Kurzzeitparkplätze an der Hans-Böckler-Straße erlauben, was ehedem verkehrswidrig geschah. Kritik vom ADFC
Mitte. Der überbreite Gehweg von 1,50 Metern auf der Hans-Böckler-Straße gegenüber vom Rathaus verleitete Autofahrer stets, ihn als Parkfläche zu nutzen. Viele nahmen sich das Recht heraus, dort ihre Wagen abzustellen, um in die Geschäfte oder die Sparkasse zu huschen.
Die Stadt hat nun das Kurzzeitparken zwischen Rathauskreuzung und der Hofeinfahrt zur Sparkasse erlaubt. Zehn bis elf Fahrzeuge finden hintereinander Platz auf dem gut 60 Meter langen Abschnitt vom City-Point bis zur Eisdiele.
Ein Parkscheinautomat wurde aufgestellt. Im weiteren Verlauf bis zur City-Passage sollen Poller hingegen das Parken auf dem Gehweg verhindern.
Die Stadt legalisiert jetzt das, was bislang verkehrswidrig geschah, finden Kritiker. So etwa der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC). Klaus Kuliga: „Das ist also die Lösung einer vorgeblich fußgänger- und fahrradfreundlichen Stadt, wenn Fußgänger und Radfahrer durch falsch geparkte Kraftfahrzeuge in einer Tempo-20-Zone behindert und gefährdet werden: Das Gehwegparken wird legalisiert.“ Kurzzeitparken, so empört er sich, sei mit häufigen Ein- und Ausfahrmanövern verbunden und fördere den Parksuchverkehr. „Sollen Radfahrer und Fußgänger doch sehen, wo sie bleiben.“
Viele empfinden die Verkehrssituation im Rathaus-Karree als chaotisch. Der Seniorenbeirat etwa hat aus Sicht älterer Menschen und Wochenmarkt-Besucher die Stadt mehrfach angemahnt, die Lage zu entschärfen, weil langsame Fußgänger oder Gehbehinderte Probleme hätten, auf Höhe des City-Points die Hans-Böckler-Straße zu überqueren. Zu unübersichtlich sei die Verkehrssituation durch Abbieger.
„Das ungeordnete und sichtbehindernde Parken sowie der massive Durchgangsverkehr führen zu Gefährdungen der Fußgänger, die zum Markt wollen“, so der ehemalige Beiratsvorsitzende Theo Kraushaar. Zudem hielten sich nicht alle Autofahrer an die Höchstgeschwindigkeit.
Die Stadt hat daraufhin in den Eingangsbereichen der Tempo-20-Zone auf Höhe Brückstraße und an der Kreuzung Westring übergroße 20er-Piktogramm auf die Fahrbahn markiert. Bislang sei es im Bereich der Rathauskreuzung nur zu wenigen Unfällen gekommen; die Verwaltung spricht von sechs Unfällen zwischen August 2012 und Ende Juli 2013, doch die Hälfte davon allein im letzten Jahr. Der Vorschlag, „Berliner Kissen“ einzubauen, weil sich nur wenige an die Höchstgeschwindigkeit halten, wurde von der Verwaltung verworfen. Und auch der Wunsch nach einer Ampel wird nicht goutiert. Dagegen spreche, dass Fußgänger an verschiedenen Stellen die Straße überquerten.