aggressoren, sondern Jugendliche und Studenten, die Zukunft unseres Landes gesehen, die friedlich demonstrierten – bis die ersten Schüsse fielen“, erinnert er sich. Die Ereignisse hätten die Mentalität des Volkes geändert: „Wir möchten etwas verändern, uns zum Westen hin orientieren können. Unsere Musik soll dazu beitragen, die Konflikte schnellstmöglich zu beenden.“

Chor baut als Botschafter Brücken

Organisator Prof. Dr. Hans Jaskulsky, Ruhr-Universität Bochum, teilt diese Hoffnung: „Es ist eine willkommene Gelegenheit, ein Zeichen für die Verbundenheit mit den Ukrainern zu setzen. Dieser brillante Chor baut als Botschafter Brücken, wo andere Gräben aufreißen.“ Den Zuhörern wurde in jedem Fall ein hochklassiges musikalisches Erlebnis präsentiert und gleichzeitig ein Stück Ukraine näher gebracht, deren wehmütiger wie zuversichtlicher Klang alle erreichte und berührte.