Mitte. Über den Kneipen im Bermuda-Dreieck wohnen überwiegend junge Leute, die sich mit dem Lärm im Kneipenviertel arrangiert haben. Größtenteils aber bestehen die oberen Etagen aus Büros. Nun sollen im Lueg-Hochhaus, das auch das Union-Kino beheimatet, Büros in Wohnungen umgenutzt werden. Die Stadt aber will das verhindern.
Der Bezirk Mitte hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Zusätzlicher Wohnraum, so die Verwaltung, könnte langfristig den Bestand des Dreiecks gefährden. „Die Erfahrung zeigt, dass Neumieter eher bereit sind wegen Lärmbelästigung zu klagen, obwohl sie wissen, dass sie in keine ruhige Wohnlage ziehen“, sagt Martin Dahbrock, Sachgebietsleiter Städtebau im Planungsamt. Deshalb soll nun über Ergänzungen im vorhandenen Bebauungsplan die Umnutzung von Büro- in Wohnraum vereitelt werden.
Von Linksfraktion und CDU regte sich Widerstand. Günter Fuhrmann (Linke) sorgte sich um mögliche Folgen für die Bewohner, aber auch die Vermieter im Bermuda-Dreieck angesichts künftig beschränkter Wohnnutzung. James Wille (CDU) sprach gar von „Enteignung“ und „Bevormundung“: „Damit würden wir die Rechte der Hausbesitzer einschränken. Es muss ihnen frei gestellt bleiben, wie sie ihr Eigentum am Markt anbieten. Der Trend geht klar zum Wohnen in der Innenstadt, und keiner will tote Straßen nach Geschäftsschluss.“
Martin Dahbrock stellte klar, dass alle genehmigten Wohnungen bleiben können. „Kein Mieter muss raus, kein Vermieter wird gezwungen, freiwerdenden Wohnraum gewerblich umzunutzen. Es geht allein darum, zu verhindern, dass weitere Wohnungen hinzukommen.“
Solche Einschränkungen im Bebauungsplan gibt es übrigens bereits an der Viktoriastraße als Teil des Bermuda-Dreiecks und künftiges Kreativviertel. Auch dort gelte, vorhandener Wohnraum habe Bestandsschutz, zusätzlicher werde ausgeschlossen.
Generell hege die Stadt vitales Interesse daran, Wohnen in der Innenstadt zu fördern. „Doch das Vergnügungsviertel gehört nicht dazu. Wir wollen die Konflikte nicht verschärfen.“ Der Betrieb der Gastronomie, der Kinos und Discos bedingt abends und nachts erhebliche Lärmbelästigung.
Doch Bochum ist bestrebt, seine Ausgehmeile zu schützen, sie gilt als wesentlicher Identifikationspunkt und habe überregionalen Einzug. Diese „typische Prägung soll erhalten werden. Die Stadt hat in den letzten Jahren massiv in die Neugestaltung des Viertels investiert“. Jan Ketisch (Grüne): „Dem Bermuda-Dreieck darf es nicht ergehen wie der kleinen Kneipenzone, die ehemals an der Herner Straße existierte. Dort beschwerten sich die Nachbarn, bis eine Kneipe nach der anderen dicht machte.“
Linksfraktion und CDU enthielten sich, Hans-Otto Forth (FDP) lehnte diese Einschränkung für Privateigentümer ab.