Mitte. . Sebastian Drolshagen sucht seit Ende seines Studiums vergebens einen Job.Der Diplom-Sozialarbeiter sitzt im Rollstuhl

Sebastian Drolshagen (30) ist Diplom-Sozialarbeiter. Seit Abschluss seines Studiums im Frühjahr letzten Jahres hat er gut 170 Bewerbungen geschrieben – vergebens. „Es gibt Momente, da möchte ich aufgeben. Doch das brächte mich ja auch nicht weiter.“

Es sind nicht allein die mageren Berufschancen für Sozialarbeiter, die ihm die Jobsuche erschweren; Sebastian Drolshagen ist schwerbehindert und sitzt im Rollstuhl. Er leidet an spastischer Triparese seit seiner Geburt. „Gut, ich kann nicht alleine Auto fahren. Aber bei den meisten Einsatzorten müsste ich ohnehin nicht pendeln.“

Seit gut einem Jahr lebt der 30-jährige Bochumer in den Claudius-Höfen, dem integrativen Wohnprojekt, und bezieht ALG-II-Leistungen. Zwei der vier behinderten Mitbewohner seiner WG sind berufstätig. Zumeist bekomme er Standardabsagen, erzählt er. Acht Vorstellungsgespräche habe er seither geführt. „Bei einem hatte ich ein sehr gutes Gefühl. Umso mehr enttäuschte mich die Absage.“

Sebastian Drolshagen bewirbt sich bei sozialen Arbeitgebern, Krankenhäusern und in Altenheimen. Selbst vom Berufsbildungswerk Volmarstein, wo er vor acht Jahren seine Ausbildung zum Bürokaufmann absolviert hatte, gab’s eine Absage. „Das ist umso bedauerlicher, als sich alle diese Arbeitgeber Inklusion auf die Fahnen geschrieben haben“, sagt Guido Sadrinna. Das Bochumer Jobcenter hat sich früh auf die Betreuung Schwerbehinderter spezialisiert.

Ein eigenes Team mit 13 Leuten kümmert sich um 2500 Bochumer Hartz-IV-Empfänger. Guido Sadrinna leitet dieses Team: „In diesem Jahr konnten wir 155 Personen in Arbeit bringen. Noch immer gibt es leider Arbeitgeber, die lieber die Ausgleichsabgabe zahlen, als einen Schwerbehinderten zu beschäftigen. Bei Sebastian Drolshagen kommt hinzu, dass er sich eine Branche mit geringen Jobchancen ausgesucht hat. Da ist es trotz seines Potenzials schwierig.“

Dass ein Arbeitgeber etwa keine Rollstuhlrampe hat oder eine Behindertentoilette fehlt, sollte kein Hindernis sein. „Umbau und Ausstattung bezahlen wir bei Einstellung“, sagt Sadrinna. Er schlägt vor: Sebastian Drolshagen könnte für ein paar Monate als Sozialarbeiter auf Probe arbeiten, damit er – genauso wie der potenzielle Arbeitnehmer – einschätzen kann, ob’s funktioniert. „Die Hauptsache ist doch, es bewegt sich was.“

Inzwischen wäre der Jobsuchende sogar bereit, zurück zu den kaufmännischen Ursprüngen zu gehen. „Wenn’s nicht anders ginge. Aber natürlich würde ich gern das umsetzen, was ich im Studium gelernt habe und bei vielen Praktika auch anwenden konnte. Das würde mir Spaß machen.“ Zurzeit macht er übrigens eine Weiterbildung für psychosoziale Beratung und Gesprächsführung an der evangelischen Fachhochschule. „Ich könnte auch Supervision anbieten. Dem, der mich haben will.“