Kontroverse Diskussion drehte sich um Konzerte in der St. Vinzentiuskirche. Musik gehört seit Jahren zum kulturellen und kirchlichen Leben an der St. Vinzentius-Kirche. Die Positionen reichten von „unsittlich“ bis zu „Ausdruck von Lebensfreunde“.

Harpen. Konzerte im Rahmen des Dorffestes, Chor- und Benefizauftritte wie etwa die des Harpener Urgesteins Fred Schüler mit Reinhard-Mey-Songs: Musik gehört seit Jahren zum kulturellen und kirchlichen Leben an der St. Vinzentius-Kirche. Beim gemeindlichen Kulturausschuss gab es in der Vergangenheit gleichwohl immer wieder Fragen dazu. Das machte nun eine Podiumsdiskussion unter dem Motto „Was verträgt die Kirche?“ im Gotteshaus deutlich.

„Die zahlreichen Kulturveranstaltungen in unserer über 1000 Jahre alten Kirche und im Gemeindehaus führen uns - den Kulturausschuss - immer wieder neu zu der Frage, welche Veranstaltungen angemessen im Gemeindehaus oder in der Kirche stattfinden können“, erklärte Pfarrer Gerald Hagmann bei der Begrüßung der knapp 20 Besucher. Diese sollten sich inhaltlich mit der Frage auseinandersetzen, um Rückmeldung aus Sicht der Kerngemeinde zu geben.

Kulturausschuss als eigenständiges Gremium

Den Kulturausschuss in der Kirchengemeinde Harpen gibt es als eigenständiges Gremium seit 2008. Er entstand nach der damaligen Presbyterwahl, um das Kulturprogramm – inklusive Kirchenführung und „Offene Kirche“ (sonntags 15 – 17 Uhr) – rund um die St. Vinzentius-Kirche zu organisieren.

Hinzu kommt die Aufgabe, der Gemeindeleitung Entscheidungshilfen rund um die Kirchennutzung an die Hand zu geben. Das führte zur Podiumsdiskussion.

Das dreiköpfige Podium mit Stefanie Hirsch (Kulturausschuss), Karl-Heinz Saretzki (Kulturausschuss) und Prof. Günter Brakelmann (kirchlicher Experte) machte den Aufschlag mit ihren Positionen. „Diese historische Kirche und ihr Altarraum als Zentrum verlangt für mich von den Menschen ein bestimmtes Maß an sittlichem Benehmen“, so der Tenor von Saretzki. Nicht alles solle deshalb dort stattfinden.

Hirsch bezog die Gegenposition: „Der ehemalige Gemeindesaal in Kornharpen war seit Kindestagen mein Wohnzimmer, wo wir uns unbefangen durch den Altarraum bewegen konnten, wenn kein Gottesdienst war. Ich bin für ein offenes Herangehen mit Augenmaß.“

Die Atmosphäre in der historischen Kirche

Brakelmann hob die Atmosphäre in der historischen Kirche hervor: „Ein solcher Raum der Stille muss kein Ort des Lärms werden.“ Anders wäre es, wenn es kein Gemeindehaus gäbe, wo auch Veranstaltungen stattfinden könnten, so der Theologe weiter.

Die anschließende Diskussion vertiefte die Positionen. Die „Würde des Ortes“- vor allem des Altarraumes – war da ebenso Thema wie die Forderung, in der Kirche Lebensfreude ausdrücken zu können, und zwar auch im Gottesdienst. Deutlich machte das: Nicht eine Veranstaltung selbst, sondern wie sie dargeboten wird, führt zur Anfrage nach dem „passenden“ Ortes. Ergebnis: Die Diskussion sensibilisierte. Kein grundsätzliches Ablehnen. Das Presbyterium als Gemeindeleitung soll im Einzelfall entscheiden.