Nord.

„Raucher sterben nicht mehr an den Folgen des Rauchens, sondern erfrieren vor der Kneipe“, kommentiert Elisabeth Hemmrich sarkastisch das neue nordrhein-westfälischen Nichtraucherschutzgesetz. Seit dem 1. Mai ist es in Kraft und verbietet jegliches Rauchen in Gaststätten. Raucher müssen vielmehr vor die Tür gehen.

Die 73-Jährige trifft sich gerade mit ihren Freundinnen Ellen Hildebrandt und Dorle Steltmann vom 1972 selbst gegründeten SKT (Schwimmen, Kultur, Tafel) im Gasthaus Goeke in Grumme. Hildebrandt ist die einzige Nichtraucherin im Trio. „Ellen ist tolerant“, betont dazu Steltmann. Allerdings ist ihr schnell kalt, so dass sie ungern mit nach draußen geht. Gastwirtsenior Heinz-Hugo Goeke würde ihr eine Decke geben. Das ist ihr ein bisschen zu viel des Guten.

„Als hier noch im Schankraum geraucht werden durfte, war es gemütlicher“, stellen die drei Damen fest. Nur in Deutschland werde jedoch darüber ein Gewese gemacht, so Steltmann weiter. In Irland und Italien gelte das Rauchverbot schon länger.

Goeke erinnert sich noch an Zeiten, als sogar Zigarren den Raum benebelten. Als Alternative zum neuen Gesetz sieht er die Rückkehr zur Bergmannszeit: Priemen (kauen) und Schnupfen von Tabak. Das demonstriert er gleich mit einer alten Schnupftabakdose.

„In unserer Speisegaststätte herrscht schon seit 1,5 Jahren Rauchverbot“, erklärt Ingrid Borgmann vom Katholischen Vereinshaus in Gerthe. Seit 28 Jahren – „ein halbes Leben“ – wirkt sie schon in dem Haus und stellt fest: „Früher war es an der Theke voller.“ Das wachsende Speiseangebot mit jahreszeitlich abgestimmter deutscher Küche ist ein Grund dafür.

„Zu meinem Pils rauche ich gern Zigaretten“, wirft Gast Harald Biber ein, der mit seinen Freunden Hubert Rolf und Norbert Wienhold am Tresen sitzt. Mit dem Rauchverbot gehe nun ein Stück klassische Ruhrgebietskultur kaputt. Biber: „Das ist Treffen an der Theke, ein paar Pils trinken, Zigaretten rauchen und mit Freunden quatschen.“ Wienhold raucht seit 40 Jahren nicht mehr. Doch das Rauchen stört ihn nicht. Ärgerlicher finden er und Rolf: „Heute wird mit jedes Gespräch unterbrochen, weil Raucher nach draußen müssen.“

„Beim Bier genieße ich gerne eine Zigarette“, findet auch Peter Krause bei Haus Beucker in Hamme. Jetzt muss er raus zum Aschenbecher, den Gastwirt Hannes Hoogterp vor der Tür aufgestellt hat. Das ständige Raus und Rein seiner Gäste sieht der Gastwirt mit gemischten Gefühlen: „Die Leute trinken weniger. Der Umsatz sinkt. Das macht keinen Spaß.“

Für Gast Willi Rüskamp ist das Gesetz deshalb reine undemokratische Bevormundung: „Jeder Wirt könnte doch ein Emblem draußen anbringen, ob bei ihm geraucht werden darf oder nicht. Der mündige Bürger kann dann selbst entscheiden, ob er die Kneipe besucht oder nicht.“