Die Stiftung Erlöserkirche will einzigartige Sammlung verkaufen.Gemälde, historische Öllampe, Bücher, handgeschnitzte Figuren

Gerthe/Hiltrop. „Das sind alles Zeugen der Bergbauzeit“, erklärt Willi Börnig von der Stiftung Erlöserkirche und schaut sich im Raum um. Dort in der Maschinenhalle in Gerthe an der Lothringer Straße 36b sind vorerst bis Ende des Jahres etwa 100 Bücher sowie 45 Bilder (viele Originale) rund um das Thema Bergbau versammelt.

Hinzu kommen verschiedene historische Werkzeuge, Kleidungsstücke und Gerätschaften von Bergleuten. Handgeschnitzte Figuren aus dem sächsischen Erzbergbau sowie die Reproduktion eines Berghäuserzuges in Paradeuniform runden die einzigartige Sammlung ab.

„Das Ehepaar Silvia und Horst Marquard aus unserer Kirchengemeinde stiftete uns das zu“, so der 75-Jährige weiter. Mit „uns“ meint Börnig die im Dezember 2011 gegründete „Stiftung Erlöserkirche“ mit den beiden Gründern Dr. Henning Vollmer und Börnig sowie einem Stiftungsbeirat.

Derzeit geht es darum, durch Zustiftungen das Startkapital (10 000 Euro) aufzustocken. Inzwischen sind mehr als 55 000 Euro im Stock. Mit dem Verkauf dieser bergbaulichen Sammlung soll das weiter wachsen.

Eine kolorierte Zeichnung (etwa 70 x 70 Zentimeter) von der Zeche Lothringen IV ist sicherlich der aktuellste regionale Anknüpfungspunkt. Deren Flächen am Castroper Hellweg werden derzeit für neues Gewerbe erschlossen.

Zu den ältesten Stücken der Sammlung gehören sicherlich eine historische Öllampe („Frosch“, um etwa 1860 eingesetzt) sowie ein so genannter Bergmannsbeitel, der aus dem 17. Jahrhundert stammen soll. Letzterer besticht durch eine ungewöhnliche Form. Spannend ist auch eine Abrechnung über eine Bergmannskur vom 5. November 1777. Das Bergmannsamt „zu Schwarzenberg“ zahlt da „Zwei Thaler und 8 Groschen“.

Ein wahres Prunkstück ist zudem der handkolorierte Nachdruck eines sächsischen Berghäuserzuges von 1719: Auf beachtlichen 15 Metern Länge folgen - in zeitgenössischer Paradekleidung - Steiger, Fahnenträger, Berg- und Sprengmeister, dem Divisionkommandeur zum Bergwerk „Constelation“.

Glanzpunkte eines Bergmannsleben im 20. Jahrhundert zeigen Unterlagen von August Adam. Er war ab 1929 über 40 Jahre Schießsteiger auf der Zeche Rheinelbe sowie in der Grubenrettung. Bundespräsident Heinrich Lübke zeichnete ihn dafür 1966 aus.

Bleiben die Federzeichnungen – schwarz-weiß und koloriert - von Hermann Kätelhön (1884-1940). Die Originale stellen im zeitgenössischen Realismus der 20er Jahre das Bergmannsleben mit kernigen Typen dar, ohne dem „Heldentum“ des späteren Nationalsozialismus zu verfallen.