Mitte.. Christian Stiller hat Verkehrsinsel auf der Oskar-Hoffmann-Straße bepflanzt. Stadt kündigt an, die Fläche im Herbst zu asphaltieren


Christian Stiller (44) sitzt gern im Café Fräulein Coffea. Von dort hat er die fortschreitenden Bauarbeiten an der Oskar-Hoffmann-Straße im Blick. „Direkt dem Café gegenüber guckte man auf eine kahle Verkehrsinsel. Irgendwann beschloss ich, die zu begrünen.“

Er karrte kofferraumweise Mutterboden vom Tippelberg heran, säte auf dem Mittelstreifen Rasen, Lavendel und Wildkräuter aus. Seit gut zwei Monaten kommt er jeden Tag vorbei (er wohnt am Stadion), um die sprießenden Blumen zu gießen, versehen mit den Hinweisen: „Naherholungsgebiet“ und „Ich wachse noch“. Jetzt musste er erfahren, dass die Insel nachträglich gepflastert wird. „Es ist schade, wenn die wenigen grüner Flecken ausgemerzt werden.“ Zumal die Resonanz auf seine Inselbegrünung in der Nachbarschaft durchweg positiv ist: „Die Leute boten mir schon Wasser und Hilfe an.“

Tatsächlich ist vorgesehen, diese und weitere Mittelinseln auf der neuen Oskar-Hoffmann-Straße zu asphaltieren. „Sie dienen dem Schutz der Beleuchtungsmasten vor dem Verkehr“, erklärt Susanne Düwel vom Tiefbauamt. Eine Tragschicht wurde bereits eingebracht – die hat Christian Stiller mit Erde befüllt –, die restlichen dreieinhalb Zentimeter würden im Herbst folgen. Andere Inseln in der Fahrbahnmitte haben bereits Bäume, die restlichen sollen Anfang nächsten Jahres, nach Fertigstellung der Straße und der Kanalisation, gepflanzt werden.

„Wenn wir alle Inseln mit Blumen verschönern würden, das wäre zu unterhaltungsaufwendig“, räumt Susanne Düwel ein. Dies den Bürgern überlassen, will die Stadt auch nicht; „es ist oft schwer, auf Dauer Leute zu binden. Momentan wird Christian Stillers kleine Oase nicht angetastet. Doch im Herbst, so kündigt das Tiefbauamt an, werde asphaltiert. „Da hätte er schon eher die Inseln bepflanzen sollen, die den Bäumen vorbehalten sind“, meint Susanne Düwel.

An der erneuerten Herner Straße gibt es Anwohner, die die Baumscheiben vor ihrer Haustür mit Blumen bestücken und gießen. Dagegen schreite die Stadt natürlich nicht ein. „Das könnten wir gar nicht selbst leisten.“

Der Plan war, die Oskar-Hoffmann-Straße bis Sommer fertig zu stellen. Doch der vorletzte Winter war zu hart, die Tiefbauarbeiten mussten über Wochen aussetzen. Überdies standen alte Fundamente und Mauerreste im Weg, die in keinen Unterlagen vermerkt waren. Nun setzt die Stadt alles daran, noch in diesem Jahr fertig zu werden.

Christian Stiller würde sogar, um sein Beet zu erhalten, die kleine Fläche von der Stadt pachten. Sollte seine Gärtnerarbeit indes tatsächlich im Herbst dem Asphalt gleichgemacht werden, kündigt der Arbeitsvermittler an: „Zur Not werde ich mich anketten.“ Generell hofft er: „Die Stadt könnte meine Aktion doch einfach vergessen . . .“