Senioren sehen sich als potenzielle Verbrechensopfer. Tatsächlich sind sie zunehmend Ziel von Trickdieben. Polizei informiert die älteren Bürger
Griesenbruch. Immer mehr ältere Menschen trauen sich abends nicht mehr vor die Haustür, aus Angst vor Überfällen. Und auch, wenn die Polizei und alle Statistiken versichern, dass vornehmlich junge Männer Opfer auf der Straße werden – das Misstrauen ist den Senioren nicht zu nehmen.
Umso mehr, wenn sie tatsächlich schon beraubt wurden: „Eine junge Frau stieg aus dem Auto, kam aufgeregt auf mich zu und hörte nicht auf zu reden. Erst Zuhause merkte ich, dass meine Halskette weg war.“ Margret Herold ist noch immer aufgebracht; ihre Quintessenz: „Mit weißen Haaren kannst du nicht rausgehen.“ Gertrud Deventer hingegen ist überzeugt: „Sicheres Auftreten schützt mich davor, überfallen zu werden.“ Die Frauen gehören zu den zahlreichen Teilnehmern einer Informationsveranstaltung, die die Offene Altenarbeit der Inneren Mission im Albert-Schmidt-Haus anbietet.
Kriminalhauptkommissar Thomas Stein will den Leuten vor allem vermitteln: „Sie sind nicht allein. Die Furcht kann abgebaut werden, zumal durch Verhaltensempfehlungen.“ Er weiß von neuen Maschen der Trickbetrüger: „Die treten freundlich auf und nutzen das Überraschungsmoment.“
Auch, wenn nicht alle Zuhörer schon selbst Kriminalitätsopfer geworden sind; fast jeder kennt zumindest jemanden, dem etwas passierte. „Bei einer guten Freundin von mit wurde eingebrochen. Die Verwüstung, das Eindringen in ihre Privatsphäre – das hat sie jahrelang traumatisiert“, erzählt Lothar Brockmann. Maria Engelke weiß von einer Nachbarin mit Rollator, der direkt vor der Haustür die Kette vom Hals gerissen wurde; auch sie nutzt diesen Nachmittag, um zu erfahren, wie sie sich besser schützen kann. Thomas Stein: „Nie die Rente komplett bar abheben, und das Geld besser in einen Brustbeutel am Körper verstecken. Oft werden Senioren in der Bank beobachtet und dann verfolgt.“
Häufiger als andere Altersgruppen hingegen sind Rentner Ziel von Trickdieben an der Wohnungstür - zu über 70 Prozent - sagt der Polizeibeamte. Dabei seien die Vorgehensweisen bekannt: Der Täter will aufs Klo, sucht eine Adresse oder will Nachbarn eine Nachricht hinterlassen. „Es ist kein Umstand denkbar, wo Sie jemanden unangekündigt in ihre Wohnung lassen sollten; nicht einmal die Polizei, denn auch Dienstausweise lassen sich fälschen.“ Er rät, alle Technik zu nutzen wie Gegensprechanlage, Türspion, Riegelschloss, „dann müssen Sie den Fuß in der Tür nicht fürchten“.
„Ich habe Angst abends allein an der Bushaltestelle“, erklärt Doris Brandt (Diakonie). Sie fragt, ob er ihr rate, sich etwa mit gezücktem Schlüssel zu wehren. Thomas Stein: „Schwer, das müsste täglich trainiert werden. Außerdem gilt es, adhoc zu reagieren, denn Sie wollen sich den Angreifer ja vom Hals halten.“
Den reichlich anwesenden Senioren rät er, sich die Lebensqualität zu erhalten: „Wenn Sie sich einschließen, sind sie sicher. Aber auch allein.“