Der Sauerländische gebirgsverein (SGV) Hordel widmet sich dem Vogelschutz, es mangelt indes an jungen Mitgliedern. Die insgesamt 245 Mitglieder unternehmen viel. Aktuell, nach dem Pfingststurm, steht das Aufräumen am Wanderheim im Vordergrund

Hordel. Noch liegt viel Altholz rund ums Wanderheim des SGV Hordel; dicke Stämme stapeln sich, Äste, für deren Abtransport schweres Gerät nötig ist. „Das meiste aber haben wir selbst aufgeräumt. Seit Wochen sind wir dabei, das Wäldchen an der Hordeler Heide nach dem Sturm zu säubern“, sagt Wolfgang Haarmann.

Genau das ist es, was der Rentner so zu schätzen weiß an der Philosophie, die alle im Sauerländischen Gebirgsverein teilen: das gemeinsame Anpacken, das Miteinander. Neben der Hordeler Adresse verfügt der Verein auch über eine Wanderhütte in der Geburtsregion Sauerland, in Plettenberg-Ohle. Auch dort fließt viel Bochumer Schweiß bei der Modernisierung der Immobilie.

Dieses Engagement war für Wolfgang Haarmann als Teenager nach dem Krieg auch der Grund beizutreten. „Der SGV hat unserer Familie, wie vielen anderen Hordelern, das Leben gerettet.“ Die Bergleute im Sauerländischen Gebirgsverein hatten damals dort einen Luftschutzstollen gebaut, 1000 Menschen fanden darin Platz. „Auch am 4. November 1944, als die Bomben auf Bochum fielen, saßen wir im Stollen.“

Beeindruckend: die enge Verbundenheit der Vereinsmitglieder

Was ihn so beeindruckte, war die enge Verbundenheit der Vereinsmitglieder. „Von der Gründergeneration wohnten viele Familien an der Sechs-Brüder-Straße. Damals hatten sie noch einen freien Blick aufs Wanderheim. Als das von Spreng- und Brandbomben getroffen wurde, eilten alle herbei, um das Haus zu retten.“ Für die Hordeler sei die Sechs-Brüder-Straße seither ein Symbol für Verbundenheit der Bewohner zum SGV, meint Haarmann.

Vor fünf Jahren hat er Geschichten der Abteilung Hordel zusammengetragen, über seinen Verein ein Buch geschrieben, „Der Wanderclub Frisch auf und seine Erben“. Jene Erben, also junge Leute, sind heute eher die Ausnahme. „Wir haben durchaus, wie viele Traditionsvereine, Nachwuchsprobleme“, räumt Haarmann ein.

Was ehedem das Besondere am Vereinsleben war, kann heute Jugendliche nicht mehr begeistern, also das Wandern, Lieder singen und das Gemeinschaftsgefühl bei den Zusammenkünften. Ausnahme sei die Tanzgruppe, in der junge Leute auch moderne Tänze einstudierten; die meisten sind über ihre Eltern in den SGV hineingewachsen.

Aktuell zählt der SGV Hordel gut 245 Mitglieder

Die Abteilung Hordel gründete sich 1921; einige Mitglieder sind jahrzehntelang dabei, wie etwa Friedhelm Knoop (seit 60 Jahren) und Anke Küchler (seit 40 Jahren). Zurzeit zählt Hordel, eine von sieben Abteilungen in Bochum, gut 245 Mitglieder. Ihre Hochphase erlebten die Wanderer 1974, als 942 Mitglieder gezählt werden konnten.

Haarmann in seinem Buch: „Ursache war zu einem erheblichen Teil die wirtschaftliche Entwicklung; mehr und mehr Menschen wurden in den vorzeitigen Ruhestand geschickt und waren fit genug, aktive Freizeitgestaltung zu betreiben.“ Die Sauerlandhütte konnte längst nicht mehr den Ansturm aus dem Ruhrgebiet bewältigen und wurde ausgebaut.

Es sind die Älteren, die heute die Zukunft des Vereins lenken: So nimmt der Vogelschutz breiten Raum in der Vereinsarbeit ein; die Betreuung von Nist- und Futtergeräten ist sogar in der Satzung verankert.