Mitte. . Joja Wendt gibt Bochumer Kindern eine kostenlose Klavierstunde. Mit seiner lockeren Art zieht der Hamburger das junge Publikum schnell in seinen Bann. Immer wieder werden die KInder in sein Programm mit einbezogen. Der Star erzählt aus seinem Leben und macht Werbung für sein Instrument: das Klavier
Mucksmäuschenstill ist es im kleinen Saal der Musikschule. Gespannt warten die Kinder, die in Begleitung ihrer Eltern erschienen sind, auf ihn: Joja Wendt (49), ein international gefeierter Starpianist, der jetzt gleich eine kostenlose Klavierstunde in Bochum geben wird. Und da ist er: Nicht im Frack, sondern ganz leger in Jeans und mit hippen Sneakern an den Füßen. Eher Kumpeltyp als Star.
Und so gibt er sich auch. Locker vom Hocker. „Was wollt ihr hören?“, fragt Wendt, der sofort mit jedem per Du ist, sein junges Publikum. Schüchterne Stille. „Okay, dann spiele ich euch den Sommer aus Vivaldis ,Vier Jahreszeiten’. Das geht tierisch zur Sache. Wie ein Sommergewitter.“
Sprach’s – und lässt die Finger über die Tastatur fliegen. Langsam tauen die Kids auf. Beim Elefanten-Song von Henry Mancini klatschen sie schon mit und stampfen mit den Füßen. „Auch die Eltern“, ruft Joja. Es wird laut. Das Eis ist gebrochen.
Joja heißt eigentlich Johann
Nachdem die Kids auch bei Wendts Hamburg-Regen-Song – „eine Eigenkomposition, ich komme ja aus Hamburg“ – begeistert mitgemacht und für unterschiedliche Regengeräusche gesorgt haben, traut sich Hannah (10) und fragt, ob Joja wirklich Joja heißt. Der Mann am Klavier lacht und erzählt, dass sein Name eigentlich Johann ist. „Doch als kleiner Dötz habe ich selbst immer Joja gesagt.“ Ein Spitzname, der bis heute hängen blieb.
Schon mit vier Jahren, plaudert Joja Wendt munter weiter, habe er begonnen Klavier zu spielen. Mit seinen acht (!) Geschwistern habe er sich immer ums Klavier versammelt. „Weil man so schön Geschichten erzählen kann, wenn man die Tasten bedient.“ Eine bringt er natürlich sofort zum Besten: das Abenteuer der kleinen Schildkröte. „Es ist schon toll, was man mit dem Klavier so alles machen kann“, schwärmt Joja und fragt spitzbübisch: „Ihr wisst ja, dass Kinder, die Klavier spielen, schlauer sind als die anderen? Aber nicht den anderen sagen . . .“
Viel besser als auf CD
Weiter geht’s. Die Stunde neigt sich schon ihrem Ende zu. Schnell noch den Hummelflug. Dann traut sich Lotti an den Flügel, spielt „River flows in you“ von Yiruma. Joja ist angetan, merkt aber an, dass Lotti ein bisschen gezittert hat. Das sei ganz normal. Sein Rat: „Wenn Du ein Stück richtig lernen willst, musst Du es öfter vor Leuten spielen. Dann hast Du’s schnell drauf.“ Zum Abschluss bittet Joja alle Kinder auf die Bühne und versammelt sie um sich herum.
In einer Bar von Joe Cocker entdeckt
Entdeckt wurde Joja Wendt in einer Hamburger Bar von Joe Cocker, der ihn als Pianist ins Vorprogramm seiner Konzerte aufnahm. Es folgten Auftritte mit Chuck Berry und Pur (Schalke).
Musikalische Früherziehung liegt dem Vater zweiter Kinder (12/14) sehr am Herzen: „Ich sehe mich als kleiner Botschafter der Klaviermusik und will Kinder dafür begeistern.“
Doch auch die schönste Klavierstunde geht einmal vorbei. Schade. Aber schön war’s. Hannah jedenfalls ist begeistert. Bisher kannte sie Joja Wendt nur von der CD. „Doch live ist er viel besser.“ Findet auch ihre Mama Eva Kirchberg aus Wattenscheid: „Er macht das toll, hat einen guten Draht zu Kids.“ Gut gefallen hat es auch Martin Boliasnyi (11) aus Harpen. Der Schüler der Heinrich-Böll-Gesamtschule spielt selbst seit fünf Jahren Klavier und nennt Joja Wendt sein Vorbild.
Manfred Grunenberg, Leiter der Musikschule, ist ebenfalls hin und weg. Er würde Joja Wendt sofort als Musiklehrer anstellen, sagt er, so gut käme er mit Kindern klar. Grunenberg ist stolz, dass so ein Star den Weg nach Bochum fand: „Einfach fantastisch“, schwärmt er.