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Markus Fuhrmann nennt ihn den „Platz der Begegnung“: „Er könnte aber belebter sein, gerade jetzt im Sommer.“ Der Rolli-Fahrer lebt seit Herbst letzten Jahres in den Claudius-Höfen, dem integrativen Wohnprojekt für alle Generationen. Mitten auf jenem Marktplatz, im Claudiussaal, wird am Samstag eine Ausstellung eröffnet mit Arbeiten von Bewohnern.

155 Menschen bilden die Gemeinschaft nach dem Prinzip: ein Drittel junge Familien, ein Drittel bis 60, der Rest über 60 Jahre. Hinzu kommen noch vier Wohngruppen mit je vier Menschen mit Down-Syndrom.

Zwei von ihnen, Lotte Ruppel und Hannah van Eyk, sind künstlerisch tätig im Verein ku.bo (Förderverein Kunst Behinderter Bochum). Die jungen Frauen sowie weitere ku.bo-Mitglieder zeigen im Claudiussaal eine Auswahl ihrer Bilder. Ihnen ist gemein, dass sie zumeist sehr farbintensiv und gegenständlich malen. Mit Ausnahme von Hannah van Eyk, die sich mit abstrakten Elementen auch an düstere Themen heranwagt wie „Tod am Strand“, die sie eher monochrom erarbeitet. Oder auch das Bild „Westpark“: Zu sehen sind ausschließlich wuchtige, braune Elemente.

„Mit dem Motiv assoziiere ich die Erzbahntrasse, wenn ich dort mit dem Rad fahre“, sagt Klaus Wengst, Bewohner in den Claudius-Höfen und Vorsitzender des frisch gegründeten Vereins KuKuC (Kunst und Kultur in den Claudius-Höfen). Er hat die Ausstellung organisiert. Bislang zählt er 20 Mitglieder und ist deshalb bei größeren Aktionen noch auf Spenden/Unterstützung angewiesen.

„Wir wollen ein Kulturangebot ankurbeln, das von den Bewohnern kommt, aber offen sein soll für alle Bochumer.“ Wengst arbeitete bis 2007 als Professor an der evangelisch-theologischen Fakultät der RUB. Infolgedessen trat er die ersten Kulturbeiträge des Vereins los mit einem „Biblischen Lehrhaus“, eine Reihe über die Passionsgeschichte des Johannesevangeliums. Doch KuKuC will nicht nur schwere Kost liefern. So gibt es regelmäßig ein offenes Singen, das ein Musiktherapeut, ebenfalls Bewohner der Höfe, anbietet und das in der Gründung eines Chores münden soll.

Bei der „Aktion Mensch“ sind Mittel gemeinsam mit dem Johanneswerk, das in den Claudius-Höfen angesiedelt ist und einige der Bewohner betreut, beantragt worden zur Förderung eines integrativen Theaterprojektes, das einer der Bewohner, ein Laienschauspieler, der engen Bezug zum Schauspielhaus pflegt, initiieren will. Dabei ist geplant, dass Nachbarn (und spätere Darsteller) sich mit dem Thema des gemeinsamen Wohnens auseinandersetzen und für die Bühne entwickeln. „Die Aussichten schätze ich optimistisch ein, so dass geplant ist, das Stück Anfang 2014 zur Aufführungsreife zu bringen“, sagt Wengst.

Die Ausstellung „Wie man die Welt sieht, hängt von der Perspektive ab“ ist zunächst bis zum 21. Juli im Claudiussaal (gegenüber vom Marktcafé) in den Claudiushöfen zu sehen; geöffnet freitags bis sonntags 15 bis 19 Uhr. Die Eröffnung ist am Samstag um 15.30 Uhr.