Anne Westerholt und Barbara Striewe gründeten Großtagespflegestelle am Stadtpark. Hier können auch Kinder mit Behinderung betreut werden. In der Pflegestelle Mondgesicht setzen die Betreiber auf Kreativität

Grumme/Griesenbruch. Die Kinder hängen ihre Jäckchen im Flur an die Kleiderhaken; sie kommen soeben von einem ausgedehnten Spaziergang aus dem Stadtpark und sind nun etwas müde. Drinnen riecht es nach Essen: Der Eintopf fürs Mittagessen steht auf dem Herd. Hier in der „Krümelkiste“, herrlich gelegen an der Freiligrathstraße inmitten alter Villen am Stadtpark, werden neun Kinder zwischen einem und drei Jahren auf 140 Quadratmetern betreut.

Solche Großtagespflegestellen gibt es immer mehr in Bochum, seit im Sommer letzten Jahres der Rechtsanspruch auf Betreuung auf Kinder unter drei Jahren ausgedehnt wurde, die Kita-Plätze bislang aber nicht den Bedarf decken können. Sie werden mit Landesmitteln gefördert. Für die „Krümelkiste“ schlossen sich mit Anne Westerholt (34) und Barbara Striewe (49) zwei Tagesmütter zusammen; das Besondere: Hier können Kinder mit und ohne Behinderung betreut werden, denn Anne Westerholt ist Dipl.-Heilpädagogin und hat zuvor in der Frühförderung gearbeitet. „Für mich als zweifache Mutter war der Wiedereinstieg in den Beruf schwer, fast überall gibt’s nur befristete Verträge. So entstand die Idee, selbst eine Einrichtung zu gründen.“

Ihre Kollegin Striewe betreute zwölf Jahre lang bei sich zu Hause Kinder, bis die Privatwohnung nicht mehr ausreichte. Eher per Zufall stießen die beiden Frauen, die von Maria Köppen-Schweer vom SkF, zuständig bei der Stadt für die Kindertagespflege, zusammengebracht wurden, auf die leerstehende ehemalige Druckerei in Grumme. Es folgte die Umbauphase unter der Federführung der Architektin Carolin Ebbing. Sie baute auch eine Rollstuhlrampe ein. Denn ab August werden die ersten zwei Kinder mit Handicap in die Krümelkiste kommen.

„Großtagespflegestellen sind privater als Kitas, jedes Kind hat seine feste Ansprechpartnerin“, sagt Anne Westerholt. Zudem, findet sie, unterstünden Kitas strengeren Regeln, wann man kommen und gehen darf. „Wir arbeiten flexibel“, ergänzt Barbara Striewe. Sie betreut einen Teil der Kinder auch länger als zur Regelzeit, je nach Familienbedarf.

Die Kosten für Großtagespflegeeinrichtungen sind für Eltern die gleichen wie für Kitas.

In Zusammenarbeit mit dem Jugendamt Bochum entstand im Griesenbruch, direkt am Springerplatz gelegen, die Großtagespflegestelle „Mondgesicht“, ebenfalls für Kinder unter drei Jahren. Drei Monate dauerten Kernsanierung und Umbau, bei denen bereits die aktuellen Sicherheits-Feuerschutz und Hygienebestimmungen realisiert wurden.

Die Tagespflegepersonen Alix Eisele und Sara Duldhardt betreuen in den 64 qm großen, liebevoll eingerichteten Räumlichkeiten eine Gruppe von neun Kindern (ab zehn Kinder gilt die Einrichtung schon als Kindertagesstätte).

Das Konzept der Großtagespflege bietet den Kleinen die Möglichkeit, in einem familiären Klima betreut zu werden. Die Gruppengröße ist auch für die ganz jungen unter ihnen überschaubar und trotzdem sind vielfältige Beziehungen zu verschiedenen Menschen möglich.

Der Name „Mondgesicht“ („Punkt, Punkt, Komma, Strich, fertig ist das Mondgesicht“) ist übrigens Programm. Als Bildhauerin und Kulturpädagogin bringen die beiden Frauen Alix Eisele und Sara Duldhardt einen weites Spektrum an Kunst-Erfahrung mit. „Wir wollen dies in der täglichen Arbeit mit den Kindern teilen“, erklären sie. So wird gesungen, getanzt, gematscht und gemalt. Es gibt noch freie Plätze; Kontakt: „Mondgesicht“, Annastraße 27, Tel: 0151 – 21747701, Mondgesicht-Bochum.de.