Grumme. „Zu schade für die Kanalisation“: So überschreibt die Emscher-Genossenschaft die Regenwasserbewirtschaftung der Zukunft. Riemke gehört zu vier Modellregionen im Ruhrgebiet, wo Niederschlagswasser nicht länger in den Mischkanal, sondern einen Reinwasserkanal abgeführt werden soll.

Während dieses Projekt also noch in weiter Ferne liegt, ist die Firma Reich (Kupplungen) wenige Kilometer entfernt kurz davor, solch ein System in Betrieb zu nehmen. An der Vierhausstraße hat das Familienunternehmen (bald übernimmt die dritte Generation die Leitung) zwei Standorte. Dort gibt es eine Menge versiegelter Flächen. Künftig wird das Regenwasser von allen Dach- und Bodenflächen, allen versiegelten Flächen, nicht mehr in den städtischen Kanal und damit in die Kläranlage abgeleitet, sondern gereinigt und einem der Bochumer Gewässer, hier dem benachbarten Grummer Bach, zugeführt.

350 000 Euro investiert die Firma Reich in ihre neue Anlage. Betriebsleiter Holger Zingel: „Wir haben einen stabilen Ausblick: den Standort stärken.“ 1999, so erzählt er, habe es Überlegungen gegeben, den Firmensitz in eine andere Stadt zu verlagern, weil der Betrieb wuchs, die Adresse Vierhausstraße 53 aber keinen Ausbau mehr zuließ. „Die Familie Reich hängt an ihrer Heimatstadt, deshalb sollte unser Stammsitz hier bleiben“, versichert Zingel. So wurde der Alt-standort aufgestockt. Doch auch das reichte bald nicht mehr aus. Prokurist Siegfried Schulze: „Als ich vor 15 Jahren hier anfing, hatten wir 65 Mitarbeiter. Heute sind es 150 hier in Bochum, 190 weltweit.“

Als sich wenige Jahre später die Chance bot, auf der gegenüberliegenden Straßenseite das alte Feuerwehrgelände von der Stadt zu kaufen, griff das weltweit tätige Unternehmen zu. Dazu wurde u.a. das alte Feuerwehrgebäude kernsaniert, dort zog die Verwaltung ein. Hinzu kamen Neubauten für die Endmontage und den Lagerbereich. Zunächst fürchteten Nachbarn um ihre Wohnruhe, doch die Kritik ist längst verstummt, zumal Reich mit der Neubebauung einen Schallschutz zur angrenzenden A 40 schuf. Und es gibt noch Optionsflächen von 6000 Quadratmetern. „Bedarf gibt es schon, aber bislang keine konkreten Pläne zur Bebauung“, so Schulze.

Nun also das jüngte Projekt. „Die Emscher-Genossenschaft hat Firmen gesucht mit einem ausreichenden Flächenvolumen und räumlicher Nähe zu einem Bachlauf.“ Reich hat 18 000 Quadratmeter versiegelte Fläche. Das Unternehmen griff die Idee auf. Das Wasser der versiegelten Flächen wird mit Inbetriebnahme Ende August zunächst in eine Separationsanlage geleitet, wo es von Schwebstoffen, aber auch leicht flüchtigen Stoffen wie Öl, die im Straßenverkehr immer vorkommen, gereinigt wird. „Erst das gereinigte Wasser wird dann weitergeleitet. Unterirdisch werden Rigolen (Pufferspeicher) eingebaut, für jede Straßenseite ein System“, so Architekt Hans-Jürgen Ludwig. Sie sind mit Folie zugeschweißt, für den Druckausgleich sorgen die Kästen.

Zuletzt wird das Wasser dann in den Grummer Bach eingeleitet, der unmittelbar hinter dem Altstandort an die Oberfläche kommt. Wie sehr, das haben die Mitarbeiter beim jüngsten Starkregen gespürt. Seit das Wasser das Betriebsgelände überschwemmte, lagern dort jede Menge Sandsäcke von der Stadt. „Wir bekommen einen Schlüssel für den Zaun, so dass wir den Deich das nächste Mal selbst absichern können. Wir können doch viel schneller reagieren“, so Zingel.

Was das Unternehmen sich wünscht? „Eine bessere Betreuung durch die städtische Wirtschaftsförderung; gemessen an der Bedeutung eines Mittelständlers sehen wir da oft Defizite“, sagt Holger Zingel.